Am 10. März 2021 stellte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek im Rahmen einer Pressekonferenz zwei neue Gesundheitszentren vor. Die Pressemeldung trägt den Titel: "Neue Impulse für die Forschung zur psychischen Gesundheit und zur Kinder- und Jugendgesundheit" [1]. Das Deutsche Zentrum für psychische Gesundheit (DZPG) war lange gefordert und wir konnten nur hoffen, dass es Realität wird. Nun wurde der Grundstein gelegt und die beteiligten Institutionen, Zentren, sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeiten gerade die Konzepte, sodass ein Start Ende 2022 gelingen sollte.

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Für den Wissenschaftsstandort Deutschland ist dies eine sehr erfreuliche Nachricht. Besonders für die Menschen in Deutschland bestehen hierdurch neue Perspektiven auf eine verbesserte Versorgung im Falle einer psychischen Erkrankung. Psychische Erkrankungen sind Volkskrankheiten und durch das DZPG wird dies auch in der notwendigen Art und Weise durch eine langjährige Strukturförderung gewürdigt. Die bisherigen Deutschen Zentren sind die Deutsche Zentren für Neurodegenerative Erkrankungen, für Lungenforschung, für Infektionsforschung, für Herz-Kreislauf-Forschung, für Diabetesforschung, und das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung.

E-Mail: Alkomiet.Hasan@med.uni-augsburg.de

Einmalige Chance

Wenn man bedenkt, dass jedes Jahr fast 30 % der Erwachsenen in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, oder dass psychische Erkrankungen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bösartigen Neubildungen und muskuloskelettalen Erkrankungen zu den vier wichtigsten Ursachen für den Verlust gesunder Lebensjahre zählen [2], wird deutlich, wie notwendig ein DZPG ist. In der InFo Neurologie + Psychiatrie stellen wir Monat für Monat exzellente Studien für die Diagnostik, Verlaufsprognose, aber vor allem Therapien von psychischen Erkrankungen vor. Jedoch wurden davon die wenigsten in Deutschland oder unter Leitung deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durchgeführt. Mit dem DZPG haben wir als Fach die einmalige Chance, hier eine internationale Spitzenposition einzunehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es jedoch noch viele weitere Elemente: die Schaffung einer kompetitiven und funktionierenden digitalen Gesundheitsinfrastruktur, von regionalen und überregionalen Implementierungsnetzwerken oder die feste Einbindung der Wissenschaft in das medizinische Curriculum sind einige Beispiele. Letzteres zeigt sich in schöner Weise im neuen Nationalen Lernzielkatalog Medizin.

Für Wissenschaft begeistern

Letztendlich ist jedoch entscheidend, dass wir sowohl unsere Studierenden, unsere jungen Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen, aber vor allem unsere Gesellschaft für Wissenschaft in der Psychiatrie und Psychotherapie begeistern. Gelingen kann dies mit guter Wissenschaftskommunikation, einer prowissenschaftlichen Haltung der Leistungserbringer und praxisrelevanten Erfolgsmeldungen. Hierzu ein aktuelles Beispiel - das Wissen um die Real-World-Wirksamkeit der COVID-19-Impfungen und um die Übertragungs- und Infektionswege, aber auch relevante Therapiestudien kamen aus anderen europäischen Ländern, aus Israel und den Vereinigten Staaten. Wir profitieren aber alle davon. Damit wir profitieren können, haben Menschen in anderen Ländern sich bereit erklärt, an Forschung mitzuwirken, es wurden bestehende Register genutzt und die Ergebnisse frühzeitig geteilt. Ich bin mir sicher, dass das DZPG ein Meilenstein für Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland ist und hoffe auf breite Unterstützung bei den Kolleginnen, Kollegen und der Gesellschaft.

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© Universität Augsburg

Prof. Dr. med. Alkomiet Hasan

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Universität Augsburg Medizinische Fakultät, BKH Augsburg