Bei Patienten mit einer schubförmig remittierenden Multiplen Sklerose (RRMS) kann durch eine Impulstherapie mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab (Lemtrada®) der Übergang in eine sekundär progrediente MS (SPMS) hinausgezögert werden.

Im klinischen Studienprogramm zeigte Alemtuzumab über neun Jahre hinweg bei RRMS-Patienten eine konsistente Wirksamkeit auf die jährliche Schubrate, die Behinderung, das Gehirnvolumen und weitere MRT-Parameter, ohne dass im neunten Jahr weitere Sicherheitssignale beobachtet wurden, berichtete Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. Das Auftreten unerwünschter Ereignisse nahm über die Zeit ab. Der Wirkstoff könne nicht nur eine Stabilisierung, sondern auch eine langfristige Verbesserung des EDSS(Expanded Disability Status Scale)-Werts bewirken [Montalban X et al. Mult Scler 2019;25:357-580, P974; Comi G et al. Mult Scler 2019;25: 131-356, P645].

Es zeigten sich niedrige Konversionsraten in eine SPMS: Nach sechs Jahren entwickelten lediglich 1,1 % der therapienaiven und 3,7 % der vorbehandelten Patienten eine SPMS, im Gegensatz zu 18 % einer therapierten, vergleichbaren Patientenpopulation (MSBase-Kohorte) [Horakova D et al. Mult Scler J 2017;23:427-679, P1195; Lorscheider J et al. Brain 2016;139:2395-405].

Langzeitdaten aus den Zulassungsstudien für Patienten mit hochaktiver MS über neun Jahre bestätigen die positiven Ergebnisse, zum Beispiel eine anhaltende Reduktion der Schubrate beziehungsweise Stabilisierung und/oder Verbesserung bestehender Behinderungen [TOPAZ-Studie, Ziemssen T et al. CNS Drugs 2020;34:973-88]. In den Acht-Jahres-Daten war bei 59 % der Patienten keine zusätzliche Alemtuzumab-Phase erforderlich geworden. Es zeigten sich konstante oder sogar verbesserte EDSS-Werte (Abb. 1) sowie eine dauerhafte Reduktion des krankheitsbedingten Hirnvolumenverlusts, betonte Kleinschnitz.

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figure 1

Mod. nach Limmroth V et al. Mult Scler 2019;25(S2):357-580, P1012

Stabilisierte und verbesserte Behinderungswerte (Expanded Disability Status Scale, EDSS). SC IFNB-1a = Interferon beta-1a subkutan.

Mit Abschluss des Artikel-20-Verfahrens hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) das positive Nutzen-Risiko-Profil von Alemtuzumab bestätigt [https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/refferals/lemtrada (letzter Zugriff 20.12.2019)]. Nach der aktualisierten Indikation kann Alemtuzumab wieder als Erst- und Zweitlinientherapie eingesetzt werden, so Kleinschnitz.

Digitale Pressekonferenz "MS Praxis - Fokus Alemtuzumab", 26.11.2020; Veranstalter: Sanofi Genzyme