Fragestellung: Die Studie ging zum einen der Frage nach, ob es in der Schwangerschaft bei Frauen mit Epilepsie häufiger zu einer Zunahme der Anfallsfrequenz kommt als bei nicht schwangeren Frauen mit Epilepsie, und zum anderen, ob bei Frauen mit Epilepsie die antiepileptische Medikation in der Schwangerschaft häufiger angepasst werden muss als bei nicht schwangeren Frauen mit Epilepsie.

Hintergrund: Ein großer Mangel der bisherigen Studien zu Veränderungen der Anfallshäufigkeit bei Frauen mit Epilepsie während einer Schwangerschaft bestand darin, dass keine Vergleichsgruppen mit untersucht wurden, um den natürlichen Verlauf der Anfallshäufigkeit berücksichtigen zu können.

Patienten und Methodik: In dieser prospektiven Kohortenstudie wurde bei Frauen mit Epilepsie die Anfallshäufigkeit während der Schwangerschaft einschließlich der ersten sechs Wochen nach der Entbindung (Zeitraum 1) mit der Häufigkeit während der nachfolgenden postpartalen Periode (den folgenden 7,5 Monaten nach der Schwangerschaft; Zeitrum 2) verglichen.

Nicht schwangere Frauen mit Epilepsie wurden als Kontrollen eingeschlossen und hatten eine ähnliche Nachbeobachtung während eines 18-monatigen Zeitraums. Der primäre Endpunkt der Studie war der Anteil der Frauen, die im Zeitraum 1 eine höhere Frequenz von das Bewusstsein beeinträchtigenden Anfällen hatten als im Zeitraum 2. Darüber hinaus wurde überprüft, ob bei den schwangeren Frauen in den ersten neun Monaten des Zeitraums 1 (bis zur Entbindung) häufiger Dosisanpassungen der antiepileptischen Medikamente erfolgten als bei den nicht schwangeren Frauen.

Ergebnisse: Es wurden 351 schwangere Frauen und 109 nicht schwangere Kontrollen mit Epilepsie in die Studie aufgenommen. Unter den 299 Schwangeren und 93 Kontrollpersonen, für die Daten für beide Zeiträume zur Verfügung standen, war die Anfallshäufigkeit im Zeitraum 1 bei 70 Schwangeren (23 %) und bei 23 Kontrollen (25 %) höher als im Zeitraum 2 (Odds Ratio [OR]: 0,93; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,54-1,60). Bis zur Entbindung wurde die Dosis eines Antiepileptikums mindestens einmal bei 74 % der schwangeren Frauen geändert, was in einem vergleichbaren Zeitraum nur bei 31 % der Kontrollen erfolgte (OR: 6,36; 95 %-KI: 3,82-10,59).

Schlussfolgerungen: Die Autoren ziehen aus ihren Ergebnissen die Schlussfolgerung, dass es bei Frauen mit Epilepsie während der Schwangerschaft nicht häufiger zu einer Anfallszunahme kommt als in der Zeit nach der Geburt oder in einem vergleichbaren Zeitraum bei nicht schwangeren Frauen mit Epilepsie. Dosisänderungen von Antiepileptika waren bei schwangeren Frauen häufiger als bei nicht schwangeren Frauen.

Pennell PB, French JA, May RC et al. Changes in Seizure Frequency and Antiepileptic Therapy during Pregnancy. N Engl J Med 2020; 383: 2547-56