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Entwicklungstrends im Controlling von Versicherungsunternehmen

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Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft

Zusammenfassung

Das Controlling in Versicherungsunternehmen erfährt seit einigen Jahren einen Wandel und richtet sich verstärkt in Richtung einer wertorientierten Unternehmenssteuerung aus. Der vorliegende Beitrag skizziert zunächst die Kernelemente des traditionellen Versicherungscontrollings und geht im Anschluss auf die Hintergründe für die Weiterentwicklung der Controllinginstrumente ein, die in engem Bezug zur Kapitalmarktentwicklung zu sehen sind. Die Beschreibung neuer Controllingansätze fokussiert auf die Themenbereiche Risiko- und Kapitalmanagement sowie Wertorientierte Steuerung. Das Risiko- und Kapitalmanagement basiert auf deterministischen und stochastischen Risikomodellen, mit denen versucht wird, die individuelle Risikosituation des Versicherungsunternehmens und die daraus resultierende Risikokapitalbindung bestmöglich zu quantifizieren. Im Rahmen der Wertorientierten Steuerung erfolgt eine Neudefinition des steuerungsrelevanten Periodenüberschusses sowie eine verstärkte Integration von Barwertkonzepten in das Unternehmenscontrolling. Zudem wird durch die Berücksichtung von Risikokapitalkosten eine Verbindung zum Risiko- und Kapitalmanagement hergestellt, um eine integrierte und konsistente Gesamtsteuerung zu gewährleisten. Neben der Beschreibung der Steuerungsmodelle erfolgt im Rahmen der Analyse ebenfalls eine kurze Darstellung der operativen Verwendung der Modelle in der Unternehmenspraxis. Den Abschluss bildet eine Betrachtung der Relevanz der risiko- und wertorientierten Unternehmenssteuerung im Rahmen der externen Kommunikationspolitik von Versicherungsunternehmen.

Abstract

The controlling in insurance companies is experiencing a change since several years and is increasingly developing towards a value based management approach. This article first outlines the key elements of traditional insurance controlling and describes the reasons for a progress in controlling instruments, which are closely related to the capital market development. The description of new controlling approaches focuses on the areas of risk and capital management and value based management. The risk and capital management is based on deterministic and stochastic risk models, which attempt to determine and quantify the individual risk situation of the insurance company and the resulting risk capital requirements. Within the value based management a redefinition of the relevant periodic surplus and a stronger integration of present value concepts take place. In addition, the consideration of capital costs allows for a connection with the risk and capital management ensuring an integrated and consistent controlling of the total enterprise. In addition to the description of the control models the analysis also gives a brief description of the operational use of the models in business practice. The finale is a look at the relevance of risk and value based management in the context of external communications policy of insurance companies.

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Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6

Notes

  1. Ein umfassender Überblick über die theoretischen Grundlagen und Aufgaben des Controllings findet sich bei Horváth (2006).

  2. Die Wertorientierte Unternehmenssteuerung (Shareholder Value Ansatz) stellt die Eigentümer- bzw. Investoreninteressen in den Mittelpunkt der Betrachtung und zielt auf die Maximierung des Unternehmenswertes ab. Grundlegende Arbeiten zum Shareholder Value finden sich bei Rappaport (1988) sowie Copeland et al. (1990).

  3. Vgl. auch Kirchner (1995); Hallmann u. Kirchner (2002).

  4. Auf eine gesamthafte Betrachtung zielen zudem Balanced Scorecard Ansätze ab, bei denen eine aggregierte Betrachtung sowohl quantitativer als auch qualitativer Informationen für die Unternehmenssteuerung angestrebt wird. Vgl. Romeike (2003).

  5. Ein breiter Überblick über mögliche Implikationen von Solvency II auf das Risikomanagement findet sich bei Gründl u. Perlet (2005).

  6. Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) wurde in 1998 verabschiedet.

