Die MitraClip-Behandlung ist inzwischen eine etablierte Therapie der schweren, primären und sekundären Mitralklappeninsuffizienz für ein bestimmtes Patientengut. Die leitliniengerechte Anwendung des MitraClip hat sich in den letzten Jahren mit einer zunehmenden Verbesserung der Resultate und Komplikationsraten (z. B. bezogen auf die Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz ≤ 1+, die postprozeduralen NYHA-Klassen, LV-Funktionsparameter, gesamte und kardiale Mortalität etc.) auch in klinischen Studien bewährt. In der europäischen Leitlinie zum Management von Herzklappenerkrankungen (J. 2021) wird gezeigt, dass der Transkatheter-Edge-to-Edge-Mitralklappenrepair zunehmend auch bei der sekundären Mitralklappeninsuffizienz verwendet wird und in Studien vs. alleiniger medikamentöser Therapie bewertet wurde.
In der EVEREST II-Studie wurden Patienten mit primärer (73 %) und sekundärer (27 %) moderater bis schwerer Mitralklappeninsuffizienz 2:1 randomisiert mit MitraClip bzw. der konventionellen chirurgischen Therapie (Mitralklappenrepair oder -ersatz) behandelt [28]. Während sich die Ergebnisse für die Mortalität („all-cause“, 11,24 % vs. 11,25 %) und NYHA-Klassen im 5‑Jahres-Follow-up nicht deutlich unterschieden, war die Reduktion des Insuffizienzschweregrads in den erwünschten Bereich (MI 0 oder 1+) in der MitraClip-Gruppe signifikant geringer (50 % vs. 92,6 %) und die Inzidenz der Sekundäreingriffe bei MitraClip höher (24,2 % vs. 6,2 %) (EVEREST II-Studie, ClinicalTrials.gov). Die Gruppen waren durch die Randomisierung im Hinblick auf die präprozeduralen Grade der Mitralklappeninsuffizienz ähnlich strukturiert. Im 5‑Jahres-Follow-up betrug die LVEF bei den MitraClip-Patienten 56,5 (Mittelwert m und Standardabweichung s 10,1) vs. 57 (m; s 9,3) in der Kontrollgruppe (Angaben in %, Anteil des Ejektionsvolumens). Die Thrombusrate betrug bei MitraClip 1,12 % (n = 2 von n = 178 Patienten) (EVEREST II-Studie, ClinicalTrials.gov).
Die Autoren Feldman et al. berichten, dass in einer Subgruppenanalyse der EVEREST II-Studie eine Nichtunterlegenheit des MitraClip im Vergleich zu den kardiochirurgischen Eingriffen bei älteren Patienten und Patienten mit sekundärer Mitralklappeninsuffizienz und eingeschränkter LV-Funktion zu erkennen war [10, 28].
Nach einer Durchsicht der Studienbedingungen (Tab. 3) ist festzustellen, dass die frühe EVEREST II-Studie im Vergleich zu den späteren MitraClip-Studien überwiegend Patienten mit primärer Mitralklappeninsuffizienz einschloss. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass die Ärzte zuvor durchschnittlich bis zu 3 MitraClip-Eingriffe durchgeführt hatten [10]. Daher ist durch die Lernkurve und produktbezogene Faktoren von einer kontinuierlichen Verbesserung des Patienten-Outcomes auszugehen, wie die Studienabfolge zeigt. Es ist interessant zu betrachten, inwieweit die Ergebnisse der Verfahren (Transkathetertechnik vs. operativer Mitralklappenrepair oder -ersatz) sich annähern.
Ein Register, zu dem eine Auswertung einer MitraClip-Kohorte (n = 2952) mit überwiegend primärer Mitralklappeninsuffizienz ≥ 3+ und einem STS-PROM von 6,1 % (m, IQR 3,7–9,9 %) für Mitralklappenrepair und 9,2 % (m, IQR 6,0–14,1 %) für Mitralklappenersatz (hohe Prävalenz von Patienten mit prohibitivem Operationsrisiko) vorliegt, die im Zeitraum von November 2013 bis September 2015 behandelt wurde, ist das STS/ACC TVT Registry (Jahr 2012-22, Tab. 3; [60]).
