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„Platz an der Sonne“?! Oppositionelle Außenpolitik des Deutschen Kaiserreichs 1890–1914

“Place in the Sun”?! The German Reich and its oppositional foreign policy between 1890 and 1914

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Zusammenfassung

Das Deutsche Reich war vor dem Ersten Weltkrieg ein internationaler Aufsteiger, der sich durch mehrheitlich oppositionelles Verhalten mit der Internationalen Ordnung auseinandersetzte. Vor allem im Bereich der Wirtschafts-, Rüstungs- und Außenpolitik versuchte das Deutsche Reich die Ordnung aktiv umzugestalten. Der Veränderungswunsch drückte sich vor allem durch starke Statusambitionen und subjektiv empfundenen lateralen Druck aus.

Abstract

The German Reich was a rising power before World War I which challenged the international order through mostly oppositional behavior. Especially in economics, armaments and foreign policy it tried to actively recast the international order. The expected change in the international order was mostly motivated by status ambitions and subjectively perceived lateral pressure.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Eine ausführliche Diskussion der abhängigen und unabhängigen Variablen findet in den ersten beiden Artikeln dieses Sonderheftes statt.

  2. Bismarck selber war jedoch kein Verfechter einer offensiven deutschen Weltpolitik. Vielmehr erwarb er die ersten Kolonien für das Deutsche Kaiserreich aus innenpolitischen Beweggründen heraus: Der Druck der Interessenverbände und auch die bereits durch Deutsche geschaffenen Tatsachen im Ausland veranlassten ihn in einer außenpolitisch günstigen Situation die Gebiete in Südwestafrika unter deutschen Schutz zu stellen (van Laak 2005, S. 66).

  3. Eine theoretische Betrachtung der beiden unabhängigen Variablen, inklusive Begriffsklärungen, findet im Artikel „Lateraler Druck, Statusansprüche und die Ursachen revisionistischer Großmachtpolitik“ in diesem Heft statt.

  4. Auch die Entscheidung zur Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland, die Caprivi kurz nach seinem Amtsantritt traf, zeigt schon in diese Richtung. Diese Entscheidung leitete eine Entwicklung mit ein, die die internationale Ordnung vor dem Ersten Weltkrieg nachhaltig veränderte: Die Herausbildung der zwei antagonistischen Blöcke (Schwarze 2013, S. 155).

  5. Hauptstreitpunkte in Kolonialfragen zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Großbritannien waren vor allem Samoa (Kennedy 1974) oder auch Gebiete in Südafrika (Jaschob 2014). Deutsche Interessen an nordafrikanischen Gebieten tauchten bis zur Marokkofrage nicht auf.

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Jaschob, L. „Platz an der Sonne“?! Oppositionelle Außenpolitik des Deutschen Kaiserreichs 1890–1914. Z Außen Sicherheitspolit 10 (Suppl 1), 71–93 (2017). https://doi.org/10.1007/s12399-016-0598-5

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