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Krankenversicherungswettbewerb und Prämienregulierung

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Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft

Zusammenfassung

Ein unregulierter Krankenversicherungsmarkt führt zu Prämien, die sich stark nach dem Gesundheitszustand der Versicherten unterscheiden. Dies ist nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen ein Problem, sondern führt auch zu einem „Prämienrisiko“, wenn Änderungen des Gesundheitszustands zur Anpassung der Prämie führen. Die Prämienregulierungen in der GKV und in der PKV vermeiden dieses Risiko. Allerdings kommt es dadurch in beiden Systemen zu Einschränkungen des Krankenversicherungswettbewerbs. Dieser Beitrag diskutiert die Vor- und Nachteile beider Regulierungsansätze. Des Weiteren wird ein alternativer Vorschlag erörtert, der auf Prämienregulierung verzichtet und vom Gesundheitszustand abhängige Transfers vorsieht.

Abstract

In unregulated health insurance markets, premiums can be expected to differ strongly according to the health status of individuals. This is not only an equity issue but also problematic from an efficiency point of view when future premiums are uncertain due to possible changes in health status. In Germany, the statutory and private health insurance system use different approaches to avoid this “premium risk”. Both rely on premium regulation and reduce competition between health insurers. This paper considers the advantages and drawbacks of both approaches. In addition, an alternative proposal is discussed which does not regulate premiums but uses risk-adjusted transfers.

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Notes

  1. Ein Überblick über unterschiedliche Formen von Versicherungsverträgen findet sich in Breyer et al. (2005), S. 224 ff.

  2. Siehe hierzu den Überblicksartikel von Glied (2000).

  3. Siehe hierzu den Überblicksartikel von Chiappori (2000), der zu dem Schluss gelangt, dass adverse Selektion von eher geringer Bedeutung ist. In neueren Studien haben Finkelstein u. Poterba (2002, 2004) allerdings Evidenz für adverse Selektion auf dem britischen Markt für Leibrenten gefunden.

  4. Kollektive Veränderungen in der Morbidität oder Ausgabensteigerungen auf Grund des medizinischen Fortschritts führen hingegen zu Prämienanpassungen. Um diese zu begrenzen, müssen die privaten Krankenversicherung seit dem Jahr 2000 einen Zuschlag von 10 Prozent der Prämie erheben.

  5. Weitere Beispiele für Möglichkeiten, Risikoselektion zu betreiben, finden sich in van de Ven u. Ellis (2000), S. 773 ff.

  6. Ob der Anreiz- oder der Selektionseffekt eines Selbstbehalts dominiert, wurde u. a. in empirischen Studien von Werblow u. Felder (2003) und Gerfin u. Schellhorn (2006) auf Grundlage von schweizerischen Daten untersucht. Beide Studien finden Evidenz dafür, dass Selbstbehalte nicht nur Selektionseffekte verursachen.

  7. Das von Pauly et al. (1995) diskutierte Konzept der garantierten Vertragsverlängerung (guaranteed renewability) beruht auf dem gleichen Grundgedanken wie die Prämienregulierung in der PKV. Zu Anfang eines Versicherungsvertrags zahlen die Versicherten eine Vorauszahlung, die es erlaubt, die zukünftigen Prämien so zu senken, dass sich für niedrige Risiken ein Wechsel nicht lohnt.

  8. Vgl. van de Ven et al. (2000), Tabelle 5. Die jährlichen Beträge in der letzten Zeile wurden in Euro umgerechnet und durch Zwölf geteilt.

  9. Als Alternative zu einer direkten Erhebung des Risikos ist auch vorgeschlagen worden, die Höhe der Prämie als Indikator für das Risiko anzusetzen. In diesem Fall haben jedoch Versicherung und Versicherter den Anreiz, höhere Leistungen zu vereinbaren, um den Transfer zu erhöhen. Pauly et al. (1991) sprechen von einer fraudulent conspiracy auf Kosten der Allgemeinheit.

  10. Van de Ven et al. (2000) bezeichnen dies als market code.

  11. Im Hinblick auf mit dem Alter steigende Leistungsausgaben bliebe natürlich eine Vorsorge für das Alter weiterhin sinnvoll. Dies ließe sich jedoch durch herkömmliche Sparformen erreichen.

  12. Ein gegenläufiger Effekt besteht, wenn niedrige Risiken länger leben und deshalb länger Prämien bezahlen. Er ist aber unter realistischen Bedingungen wesentlich kleiner.

  13. Ein verwandtes Konzept wurde von Cochrane (1995) entwickelt. Er schlägt eine separate private Prämienversicherung vor, die bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustands einen Geldbetrag auszahlt, um die höhere Krankenversicherungsprämie zu kompensieren.

  14. Der lange Zeithorizont bei der Bestimmung der IAR führt dazu, dass auch dynamische Risiken wie der medizinische Fortschritt berücksichtigt werden müssen. Siehe hierzu den Vorschlag von Nell u. Rosenbrock (2008).

  15. Meier et al. (2004) wenden gegen das Konzept der IAR ein, dass Versicherungen bei deren Berechnung Ermessensspielräume besitzen, die sie zum Nachteil der Versicherten ausnutzen können. Ein gemeinsames Modell der Risikokategorisierung würde diese einschränken. Zudem kann eine von Nell u. Rosenbrock (2008) vorgeschlagene Summenregel sinnvoll sein. Sie zwingt die Versicherungen, die Summe der IAR auszuweisen und beugt somit einer allgemein zu niedrigen Ausweisung der Altersrückstellungen vor.

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Ich danke Kerstin Roeder, Maximilian Rüger und Clarissa Schnekenburger für hilfreiche Kommentare.

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Kifmann, M. Krankenversicherungswettbewerb und Prämienregulierung. ZVersWiss 97 (Suppl 1), 1–12 (2008). https://doi.org/10.1007/s12297-008-0042-6

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