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Die COVID-19-Pandemie und der damit verbundene psychosoziale Stress können für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen klinisch relevante Auswirkungen haben. Vor allem bei ADHS besteht ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe.
Die COVID-19-Pandemie habe direkte und indirekte Folgen auf die psychische Gesundheit, so PD Dr. Andreas Menke, Ärztlicher Direktor und Chefarzt, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medical Park Chiemseeblick, Bernau. SARS-CoV-2 kann über den Nervus olfactorius ins Gehirn gelangen, wo es die Entstehung von Mikrothrombosen, Zelltod und Konnektivitätsveränderungen induzieren kann [Steardo L et al. Transl Psychiatry 2020;10:261]. Der Lockdown und pandemieassoziierter Stress können über die Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse indirekte Effekte auf das Wohlbefinden auslösen [Steardo L et al. Transl Psychiatry 2020;10:261].
COVID-19 und psychiatrische Erkrankungen können sich laut Menke gegenseitig beeinflussen. Eine Datenanalyse von 61 Millionen COVID-19-Patienten aus 360 Krankenhäusern in den USA hat gezeigt, dass Menschen mit ADHS, bipolaren Störungen, Depression oder Schizophrenie ein signifikant erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 haben [Wang Q et al. World Psychiatry 2021;20:124-130]. Das Risiko einer COVID-19-bedingten Hospitalisierung war signifikant höher als bei Patienten ohne psychiatrische Erkrankungen (27,4 % vs. 18,6 %; p < 0,001); die Mortalität war etwa doppelt so hoch (8,5 % vs. 4,7 %; p < 0,001). Auch nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und relevante Komorbiditäten wie Krebs, Diabetes, kardiovaskuläre oder respiratorische Begleiterkrankungen hatten die psychisch Kranken ein höheres Risiko für eine COVID-19-Infektion. Zudem wurde in der ADHS-Gruppe ein geschlechtsabhängiger Unterschied festgestellt: Frauen mit ADHS erkrankten doppelt so häufig an COVID-19 wie Männer (adjustierte Odds-Ratio: 2,03; 95 %-Konfidenzintervall 1,73-2,35; p < 0,001). Neue Daten bestätigen, dass ADHS Risikofaktor für eine COVID-19-Infektion ist. Sie zeigen aber auch, dass eine gut eingestellte ADHS-Medikation dieses Risiko senkt [Merzon E et al. J Atten Disord 2021;25:1783-90]. Anders als unbehandelte ADHS-Patienten hatten die Behandelten kein erhöhtes COVID-19-Risiko im Vergleich zu Menschen ohne ADHS (Abb. 1). "Wenn Impulsivität und Konzentrationsstörungen durch eine geeignete ADHS-Medikation wie zum Beispiel Medikinet adult im Griff sind, fällt es den ADHS-Patienten leicht, die Coronamaßnahmen umzusetzen und das Risiko damit zu senken", resümierte Menke.
DGPPN-Kongress 2021, Symposium "Die verschiedenen Sichtweisen und psychischen Folgen von ADHS und Stress", 25.11.2021; Veranstalter: Medice
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Ameri, A. Pandemie als zusätzlicher Stressor. InFo Neurologie 24, 52–53 (2022). https://doi.org/10.1007/s15005-022-2258-8
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