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In der Rubrik „Literatur kompakt“ werden die wichtigsten Originalarbeiten aus der internationalen Fachliteratur referiert.

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Britische Forscher haben nun eine umfangreiche Kohortenstudie durchgeführt, in der sich die Wissenschaftler auf die Inzidenz schwerer Komplikationen nach einer minimalinvasiven partiellen Meniskektomie konzentrierten [1]. Die Studie stützte sich auf Daten der Hospital Episodes Statistics (HES) für England. In diesem Pool sind die Klinikdaten von über einer Million Kniepatienten gespeichert, die sich zwischen April 1997 und März 2017 einer arthroskopischen partiellen Meniskektomie unterzogen haben. Ausgewertet wurden 699.965 Fälle, wobei nur unilaterale Operationen berücksichtigt wurden.

Schwere Komplikationen bei 0,3 % der Patienten

Wie Abram und sein Team berichten, kam es innerhalb von 90 Tagen nach dem Eingriff bei 2.218 Patienten (0,31 %) zu schweren Komplikationen, darunter 546 Lungenembolien und 944 Infektionen, die eine erneute Gelenkoperation erforderten. Von den Lungenembolien verliefen zehn (1,8 %) tödlich. Insgesamt lag die postoperative Todesrate innerhalb von 90 Tagen bei 0,03 %.

Höheres Lebensalter wurde als einer der Hauptrisikofaktoren für das Auftreten einer Komplikation festgestellt. Das Risiko schwerer Komplikationen stieg mit jeder Lebensdekade um 25 %. Bei unter den 20-Jährigen lag die Risikorate bei 0,15%, bei über 80-jährigen Patienten hingegen bei 1,01 %.

Auch Begleiterkrankungen sind für die Komplikationsraten relevant

Begleiterkrankungen der Patienten hatten die Forscher mithilfe des Charlson-Komorbiditätsindexes erfasst. Pro zehn Punkte auf dem Index stieg das Risiko schwerer Komplikationen um den Faktor 1,86. Dabei handelte es sich vor allem um Herzinfarkte, Schlaganfälle und Infektionen. Das Risiko, eine Lungenembolie oder eine septische Arthritis im Kniegelenk zu erleiden, war nach einer Meniskusteilresektion deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. Letztlich, so die Experten, komme auf 77.519 partielle Meniskektomien ein mit dem Eingriff assoziierter Todesfall.

Die erhöhte Rate an Lungenembolien gebe insbesondere vor dem Hintergrund zu denken, dass bei der arthroskopischen Meniskektomie keine routinemäßige Thromboseprophylaxe empfohlen wird. „Unsere Studienergebnisse könnten dazu anregen, die Empfehlungen zur Thromboseprophylaxe bei der partiellen Meniskektomie zu überdenken“, schreiben die Autoren, und zwar „insbesondere bei Hochrisikopatienten“. Ob zur Vermeidung von Gelenkinfektionen eine antibiotische Prophylaxe sinnvoll wäre, bleibt dahingestellt. In der Studie konnte nicht ermittelt werden, ob die Patienten vor dem Eingriff eine solche erhalten hatten.

Fazit: Wie Abram und Kollegen betonen, stellt die Evidenz aus aktuellen Studien den Nutzen der partiellen Meniskektomie zunehmend infrage. Eine gerade erst in der Fachzeitschrift JAMA publizierte Studie zeigt, dass der Eingriff bei einem nicht obstruktivem Meniskusriss keine besseren Ergebnisse liefert als physiotherapeutische Maßnahmen [2]. Gegenwärtig, so die Experten, werde die arthroskopische Meniskektomie nur noch empfohlen, wenn „spezifische radiologische Befunde vorliegen, die mit den Symptomen korrespondieren“, und auch erst dann, wenn konservative Therapiemaßnahmen gescheitert sind. „Ist der erwartete Nutzen gering, sollte man die Gefahr der Übertherapie und das potenzielle Risiko schwerer Komplikationen bedenken“, raten die Autoren.