Patienten mit der seltenen Systemerkrankung tuberöse Sklerose (TSC) konnten bis vor kurzem nur symptomatisch behandelt werden. Die Erkenntnis, dass der mTOR-Signalweg eine zentrale Rolle bei der Entstehung der TSC spielt, wird inzwischen bei drei TSC-assoziierten Erkrankungen – dem Subependymalen Riesenzellastrozytom (SEGA), renalen Angiomyolipomen (AML) und seit Januar 2017 refraktären epileptischen Anfällen – in einer ursächlichen medikamentösen Therapie mit Everolimus umgesetzt. Die tuberöse Sklerose (Tuberous Sclerosis Complex, TSC) ist mit einer Inzidenz von etwa 1 : 6.000 und einer geschätzten Prävalenz von weltweit ein bis zwei Millionen Betroffenen eine sehr seltene Multisystemerkrankung, berichtete Dr. Adelheid Wiemer-Kruel, Leiterin des TSC-Zentrums am Epilepsiezentrum, Kork. Ursache der Erkrankung sind zu 85 % (in 70 % der Fälle spontane) Mutationen in einem der Tumorsuppressorgene TSC1 oder TSC2, durch die der Proteinkomplex seine inhibitorische Wirkung auf die Serin/Threonin-Kinase mTOR verliert, so die Expertin.

Durch die konstitutive Aktivierung der mTOR-gesteuerten Signalwege kommt es zum unkontrollierten Zellwachstum und zur Ausbildung von Fehlbildungen und Tumoren in nahezu allen Organen [Yales JRW, Europ J Hum Gen 2006; 14: 1065 – 73]. 85 % der Patienten entwickeln meist im ersten Lebensjahr und bei mehr als einem Drittel der Fälle refraktäre Epilepsie. Der Bedarf an wirksamen Therapien ist groß, da die Symptome in einer vulnerablen Entwicklungsphase des Gehirns beginnen, und bei immerhin ≥ 60 % der Kinder kognitive Entwicklungs- und Verhaltensstörungen oder Autismus auftreten [Crino PB et al. NEJM 2006; 13:1345-1356; Curatolo P Lancet 2008; 372: 657 – 68].

Seit Januar 2017 kann bei Patienten ab zwei Jahren mit refraktären partiellen epileptischen Anfällen mit und ohne Generalisierung der mTOR-Inhibitor Everolimus (Votubia®) als Begleittherapie eingesetzt werden. Seine Wirksamkeit und Sicherheit hatte er in der dreiarmigen, randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten Phase-III-Studie EXIST-3 bei Patienten ab zwei Jahren mit TSC und behandlungsresistenten epileptischen Anfällen bewiesen, die zusätzlich ein bis drei antiepileptische Medikamente erhielten: Unter Everolimus konnte in niedriger und hoher Plasmakonzentration (3 – 7 ng/ml bzw. 9-15 ng/ml) die Krampfanfallinzidenz statistisch signifikant um 50 % (28,2 % bzw. 40,0 % vs. Plazebo 15,1 %; p < 0,0001) sowie die Anfallshäufigkeit gegenüber dem Studienbeginn prozentual (– 29,3 % bzw. -39,6 % vs. – 14,9 % p < 0,0001) verringert werden (▶Abb. 1) [French JA et al. Lancet 2016; 388: 2153 – 63].

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figure 1

Mittlere Veränderung der Anfallshäufigkeit gegenüber dem Ausgangswert in Prozent.

Mod. nach [French JA et al. Lancet 2016; 388: 2153 – 63]