  7. Vgl. auch Maser u. Schradin (2006).

  8. Vgl. Oletzky u. Schulenburg (1998).

  9. Der Value at Risk drückt den maximalen Verlust aus, der mit vorgegebener Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird. Die vorgegebene Wahrscheinlichkeit ist dabei Ausdruck der Risikopräferenz und kommt in dem Parameter \( \beta \) zum Ausdruck: Im Falle einer Normalverteilung entspricht ein \( \beta \) von 1,92 einem Konfidenzniveau von 99,75% bzw. einer maximalen Ruinwahrscheinlichkeit von 0,25%.

  10. Beispiele hierfür sind das Stornoverhalten von Versicherungsnehmern, eine Anpassung der Asset Allocation oder eine mögliche Senkung der Überschussbeteiligung durch das Management.

  11. Siehe Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (2005).

  12. Standard & Poor's (2007).

  13. Vgl. Nakada et al. (1999).

  14. Ein Überblick über die möglichen Komponenten des vorhandenen Risikokapitals findet sich im Anhang A.

  15. Den meisten Modellen der wertorientierten Steuerung liegt ebenfalls eine Cash Flow Betrachtung (Discounted Cash Flow (DCF)) zugrunde.

  16. Vgl. auch Utecht (2001).

  17. Ein grober Überblick über mögliche Bereinigungen des Periodenüberschusses im Rahmen der internen Performancemessung ist im Anhang wiedergegeben. Siehe Anhang B. Als Referenzmaßstab dient dabei die Bilanzierungspraxis nach HGB.

  18. Letztlich liegt es im Ermessen der Unternehmen, welche Bereinigungen im Detail vorgenommen werden.

  19. Vgl. Zimmermann (1992, S. 133–142); van Eeghen (1981). Eine weitere mögliche Bereinigung besteht zudem in der Diskontierung zukünftiger Schadenzahlungen zur Ableitung der erforderlichen Schadenrückstellung.

  20. Vgl. Franklin (1990); Clarke et al. (1990).

  21. Vgl. Baetge u. Krause (1994).

  22. Vgl. O'Keeffe et al. (2005).

  23. Da es in der Regel nicht möglich ist, sämtliche risikobehafteten Ertragsströme aus dem Versicherungsbestand sachgerecht stochastisch zu modellieren und durch ein Markportfolio zu reproduzieren, müssen für einzelne Ertragsgrößen, beispielsweise unsichere zukünftige Risikogewinne, gesonderte (pauschale) Bewertungsansätze definiert werden. Gleiches gilt für sonstige spezifische Risiken bzw. Friktionskosten des Versicherungsgeschäfts, die ebenfalls in die Bewertung einbezogen werden sollen. Mögliche und gebräuchliche Praxis ist in diesem Fall z. B. die Modellierung einer entsprechenden Kapitalunterlegung sowie der korrespondierenden zukünftigen Kapitalkosten, die den Risikogehalt dieser Ertragsströme bzw. die sonstigen Friktionskosten widerspiegeln. Der Wert der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten wird um den Barwert dieser Kapitalkosten erhöht bzw. der Embedded Value in entsprechendem Maße reduziert.

  24. Vgl. auch Dotterweich (2004).

  25. Entsprechende Regelmäßigkeiten lassen sich aus einer ex post Analyse von in der Vergangenheit gezeichneten Versicherungsverträgen bestimmen.

  26. Der EVA-Begriff geht auf Stewart zurück. Siehe Stewart (1991).

  27. Vgl. auch Wagner u. Warmuth (2005).

  28. Vgl. auch Endres (2007); Scharek (2005).

  29. Nicht näher thematisiert werden an dieser Stelle die grundsätzlichen Einwände gegenüber einer wertorientierten Unternehmenssteuerung, die insbesondere in der Kritik an dem Shareholder Value Gedanken zum Ausdruck kommen. Vgl. hierzu Utecht (2001, S. 567–569).

  30. Vgl. auch Schradin (2004).

  31. Diesbezügliche Änderungen sind ggf. mit der Etablierung der Solvency II Anforderungen zu erwarten.

  32. Beispielhaft seien die Anforderungen erwähnt, die seitens der Analysten an die Embedded Value Berechnungen gestellt werden und die nicht unerheblich zur Etablierung des European Embedded Value und Market Constisten Embedded Value beigetragen haben.

