Fragestellung: Kann bei Patienten, die eine transitorische ischämische Attacke (TIA) oder einen leichten Schlaganfall erlitten haben, durch ein strukturiertes Nachsorgeprogramm die Häufigkeit sekundärer vaskulärer Ereignisse reduziert werden?

Hintergrund: Patienten mit TIA und leichtem ischämischen Insult haben ein erhebliches Risiko, in den ersten Jahren nach dem initialen Ereignis ein weiteres oder neues vaskuläres Ereignis zu erleiden [1]. Daher wird neben einer antithrombotischen Therapie eine stringente Behandlung vaskuläre Risikofaktoren empfohlen. Die Umsetzung der Therapieziele scheitert allerdings häufig im klinischen Alltag. Daher wäre es wichtig zu wissen, ob ein strukturiertes Nachsorgeprogramm die Compliance mit Maßnahmen der Sekundärprävention verbessern kann und ob dies zu einer Reduktion vaskulärer Ereignisse führt.

Patienten und Methodik: Die Studie war eine offene, multizentrische, internationale, randomisierte und kontrollierte Studie, die an sieben Stroke-Units in Deutschland und einer Stroke-Unit in Dänemark durchgeführt wurde. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem leichten bis mittelschweren Schlaganfall oder einer TIA und mindestens einem behandelbaren vaskulären Risikofaktor. Der Studieneinschluss musste innerhalb von zwei Wochen nach dem Ereignis stattfinden. Eine Hälfte der Patienten wurde randomisiert einem Nachsorgeprogramm zugeteilt. Dieses Programm enthielt acht ambulante Termine über zwei Jahre, bei denen die Patienten über Risikofaktoren aufgeklärt wurden, diese überprüft wurden und versucht wurde, die Behandlung zu optimieren. Die andere Hälfte der Patienten verblieb in der ambulanten Regelversorgung. Der primäre Endpunkt der Studie war die Kombination schwerwiegender vaskulärer Ereignisse wie Schlaganfall, akutes Koronarsyndrom oder vaskulärer Tod.

Ergebnisse: Von August 2011 bis Oktober 2017 wurden 2.098 Patienten in die Studie aufgenommen. Davon waren je 50 % der Gruppe des Unterstützungsprogramms oder der ambulanten Regelversorgung zugeordnet worden. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 67,4 Jahre und 700 (34 %) waren Frauen. Insgesamt 87 % der Patienten hatten eine arterielle Hypertonie, 24 % einen Diabetes mellitus, 17 % Vorhofflimmern und 25 % waren Raucher. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 3,6 Jahren hatten 163/1.030 (15,8 %) Patienten der Gruppe des Unterstützungsprogramms und 175/1.042 (16,8 %) der Patienten der Gruppe der konventionellen Versorgung (Hazard Ratio [HR]: 0,92, 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,75-1,14). Die Gesamtzahl der vaskulären Ereignisse betrug 209 für die Interventions- und 225 für die Regelversorgungsgruppe (Inzidenzrate: 0,93, 95 %-KI: 0,77-1,12; p = 0,46). Die Gesamtsterblichkeit lag bei 7,1 % in der Unterstützungs- und bei 8,2 % in der konventionellen Behandlungsgruppe (HR: 0,85, 95 %-KI: 0,62-1,17). In der Gruppe des Unterstützungsprogramms erreichten mehr Patienten die vorgegebenen Ziele der Sekundärprävention (z. B. im 1-Jahres-Follow-up für den Blutdruck 52 % vs. 42 %, p < 0,0001, für LDL-Cholesterin 62 % vs. 54 %, p = 0,0010, für körperliche Aktivität 33 % vs. 19 %, p < 0,0001, und für die Raucherentwöhnung 51 % vs. 34 %, p = 0,0010.

Schlussfolgerungen: Ein strukturiertes Nachsorgeprogramm bei Patienten mit leichtem Schlaganfall oder TIA führte zu einer besseren Kontrolle vaskulärer Risikofaktoren. Das Programm hatte allerdings keinen Einfluss auf die Häufigkeit schwerwiegender vaskulärer Ereignisse und die Sterblichkeit.

Ahmadi M, Laumeier I, Ihl T et al. A support programme for secondary prevention in patients with transient ischaemic attack and minor stroke (INSPiRE-TMS): an open-label, randomised controlled trial. Lancet Neurol 2020; 19: 49-60