Demografische und biometrische Daten
Die Studie umfasste 103 Teilnehmer, 74 Westeuropäer, 11 Türken, 5 Araber und 13 Osteuropäer. Bei allen Studienteilnehmern wurde die Ethnizität erfragt, da unterschiedliche Ergebnisse in Bezug auf den Zusammenhang zwischen CysC-Spiegeln und ethnischer Herkunft gezeigt wurden (auf der einen Seite Farbige und Mexikaner mit niedrigeren CysC-Spiegeln, auf der anderen Seite aber farbige Patienten mit höheren CysC-Spiegeln). In unserer Studie waren alle Probanden hellhäutig, sodass eine Differenzierung hellhäutig vs. farbig nicht möglich war. Es wurden 65 (63,10 %) männliche 38 (36,89 %) weibliche Patienten untersucht. Bei 29 (28,16 %) Patienten kam es im Verlauf zu einer CINB. Davon waren insgesamt 8 ev Patienten (7,77 %) und 21 hv Patienten (20,39 %) betroffen (Abb. 3). Am ersten Tag nach der HKU stieg das CysC bei 6 (12,24 %) ev und 14 (25,92 %) hv Patienten und am zweiten Tag bei 2 (4,08 %) ev und 7 (12,96 %) hv Patienten entsprechend einer CINB an. Es bestand ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einer CINB und dem Volumenstatus (p = 0,015); RR = 2,382 (95 %-KI = 1,163–4,877) (p = 0,015). Neun (8,74 %) ev und 7 (6,81 %) hv Patienten entwickelten eine CIN (p = 0,587) die nach der Empfehlung der KDIGO durch einen Kreatininanstieg > 0,3 mg 48 h nach KM-Exposition definiert ist [13].
Komorbiditäten
Als weitere Krankheitsbilder wurden unter anderem die arterielle Hypertonie (aHTN), die koronare Herzkrankheit (KHK) und der Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) erfasst. Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen und der CINB hergestellt werden (Tab. 2). Auch die Adipositas wurde als Krankheitsentität in die vorliegende Analyse mit einbezogen.
Tab. 2 Patientencharakteristika des Studienkollektivs Chronische Herzinsuffizienz
Es erkrankten 28 (27,18 %) der Patienten, bei denen eine chronische Herzinsuffizienz (CHF) nach den NYHA-Kriterien feststellbar war, an einer CINB. Die Ergebnisse der Regressionsanalyse deuten darauf hin, dass die CHF einen prädiktiven Einfluss auf die CINB hat, OR = 15,099 (95 %-KI = 1,580–144,216) (p = 0,018) (Abb. 5).
Als objektives Maß für die CHF wurde bei 86 Patienten der proBNP(„brain natriuretic peptide“)-Wert im Serum analysiert. Sowohl bei ev als auch bei hv Patienten korrelierte das CysC bereits vor der HKU mit den proBNP-Werten. Im ev Kollektiv: r = 0,508 (p < 0,0001) und im hv Kollektiv: r = 0,444 (p = 0,002) (Abb. 6). Es konnte für keinen Messzeitpunkt eine signifikante Korrelation für proBNP und Krea ermittelt werden.
Vorhofflimmern
Kardioembolische Ereignisse, die durch ein Vorhofflimmern (VHF) ausgelöst werden, gehören zu den häufigsten Ursachen für Niereninfarkte [20]; 15 (48,38 %) Patienten, die im Verlauf an einer CINB erkrankten, hatten häufig auch ein VHF (p = 0,004), sodass sich für diese Patienten ein erhöhtes Risiko für eine CINB ergab: RR = 2,488 (95 %-KI = 1,373–4,508) (p = 0,003) (Abb. 7).
Adipositas
Die Adipositas stellt nicht nur einen Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen dar, sondern kann auch zu Nierenfunktionsstörungen führen [9, 14]; 13 (43,33 %) Patienten mit einem BMI (BMI > 30 kg/m2) erkrankten an einer CINB. Die Regressionsanalyse zeigte, dass ein prädiktiver Zusammenhang zwischen der Adipositas und der CINB besteht, OR = 4,326 (95 %-KI = 1,281–14,602) (p = 0,018); Patienten mit einer Adipositas hatten ein erhöhtes Risiko, an einer CINB zu erkranken: RR = 2,166 (95 %-KI = 1,163–4,036) (p = 0,014) (Abb. 8).
Die CysC-Werte korrelierten bereits vor der HKU leicht, aber dennoch signifikant mit den BMI-Werten der Patienten des Gesamtkollektivs: r = 0,218 (p = 0,031) (Abb. 9). Innerhalb der jeweiligen Vergleichsgruppen (ev vs. hv) konnte keine signifikante Korrelation ermittelt werden.
Medikamente
Mehr als 50 % der Patienten, die an einer CINB erkrankten, nahmen Schleifendiuretika in unterschiedlicher Dosierung ein, n = 17 (58,62 %). Die Ergebnisse lassen einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Diuretika und der CINB erkennen (p = 0,044); RR = 1,976 (95 %-KI = 1,056–3,699) (p = 0,033). Es konnte kein erhöhtes Risiko für eine CINB durch die Einnahme weiterer potenziell nephrotoxischer Medikamente einschließlich NSAR (n = 4) und Metformin (n = 4) festgestellt werden (Tab. 2).
Kontrastmittelmenge
Bei der HKU wurde das Kontrastmittel Iomeprol (Imeron 350 Bracco Imaging Deutschland GmbH) verwendet.
Ev CINB (+)-Patienten erhielten im Median 55,00 ml JKM (min = 15,00 ml; max = 160,00 ml), ev CINB (−)-Patienten im Median 50,00 ml (min = 13,00 ml; max = 160,00 ml) (p = 0,754). Hv CINB (+)-Patienten wurden im Median 30,00 ml (min = 17,00 ml; max = 260,00 ml) verabreicht. Bei den hv CINB (−)-Patienten lag der Median des injizierten Kontrastmittels bei 50,00 ml (min = 7,00 ml; max = 260 ml) (p = 0,116).
Die CysC-Werte ev CINB (+)-Patienten korrelierten am zweiten Tag nach der HKU signifikant mit der verabreichten Kontrastmittelmenge (r = 0,910; p = 0,003). Im hv Kollektiv konnte keine Korrelation festgestellt werden. Hypovoläme CINB (+)-Patienten haben möglicherweise bereits eine erhöhte Suszeptibilität für einen CysC-Anstieg, sodass eine geringere JKM-Dosierung ausreicht, um eine CINB hervorzurufen.