Fragestellung: Wie ist die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Erenumab, einem monoklonalen Antikörper gegen den Rezeptor von Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) im Vergleich zu Topiramat?

Hintergrund: In großen Phase-III-Studien wurde die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Erenumab für die Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne belegt [1, 2]. Bisher wurde aber nicht untersucht, ob die Wirksamkeit und die Verträglichkeit mit der seit Langem etablierten Migräneprophylaxe mit Topiramat vergleichbar sind.

Patienten und Methodik: HER-MES war eine 24-wöchige, randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie, die an 82 Standorten in Deutschland durchgeführt wurde. Patienten mit mindestens vier Migränetagen pro Monat erhielten nach dem Zufallsprinzip (1:1) entweder subkutanes Erenumab in einer Dosis von 70 oder 140 mg/Monat plus orale Topiramat-Placebos oder orales Topiramat in der Dosis von 50-100 mg/Tag plus subkutanes Erenumab-Placebo. Der primäre Endpunkt der Studie war der Abbruch der Behandlung aufgrund eines unerwünschten Ereignisses während der Doppelblindphase. Der wichtigste sekundäre Endpunkt war der Anteil der Patienten, die in den letzten drei Monaten der Doppelblindphase eine Verringerung der Zahl der monatlichen Migränetage um mindestens 50 % gegenüber dem Ausgangswert der Doppelblindphase erreichte.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 777 Patienten randomisiert, von denen 95,1 % die Studie abschlossen (mittleres Alter: 40,7 Jahre; 86 % Frauen). 80 % behandelten ihre Migräneattacken mit migränespezifischen Medikamenten. 60 % hatten bisher keine Migräneprophylaxe erhalten. Die mittlere Zahl der Kopfschmerztage pro Monat bei Eintritt in die Studie betrug 11,5, die mittlere Zahl der Migränetage pro Monat 10,4. In der Erenumab-Gruppe brachen 10,6 % der Patienten die Therapie aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen ab, verglichen mit 38,9 % in der Topiramat-Gruppe (Odds-Ratio [OR], 0,19; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,13-0,27; p < 0,001). Signifikant mehr Patienten erreichten mit Erenumab eine 50-prozentige Reduktion der Zahl der monatlichen Migränetage gegenüber dem Ausgangswert (55,4 % vs. 31,2 %; OR 2,76; 95 %-KI 2,06-3,71; p < 0,001). Es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. In der Erenumab-Gruppe brachen 41 Patienten (10,6 %) die Therapie wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen ab, in der Topiramat-Gruppe 151 Patienten (38,9 %). Die häufigsten Nebenwirkungen unter Erenumab waren Aufmerksamkeitsdefizite, Müdigkeit und Übelkeit. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Topiramat waren Missempfindungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Übelkeit, Müdigkeit, Schwindel und depressive Stimmungslage.

Schlussfolgerungen: Erenumab zeigte im Vergleich zu Topiramat ein günstigeres Verträglichkeits- und Wirksamkeitsprofil.

Reuter U, Ehrlich M, Gendolla A et al. Erenumab versus topiramate for the prevention of migraine - a randomised, double-blind, active-controlled phase 4 trial. Cephalalgia 2021; PMID 347435790