In der MitraClip-Kohorte hatten 85,9 % der Patienten eine primäre und 8,6 % eine sekundäre Mitralklappeninsuffizienz und 8,9 % eine gemischte Form (primäre und sekundäre MI), 93 % der Patienten hatten eine MI ≥ 3+. Nach MitraClip-Versorgung betrug die Rate der MI ≤ 2+ postprozedural 93 % der Patienten, und der akute prozedurale Erfolg (definiert als akute Reduktion der MI ≤ 2+ ohne Konversion zu einem kardiochirurgischen Eingriff oder periprozedurale Krankenhausmortalität) war 91,8 % [60]. Im Vergleich von Patienten mit primärer und sekundärer Mitralklappeninsuffizienz waren die Parameter Mortalität (24,7 % vs. 31,2 %) und Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz (20,5 % vs. 32,6 %) nach 1 Jahr bei Patienten mit sekundärer Mitralklappeninsuffizienz deutlich erhöht [60]. Der Vergleich von Patientenergebnissen dieser beiden Gruppen (primäre und sekundäre Mitralklappeninsuffizienz) ist möglicherweise durch die deutlich unterschiedlichen Gruppengrößen limitiert.
In einigen MitraClip-Studien sind entweder Patienten mit sekundärer Mitralklappeninsuffizienz (z. B. MITRA-FR, COAPT, RESHAPE-HF2, EVOLVE-MR, MATTERHORN) eingeschlossen, oder es sind laufende Studien ohne publizierte Langzeitergebnisse mit Patienten mit primärer Mitralklappeninsuffizienz (z. B. REPAIR MR, Jahr 2020–2032, MitraClip vs. chirurgischen Mitralklappenrepair bei Patienten mit intermediärem Operationsrisiko und primärer Mitralklappeninsuffizienz oder gemischte Ätiologie, MI ≥ 3+, Tab. 3) (ClinicalTrials.gov).
Zur Begründung der Indikationen für die Behandlung der schweren chronischen sekundären Mitralklappeninsuffizienz mit einem Edge-to-Edge-Verfahren werden neben den Leitlinien häufig die Ergebnisse der beiden randomisierten MitraClip-Studien MITRA-FR (Jahr 2013–2019) und COAPT (Jahr 2012–2024) genannt.
In der MITRA-FR-Studie (n = 288, MitraClip plus medikamentöse Therapie vs. medikamentöse Therapie, 1:1 randomisiert, schwere sekundäre Mitralklappeninsuffizienz) unterschied sich bei den Patienten mit MitraClip der kombinierte primäre Effektivitätsendpunkt (Mortalität jeglicher Ursache oder ungeplante Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz) nach 1 Jahr nicht signifikant von den rein medikamentös behandelten Patienten (54,6 % vs. 51,3 %) [48]. Im Vergleich zur rein konservativen Therapie betrug die Gesamtmortalität bei MitraClip 24,3 % vs. 22,4 % in der Kontrollgruppe 1 Jahr post Prozedur. Bei stationärer Entlassung hatten 75,6 % der Patienten mit MitraClip (bezogen auf n = 123 analysierte Patienten mit MitraClip) eine Mitralklappeninsuffizienz 0 bis 1. Grades. Obadia et al. stellen keinen direkten Vergleich mit dem Grad der Mitralklappeninsuffizienz in der Kontrollgruppe an, jedoch vergleichen sie weitere Parameter wie EROA, enddiastolisches Volumen etc. [48]. Die Autoren Pfister et al. resümieren zu den Einjahresresultaten dieser Studie, dass weder die einzelnen Komponenten des primären Endpunkts noch einer der anderen sekundären Endpunkte einschließlich der Parameter des linksventrikuläres Remodellings, des Mitralklappeninsuffizienzschweregrads und der Messungen der funktionellen Kapazität wie NYHA-Klasse, Gehstrecke im 6‑min-Gehtest und Lebensqualität-Score EQ5D signifikant unterschiedlich zwischen den Gruppen waren [51]. Nach 2 Jahren war der primäre Endpunkt (Mortalität jeglicher Ursache oder Rehospitalisation wegen Herzinsuffizienz) in der MitraClip-Gruppe geringgradig günstiger (63,8 % vs. 67,1 %), jedoch statistisch nicht signifikant [33]. Die Ergebnisse der MITRA-FR-Studie sind in Tab. 6 enthalten.
