Morbus Menière ist eine Innenohrerkrankung mit der klassischen Symptomtrias Drehschwindel, Tiefton-Hörminderung und Tinnitus. „Anfangs treten die charakteristischen Symptome anfallsweise auf, im zeitlichen Verlauf können Hörminderung und Tinnitus jedoch persistieren“, informierte Dr. Frank Waldfahrer, HNO-Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. Eine effektive Anfallsprophylaxe ist mit dem Histamin-Derivat Betahistin möglich, das vor allem antagonistisch an präsynaptischen H3-Rezeptoren und daneben agonistisch an postsynaptischen H1-Rezeptoren wirkt. „In der praktischen Anwendung ist zu beachten, dass Betahistin in zwei verschiedenen Salzen verfügbar ist, nämlich als Betahistin-Dihydrochlorid (z. B. Betavert® N) und als Betahistin-Dimesilat (z. B. Betavert®)“, erläuterte Waldfahrer. Betahistin-Dihydrochlorid weist im Vergleich zu Betahistin-Dimesilat einen deutlich höheren Wirkstoffanteil auf (▶Abb. 1).

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Betahistin-Dihydrochlorid und Betahistin-Dimesilat unterscheiden sich im Wirkstoffanteil deutlich voneinander.

© Quelle: Hennig Arzneimittel

Darüber hinaus ist Betahistin-Dihydrochlorid in höher dosierten Fertigarzneimitteln erhältlich. „Da mit Betahistin-Dihydrochlorid durch den höheren Wirkstoffanteil einer einzelnen Tablette auch deutlich höhere Wirkspiegel erreicht werden, ist es wichtig, bei der Verordnung auf die präzise Angabe des Wirkstoffs zu achten“, riet der HNO-Arzt.

Darüber hinaus ist es laut Waldfahrer wichtig, Betahistin ausreichend hoch dosiert zu geben. Empfehlenswert seien zwei Tabletten Betahistin-Dihydrochlorid der Wirkstärke 24 mg täglich. Möglich seien allerdings auch höhere Dosierungen bis zu dreimal täglich 48 mg [Strupp M et al. 2008; Acta Otolaryngol 128: 520 – 24].

Bei allen anderen Schwindelursachen – insbesondere bei Schwindel im Alter – ist die Fixkombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat (Arlevert®) dem Wirkstoff Betahistin weit überlegen. „Umfragen sowie die Verordnungsstatistik zeigen, dass Betahistin dennoch sehr häufig auch bei anderen Erkrankungen mit Schwindel eingesetzt wird. Bei den verordnenden Ärzten besteht offenbar noch ein erheblicher Aufklärungsbedarf“, schlussfolgerte Waldfahrer.