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Standortfaktor „Ambulante ärztliche Versorgung“: Debatten und Strategien im Bundesland Hessen

Location Factor “Ambulatory Medical Care”: Debates and Strategies in the Federal State of Hessen

  • Bericht aus Forschung und Praxis
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Raumforschung und Raumordnung

Zusammenfassung

Bedingt durch den zunehmenden Ärztemangel ist in vielen Regionen Deutschlands die ambulante ärztliche Versorgung als bedeutender Standortfaktor in den Blickpunkt von Politik und Verwaltung gerückt. Im vorliegenden Beitrag werden am Beispiel des Bundeslandes Hessen die Ausgangsbedingungen der ambulanten medizinischen Versorgung in den verschiedenen Landesteilen aufgezeigt und es wird auf die vorhandenen Planungsinstrumente zur Steuerung bzw. Beeinflussung der Versorgungssituation eingegangen. Ausgehend von der kritischen Analyse der Leistungsfähigkeit dieser Planungsinstrumente fokussiert der Beitrag auf die aktuell diskutierten neuen Handlungsstrategien zur Sicherstellung und Optimierung der ambulanten ärztlichen Versorgung – als Beitrag zur Sicherstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in gesamt Hessen. Schließlich wird diese Debatte bewertet.

Abstract

Due to an increasing lack of doctors in many regions of Germany the location of the ambulatory medical care has become a significant focus of politics and the administration. The report at hand shows the starting conditions of the ambulatory medical care as exemplified within different parts of Hessen. The currently used planning tools of control, especially with respect to its influence on the medical care situation are to be analyzed as well. Based on a critical analysis of the efficiency of these planning tools the focus is put on the currently discussed new action strategies for ensuring and optimizing the ambulatory medical care as a contributing factor in securing equal living conditions throughout Hessen. Finally, this debate will be evaluated.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3

Notes

  1. Seit Mitte dieses Jahrzehnts werden von Wissenschaft und Praxis verstärkt die Potenziale der Gesundheitswirtschaft zur Mobilisierung zusätzlicher Synergien zur lokalen und regionalen Entwicklung in den Fokus genommen. Zu den Hintergründen sowie den Handlungsansätzen siehe stellvertretend Bertelsmann-Stiftung (2008: 48 ff.) und Claussen (2005).

  2. Eine bundesweite Thematisierung der Herausforderungen und erster Handlungsansätze für die wohnortnahe Sicherstellung der medizinischen Versorgung ist beispielsweise aktuell im Handlungskonzept der Bundesregierung zur Weiterentwicklung der ländlichen Räume (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2009: 23) sowie auch im Zusammenhang mit dem Modellvorhaben der Raumordnung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen „Anpassungsstrategien für ländliche/periphere Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang in den neuen Ländern“ erfolgt.

  3. Eine breite Aufarbeitung der aktuellen Herausforderungen und der gesellschaftlichen Debatte in deren Grundzügen hierzu hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in seinem Sondergutachten 2009 vorgenommen (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen 2009).

  4. In der wissenschaftlichen und planungspraktischen Literatur werden die Einrichtungen des Gesundheitswesens regelmäßig zu den zwingend erforderlichen Ausstattungen der Daseinsfürsorge gezählt, wobei diese in der Regel der „sozialen Infrastruktur“ zugerechnet werden (vgl. hierzu auch Zapf 2005).

  5. Im Frühjahr 2008 haben sich mehrere Landkreise an den Hessischen Landkreistag gewandt, da vor Ort Probleme mit Nachfolgeregelungen in Haus- und Facharztpraxen entstanden sind und diese zugleich öffentlich diskutiert wurden. Daraufhin hat der Hessische Landkreistag im Juli 2008 eine schriftliche Umfrage unter den 21 Landkreisen in Hessen zur Versorgungssituation im ambulanten Bereich durchgeführt und nach einer Einschätzung zur Gefährdung der Versorgung, zu den bereits veranlassten Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung sowie zu den Handlungsoptionen befragt. An dieser Umfrage haben sich 17 der 21 hessischen Landkreise beteiligt.

  6. Im Jahr 2006 fand zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen und den Krankenkassen eine intensive öffentliche Auseinandersetzung zum Thema „Ärztemangel in Hessen“ statt. Um die von den Kassen vertretene Auffassung, es gäbe keinen Ärztemangel und keine Versorgungsengpässe in Hessen, zu widerlegen, hat die Kassenärztliche Vereinigung im Juli 2006 eine umfassende Aufbereitung des hausinternen statistischen Materials zur Arztzahlentwicklung bei den Augenärzten, den Chirurgen, den Gynäkologen, den Hausärzten, den Kinderärzten und den Orthopäden in einer räumlich differenzierten Darstellung für Hessen vorgelegt.

  7. bis 2009: Hessisches Sozialministerium.

  8. Ähnliche Debatten finden sich in mehreren Flächenländern, vor allem in solchen mit großen Anteilen an strukturschwachen ländlichen Regionen. Als ein Ergebnis solcher Debatten kann beispielhaft der Masterplan zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung im Bundesland Rheinland-Pfalz herausgestellt werden, den das dortige für Gesundheit zuständige Ministerium mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der Landesärztekammer und dem Hausärzteverband im Oktober 2007 vereinbart hat.

  9. Orientierung bot hier die bereits im November 2007 abgeschlossene Kooperationsvereinbarung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern und dem Bayerischen Landkreistag, in der von den Vertragspartnern ein abgestimmtes Vorgehen zur gemeinsamen Weiterentwicklung der sektorenübergreifenden medizinischen Versorgung in den bayerischen Landkreisen verabredet wurde.

Literatur

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  • Regierungspräsidium Darmstadt (2000): Regionalplan Südhessen 2000 (einschließlich der Änderungen des Jahres 2004). Darmstadt.

  • Regierungspräsidium Gießen (2001): Regionalplan Mittelhessen 2001. Gießen.

  • Regierungspräsidium Kassel (2001): Regionalplan Nordhessen 2000. Kassel.

  • Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (2009): Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens, Sondergutachten 2009. Bonn.

  • Zapf, K. (2005): Soziale Infrastruktur. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) (Hrsg.): Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover, 1025–1031.

Gesetze und sonstige Rechtsnormen

  • Fünftes Buch Sozialgesetzbuch – Gesetzliche Krankenversicherung – vom 20. Dezember 1988 (BGBl. I S. 2477), zuletzt geändert am 17. März 2009 (BGBl. I S. 534).

  • Raumordnungsgesetz vom 18. August 1997 (BGBl. I S. 2081, 2102), zuletzt geändert am 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986).

  • Hessisches Landesplanungsgesetz in der Fassung vom 12. Dezember 2007 (GVBl. I 27/2007 S. 851).

  • Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Bedarfsplanung sowie die Maßstäbe zur Feststellung von Überversorgung und Unterversorgung in der vertragsärztlichen Versorgung (Bedarfsplanungs-Richtlinie) in der Neufassung vom 15. Februar 2007 (Bundesanzeiger 2007 S. 3491), zuletzt geändert am 19. Februar 2009 (Bundesanzeiger 2009 S. 1655).

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Hilligardt, J. Standortfaktor „Ambulante ärztliche Versorgung“: Debatten und Strategien im Bundesland Hessen. Raumforsch Raumordn 68, 219–229 (2010). https://doi.org/10.1007/s13147-010-0020-z

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