Die COAPT-Studie wird häufig als „bahnbrechend“ bezeichnet, da sie in Bezug auf den primären Effektivitätsendpunkt einen signifikanten Rückgang der Krankenhauseinweisungen wegen Herzinsuffizienzsymptomen bei Patienten mit MitraClip im Vergleich zur Kontrollgruppe (annualisierte Rate 35,8 % vs. 67,9 % pro Patientenjahr) und eine signifikant geringere Gesamtmortalität der MitraClip-Patienten (29,1 % vs. 46,1 %) nach 2 Jahren zeigte [61]. In der randomisierten Studie (n = 614, CA und USA, Tab. 3) werden Patienten mit klinisch signifikanter sekundärer Mitralklappeninsuffizienz und symptomatischer Herzinsuffizienz unter Standardtherapie, die nach Herzteam-Bewertung nicht geeignet für einen chirurgischen Mitralklappeneingriff sind, in den Gruppen „MitraClip und maximal tolerierte medikamentöse Therapie“ bzw. „nur medikamentöse Therapie“ der Herzinsuffizienz behandelt. Nach einem Vergleich der beiden randomisierten Studien MITRA-FR und COAPT lässt sich feststellen, dass die COAPT-Studie bessere Ergebnisse nach Anwendung des MitraClip erzielte. Dazu tragen bestimmte Bedingungen der MITRA-FR-Studie bei, z. B. eine niedrigere statistische Aussagekraft bei geringeren Patientenzahlen und ein kürzerer Follow-up-Zeitraum ohne konstante Herzinsuffizienzmedikation [65].
Hinzu kommen Unterschiede der beiden Studien bei den Einschlusskriterien (z. B. geringerer Schweregrad der Mitralklappeninsuffizienz in MITRA-FR und weniger fortgeschrittene LV-Erkrankung in COAPT mit geringerer LV-Dilatation und LV-Dysfunktion, s. Tab. 3; [50]).
Der ursprüngliche MitraClip wurde im Jahr 2013 in den USA für die Therapie von Patienten mit primärer Mitralklappeninsuffizienz zugelassen. Im März 2019 erfolgte die Zulassung des MitraClip durch die FDA für sekundäre Mitralklappeninsuffizienzpatienten basierend auf den Ergebnissen der COAPT-Studie.
Das TRAMI-Register (Jahr 2009–2013, DE) beinhaltet insgesamt prospektive und retrospektive Daten von Patienten mit katheterinterventionellem Eingriff wegen eines Mitralklappenvitiums. Die meisten Patienten (n = 1064 bis 03/2013) wurden mit MitraClip behandelt [36, 54, 55]. Die Auswertung eines Patientenkollektivs (n = 486 MitraClip-Patienten) des Registers ergab, dass vor der Prozedur 67 % der Patienten eine sekundäre Mitralklappeninsuffizienz aufwiesen und bei 93 % der Patienten eine schwere Mitralklappeninsuffizienz (Grad III) bestand [55]. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine andere Auswertung der MitraClip-Patienten des Registers, z. B. wiesen 70,6 % der Patienten eine sekundäre und 29,4 % eine primäre Mitralklappeninsuffizienz auf (von n = 836 Patienten) und 94,8 % der Patienten (von n = 872) eine schwere Mitralklappeninsuffizienz [54]. Die Entscheidung für einen katheterinterventionellen oder chirurgischen Eingriff erfolgte für etwa die Hälfte der Patienten im Herzteam oder durch den Kardiologen [54].
Die präoperativen Patientencharakteristika (Tab. 3) zeigen, dass überwiegend ältere Patienten mit signifikanten Begleiterkrankungen und einem hohen Operationsrisiko mit MitraClip behandelt wurden [36]. Jabs folgert aus den Registerdaten (trotz bestimmter Limitationen des Registers), dass MitraClip in dem untersuchten Patientenkollektiv unabhängig von dem Herzrhythmus im Aufnahme-EKG sicher und effektiv angewendet werden kann und die Patienten auch längerfristig klinisch von der meist erfolgten Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz profitieren [36].
