Ist es sinnvoll, lang wirksame Prophylaktika während einer Migräneattacke zu applizieren? In der Studie RELIEF wurde das nun erstmalig doppelblind und randomisiert mit einem CGRP-Antikörper erprobt.

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Eptinezumab ist ein gegen CGRP gerichteter monoklonaler Antikörper, der in den USA zur Migräneprophylaxe zugelassen ist, die europäische Zulassung ist beantragt. Die Substanz wird intravenös infundiert, die Standarddosierung beträgt 100 mg vierteljährlich.

Dr. Roger Cady, Firma Lundbeck im kalifornischen San Diego, berichtete beim EAN-Kongress über die Studie RELIEF [1, 2, 3]. 480 Erwachsene mit episodischer Migräne, bei denen eine medikamentöse Prophylaxe infrage kam, nahmen daran teil. Ein bis sechs Stunden nach Beginn einer mittelschweren bis schweren Migräneattacke erhielten diese doppelblind randomisiert entweder Eptinezumab 100 mg oder Placebo intravenös.

Weniger Bedarfsmedikation benötigt

Die mit Eptinezumab Behandelten erreichten in RELIEF signifikant früher Schmerzfreiheit als die Kontrollgruppe (HR: 1,54; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 1,20-1,98; p = 0,0006). Die mediane Zeit bis zur Schmerzfreiheit betrug unter Verum vier, unter Placebo neun Stunden. Auch das subjektiv am meisten belastende kopfschmerzbegleitende Symptom sistierte unter Eptinezumab signifikant früher als unter Placebo (HR: 1,75; 95 %-KI: 1,41-2,19; p = 0,0006).

31,5 % der Verum- und 59,9 % der Placebogruppe verwendeten in den folgenden 24 Stunden eine Bedarfsmedikation gegen Migräne. Dieser Unterschied war statistisch signifikant (Odds Ratio [OR]: 0,31; 95 %-KI: 0,21-0,45; p < 0,001) [1, 2].

Zeit bis zur nächsten Attacke verdoppelt

RELIEF zeigte, dass Eptinezumab auch dann prophylaktisch wirksam ist, wenn es während einer Migräneattacke gegeben wird: Die mediane Zeit bis zur nächsten Migräneattacke betrug zehn Tage in der Verum- und fünf Tage in der Placebogruppe. Auch die im Headache-Impact-Test(HIT)-6 gemessene migränebedingte Belastung ging unter Eptinezumab stärker zurück als unter Placebo [3].

Behandlungsassoziierte Nebenwirkungen traten bei 10,9 % der Erenumab- und 10,3 % der Placebogruppe auf. Als häufigste Nebenwirkung wurde Hypersensitivität registriert, bei 2,1 % der mit Verum und keinen der mit Placebo Behandelten.

Die Studie zeige, so Cady, dass Eptinezumab nicht nur in der Prophylaxe wirksam sei, sondern dass es durchaus von Nutzen sein könne, die Infusion während einer Migräneattacke zu verabreichen [2].

Cady R. E-presentation. Session EPR114 Headache and Pain 2, 7th Congress of the European Academy of Neurology. https://www.eanvirtualcongress.org/, 19.6.2021