Eine unzureichende Krankheitskontrolle kann weitreichende Folgen für den langfristigen Krankheitsverlauf und die Lebensqualität von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) haben. Jeder Schub unter einer laufenden Basistherapie ist ein Prädiktor für einen ungünstigen weiteren Krankheitsverlauf, so Privatdozent Dr. Björn Tackenberg, Universitätsklinikum Marburg. „Daher muss versucht werden, bei den Betroffenen mittels einer rechtzeitigen und dauerhaften Therapieoptimierung eine möglichst vollständige Freiheit von klinisch relevanter und messbarer Krankheitsaktivität zu erreichen“, sagte Tackenberg. „Dass der Bedarf für eine Therapieeskalation in der klinischen Praxis hoch ist, konnte eine Kohortenstudie bei über 9.000 deutschen Patienten mit schubförmig remittierender MS zeigen: Jeder Vierte erfüllte die Kriterien für eine Therapieanpassung mit Natalizumab“, betonte Tackenberg [Mäurer M et al. Eur J Neurol 2012; 18: 1036 – 45] (▶Abb. 1).

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Schubförmig remittierende Multiple Sklerose: Anteil der Patienten mit unzureichender Krankheitskontrolle in Deutschland (IFN: Interferon, GA: Glatirameracetat)

© Mod. nach Mäurer M et al. Eur J Neurol 2012;18:1036–1045

Natalizumab (Tysabri®) sei ein Medikament, das in den Zulassungs- und Extensionsstudien während des gesamten Beobachtungszeitraums eine hohe und andauernde Wirksamkeit gezeigt habe, so der Neurologe. Die 6-Jahres-Daten der Langzeitbeobachtungsstudie STRATA bestätigen diese anhaltend gute Wirksamkeit: Bei den bereits initial mit Natalizumab behandelten Patienten betrug die jährliche Schubrate 0,13, bei den initial mit Placebo behandelten Patienten 0,19 [Rudick R et al. Mult Scler J 2013; 19 (S1): 250 – 1, Abstract P593].

Bei MS-Patienten mit positivem JC (John Cunningham)-Virus-Antikörperstatus steigt unter einer Therapie mit Natalizumab nach zwei Jahren das Risiko für die Entwicklung einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML). Für die Früherkennung dieser zwar seltenen, aber potenziell schwerwiegenden Nebenwirkung sind eine konsistente Befundung sowie ein regelmäßiger Arzt-Patienten-Kontakt unverzichtbar.