Langzeitdaten zur Impulstherapie mit Cladribin-Tabletten bei Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose und hoher Krankheitsaktivität zeigen keine neuen Sicherheitssignale. Auch unter Alltagsbedingungen bestätigte sich die vergleichsweise gute Verträglichkeit.

Die Therapie mit Cladribin-Tabletten (Mavenclad®), die auf die Lymphozyten abziele, sei auch über einen Zeitraum von zehn Jahren gut verträglich gewesen und habe ein gutes Sicherheitsprofil gehabt, erklärte Professor Sven Meuth, Institut für Translationale Neurologie des Universitätsklinikums Münster. Die von ihm vorgestellte Analyse basiert auf den Phase-III-Studien CLARITY, CLARITY EXT und ORACLE-MS sowie dem Sicherheitsregister PREMIERE [Cook S et al. P1142, ECTRIMS 2017].

Die Infektionsrate sei vergleichbar mit Placebo, es gebe kein erhöhtes Risiko für schwere oder opportunistische Infektionen und es sei keine progressive multifokale Leukenzephalopathie aufgetreten, sagte Meuth (▶Abb. 1). Jedoch war die Häufigkeit von Herpes zoster-Infektionen unter Cladribin erhöht, sodass insbesondere bei ausgeprägter Lymphopenie auf eine Zoster-Prophylaxe zu achten sei.

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13 Jahre klinische Erfahrung in Studien und Register: Infektionsinzidenzraten (AESI) vergleichbar mit Placebo

Nach Vortrag Meuth, Universitätsklinikum Münster (nach Cook et al. ECTRIMS 2017, P1142)

Ein günstiges Sicherheitsprofil ergab auch eine Analyse von 95 Patienten aus der Klinik von Professor Christoph Kleinschnitz, Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Essen, die seit sechs Monaten mit Cladribin-Tabletten behandelt wurden. Die vorläufigen Real-World-Daten würden die klinischen Studien bezüglich Sicherheit und Wirksamkeit widerspiegeln, erklärte er. Es habe jedoch weniger höhergradige Lymphopenien und häufiger Herpes-zoster-Erkrankungen als in der CLARITY-Studie gegeben. Zudem berichtete er von haut- und haarassoziierten Nebenwirkungen sowie von transienter Fatigue.

Professor Gerd Fätkenheuer, Klinik für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln, hob die Bedeutung von Impfungen beim Einsatz von Immunsuppressiva hervor. In Bezug auf Varicella zoster empfahl er, den Serostatus vor Therapiebeginn zu überprüfen und bei negativem Status eine Impfung vorzunehmen — wobei es sich um eine Lebendimpfung handelt, bei der ein Abstand zur Immuntherapie eingehalten werden muss. Eine Aciclovir-Prophylaxe sollte bei Einnahme von Cladribin nach seinen Angaben nur nach individueller Abschätzung erfolgen.