Fragestellung: Sind Statine in der Primär- und Sekundärprävention des ischämischen Insults wirksam?

Hintergrund: Erhöhtes LDL-Cholesterin ist ein nachgewiesener und modifizierbarer Risikofaktor für kardio- und zerebrovaskuläre Erkrankungen. In der Pathophysiologie der koronaren Herzerkrankung spielt LDL-Cholesterin eine wichtigere Rolle als für den ischämischen Insult. Statine sind der Goldstandard der lipidsenkenden Therapie und die am häufigsten zur Behandlung erhöhter LDL-Cholesterinwerte eingesetzten Lipidsenker. Im Hinblick auf die Schlaganfallprävention verwendeteten die bisherigen Metaanalysen als primären Endpunkt die Kombination aus ischämischem Insult und zerebraler Blutung. In dieser Metaanalyse wurde als Endpunkt die Reduktion ischämischer Insulte festgelegt.

Patienten und Methodik: Die Autoren führten eine Literaturrecherche bis November 2018 durch. Sie berücksichtigen Studien, welche die folgenden Kriterien erfüllten: erwachsene Personen, randomisiertes kontrolliertes Design und Outcome-Daten zu ischämischen Schlaganfällen.

Ergebnisse: Vier Studien zur Primärprävention und vier Studien zur Sekundärprävention erfüllten die Auswahlkriterien der Autoren. Eine lipidsenkende Therapie mit Statinen war mit einem geringeren Risiko für einen ischämischen Schlaganfall in der Primärprävention assoziiert. Das Risikoverhältnis (RR) betrug 0,70 mit einem 95 %-Konfidenzintervall (95 %-KI) von 0,60-0,82; p < 0,001. In der Sekundärprävention betrug der RR-Wert 0,80, mit einem 95 %-KI von 0,70-0,90 (p < 0,001). Es zeigte sich eine lineare Beziehung zwischen der absoluten Risikoreduktion eines ischämischen Schlaganfalls und der erreichten LDL-Cholesterinspiegel in der Sekundärprävention (angepasstes R-Quadrat: 0,90).

Schlussfolgerung: Eine Reduktion des LDL-Cholesterinspiegels mit Statinen ist sowohl zur Primär- als auch zur Sekundärprävention des ischämischen Schlaganfalls wirksam.

Milionis H, Ntaios G, Korompoki E et al. Statin-based therapy for primary and secondary prevention of ischemic stroke: A meta-analysis and critical overview. Int J Stroke 2020;15:377-84