Die EXPAND-Studie (mit den MitraClip-Modellen NTR/XTR, J. 2018–2020, n = 1041, Patienten mit symptomatischer primärer und sekundärer Mitralklappeninsuffizienz ≥ 3+, 1 Jahres-Follow-up, Tab. 3) wies in einer Subgruppenanalyse (n = 422 Patienten mit primärer Mitralklappeninsuffizienz oder gemischter Ätiologie) der Ergebnisse zu dem Zeitpunkt 30 Tage post Prozedur eine hohe Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz und geringe Rate unerwünschter Ereignisse (86,9 % MI 0 oder 1+, Mortalität 2,4 %, zerebraler Insult 1,2 %, SLDA „single leaflet device attachment“ 1,9 % und Segelverletzung 0,2 % etc.) sowie eine hohe prozedurale Erfolgsrate (94,5 %) und Zeichen eines positiven linksventrikulären Remodellings (Reduktion des LVESD etc.) auf [39]. Die Sicherheit und Effektivität der MitraClip NTR und XTR-Systeme wurde in dieser ersten 30-Tage-Analyse in einer „Real-world“-Situation bestätigt. Die Ergebnisse der erzielten Mitralklappeninsuffizienzreduktion dieser Next-Generation-Produkte waren günstiger als die Ergebnisse des ursprünglichen MitraClip-Modells in der frühen Studie EVEREST II (ClinicalTrials.gov, [39]).
Die aktuell laufende REPAIR MR-Studie des Sponsors Abbott Medical Devices, Illinois, USA, gehört zu den wenigen Studien mit größerer Patientenzahl (n = 500), die die Anwendung des MitraClip bei nicht Hochrisiko-OP-Patienten untersucht. Es handelt sich daher um Patienten, die außerhalb der Studie entsprechend den Leitlinien derzeit überwiegend Kandidaten für einen chirurgischen Mitralklappeneingriff wären. Es bleibt abzuwarten, wie MitraClip sich im Vergleich mit Standardtherapien in dem Patientengut mit intermediärem Operationsrisiko bewähren wird und ob, ähnlich wie bei der Behandlung der Aortenstenose durch die TAVI (engl. „transcatheter aortic valve implantation“) infolge von Verbesserungen der MitraClip-Technik, einer Lernkurve bei den Anwendern [17] und unterstützt durch eine Evidenz mit positiven Ergebnissen in den Studien eine klinische Anwendung des MitraClip bei intermediärem Risiko auch außerhalb von Studien zukünftig möglich sein wird. Ein alternatives Verfahren zu MitraClip als perkutane Edge-to-Edge-Therapie der primären und sekundären Mitralklappeninsuffizienz ist das Pascal-System. Die Zweijahresergebnisse der CLASP-Studie (J. 2017–2025, einarmig, MI ≥ 3+, n = 124 Patienten „enrolled“, 69 % sekundäre und 31 % primäre Mitralklappeninsuffizienz) zeigten im gesamten Patientengut eine Mitralklappeninsuffizienzreduktion ≤ 1+ bei 78 % der Patienten (84 % bei Patienten mit sekundärer und 71 % bei primärer Mitralklappeninsuffizienz), Verbesserungen der NYHA-Klassen (93 % der Patienten in NYHA-Klasse I oder II nach 2 J. vs. 40 % in NYHA-Klasse ≤ II präprozedural) mit einer Rehospitalisierungsrate wegen Herzinsuffizienz von 16 % und eine Kaplan-Meier-Überlebensrate von 80 % (72 % primäre vs. 94 % sekundäre Mitralklappeninsuffizienz) [62].
Die Edwards Pascal CLASP IID/IIF Pivotal-Studie (Jahr 2018–2028, n = 1275, MI ≥ 3+, z. B. DE, Tab. 1) ist eine weitere, laufende Pascal-Studie (ClinicalTrials.gov). Es ist zu erwarten, dass diese Studie einen Vergleich der Ergebnisraten insbesondere in Bezug auf die Sicherheit und Effektivität von Pascal vs. MitraClip bei Patienten mit primärer oder sekundärer Mitralklappeninsuffizienz ermöglichen wird.