  33. Siehe Anhang C– D.

  34. Quellen sind neben den veröffentlichten Geschäftsberichten ebenfalls Investor Relation Präsentationen sowie gesonderte Publikationen zum Embedded Value.

Literatur

  • Baetge, J., Krause, C.: Berücksichtigung des Risikos bei der Unternehmensbewertung – Eine empirisch gestützte Betrachtung des Kalkulationszinses. BFuP, 433–456 (1994)

  • Clarke, T., Larner, K., Ryan, J.P.: The valuation of general insurance companies – A practitioner's approach. In: Heilmann, W.-R. et al. (Hrsg.) Geld, Banken und Versicherungen, Bd. II, S. 1231–1258. Karlsruhe (1990)

  • Copeland, T., Koller, T., Murrin, J.: Valuation: Measuring and Managing the Value of Companies. New York u. a. (1990)

  • Dotterweich, A.: Wertorientierte Steuerung von Schadenversicherungsunternehmen. Karlsruhe (2004)

  • Endres, K.: Die Gestaltung von Anreizsystemen zur wertorientierten Steuerung von Versicherungskonzernen. Lohmar (2007)

  • Franklin, N.: Embedded values of life insurance companies. In: Heilmann, W.-R. et al. (Hrsg.) Geld, Banken und Versicherungen, Bd. II, S.  1309–1330. Karlsruhe (1990)

  • Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.: Diskussionsbeitrag für einen Solvency II kompatiblen Standardansatz (Säule I). Berlin (2005)

  • Gründl, H., Perlet, H. (Hrsg.): Solvency II & Risikomanagement, Umbruch in der Versicherungswirtschaft. Wiesbaden (2005)

  • Hallmann, T., Kirchner, W.: Reader zum Thema Controlling in Versicherungsunternehmen, Bd. 2. Karlsruhe (2002)

  • Horváth, P.: Controlling, 10. Aufl. München (2006)

  • Kirchner, W. (Hrsg.): Reader zum Thema Controlling in Versicherungsunternehmen. Karlsruhe (1995)

  • Maser, H., Schradin, H.R. (Hrsg.): Ergebnis- und Risikosteuerung im Versicherungskonzern, Lösungsansätze für eine wertorientierte Unternehmensführung. Wiesbaden (2006)

  • Nakada, P., Hemant, S., Koyluoglu, H.U., Collignon, O.: P&C RAROC: A catalyst for improved capital management in the property and casualty insurance industry. J. Risk Financ. 1–18 (1999)

  • O'Keeffe, P.J.L. et al.: Current Developments in Embedded Value Reporting. Institute of Actuaries and Facultaty of Actuaries (2005)

  • Oletzky, T., Schulenburg, J.-M. Graf v. d.: Shareholder Value Management Strategie in Versicherungsunternehmen. ZVersWiss 65–93 (1998)

  • Rappaport, A.: Creating Shareholder Value, 2. Aufl. New York u. a. (1988)

  • Romeike, F.: Balanced Scorecard in Versicherungen. Wiesbaden (2003)

  • Scharek, Ch.: Wertorientierung im Versicherungsvertrieb. Karlsruhe (2005)

  • Schradin, H.: Ist der Shareholder Value-Ansatz eine geeignete Steuerungskonzeption für den großen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit? Köln (2004)

  • Standard & Poor's: New Risk-Based Insurance Capital Model. (2007)

  • Stewart, G.B.: The quest for value – the EVA management guide. New York (1991)

  • Utecht, T.: Shareholder Value – ein praktischer Ansatz für Schaden- und Unfallversicherer. ZVersWiss 527–581 (2001)

  • Van Eeghen, J.: Loss Reserving Methods, Surveys of Actuarial Studies No. 1. Rotterdam (1981)

  • Wagner, F., Warmuth, W.: Wertorientierte Bepreisung im Versicherungsgeschäft. Karlsruhe (2005)

  • Zimmermann, J.: Die Gestaltung einer prozeßorientierten Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung für Schadenversicherungsunternehmen. Karlsruhe (1992)

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Utecht, T. Entwicklungstrends im Controlling von Versicherungsunternehmen. ZVersWiss 98, 91–118 (2009). https://doi.org/10.1007/s12297-008-0047-1

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