Der steigende Personalbedarf an Ganztagsschulen im Zuge der Einführung des Rechtsanspruchs auf ganztägige Bildung und Betreuung im Primarbereich ab dem Jahr 2026 wird voraussichtlich dazu führen, dass die Zahl pädagogisch nicht qualifizierten Personals steigen wird. Es wird argumentiert, dass solche Gruppen die Schule zum Sozialraum öffnen und damit Alltagsbildung in den Ganztag bringen. Die Daten des Forschungsprojekts LAKTAT zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist und dass Personal ohne pädagogischen Abschluss das „Kerngeschäft“ des Ganztags abdeckt: Sie sind hauptsächlich beim Mittagessen, der Hausaufgabenbetreuung und im Ganztag allgemein involviert. Studierende und Weiterqualifizierte bringen sich punktuell auch in non-formalen Bildungsangeboten wie Kunst und Gestaltung und Spiel und Denksport ein – hier finden wir dagegen kaum Personal, das keinerlei pädagogische Zertifikate vorweisen kann.

Ab 2026 erhält jedes neu eingeschulte Kind einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Primarbereich, der in der Woche 40 Zeitstunden umfasst und ebenso die Schulferien mit Ausnahme von vier Wochen inkludiert (GaFöG-Gesetz). Damit wird die Geschichte der Rechtsansprüche auf Kinderbetreuung nach 1996 (Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz) und 2013 (Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz) fortgeschrieben. Die bisherigen Plätze müssen zeitlich erweitert und neue geschaffen werden. Um diese Ansprüche zu erfüllen, wird dringend Personal gesucht. Prognosen sprechen von bis zu 100.000 fehlenden Erzieher_innen, Sozialpädagog_innen und weiteren pädagogischen Fachkräften – je nach Elternbedarf (Bock-Famulla et al. 2022; Rauschenbach et al. 2021).

Eine vorsichtige Schätzung aller Personen, die bis 2026 eine pädagogische Ausbildung/Studium absolviert haben werden und sich für das Arbeitsfeld Ganztagsschule entscheiden könnten, rechnet mit 30.000 Neuzugängen (Rauschenbach et al. 2021). Der Ganztag ist jedoch nicht das einzige Arbeitsfeld mit Personalmangel, sondern in der Kinder- und Jugendhilfe fehlen insgesamt Fachkräfte (Autorengruppe Fachkräftebarometer 2021; BMFSFJ 2022; Bock-Famulla et al. 2021). Auch deshalb ist bereits jetzt absehbar, dass die Personalbedarfe im Ganztag nicht allein mit Fachkräften zu decken sind. Tätige ohne pädagogische Qualifikation werden auch als pädagogische Lai_innen bezeichnet. Aber selbst diese Kategorie ist aufgrund von diversen Weiterbildungsangeboten heterogen (s. z. B. Weiterbildungsmöglichkeiten der Akademie für Ganztagsbildung).

Ferner wird der Fachkräftemangel im Ganztag auch mit Blick in einschlägige Dokumente der politischen Ebene kaum kompensiert werden. Weder in der Ausbildung für Erzieher_innen (KMK 2017, 2020b), Sozialpädagogische Assistenzkräfte (Sozialassistent_innen) (KMK 2020a) noch im Qualifikationsrahmen für Soziale Arbeit (Schäfer und Bartosch 2016) wird der Ganztag als Arbeitsfeld ausführlich thematisiert. Lediglich das Kerncurriculum Kindheitspädagogik erwähnt den schulischen Ganztag als spezifisches Arbeitsfeld und definiert die hierfür benötigten Aufgaben und Kompetenzen (Studiengangstag Pädagogik der Kindheit 2022). Pilchowski (2022, S. 16) hält entsprechend fest: „[…] dass die Ganztagsthematik lediglich in einem Teil der Modulhandbücher aufgegriffen wird, in der Kindheitspädagogik allerdings häufiger als in der Sozialen Arbeit und i. d. R. verpflichtend für alle Studierenden.“ Die Hoffnung, den Fachkräftemangel über neue Ausgebildete zu kompensieren, erscheint allein deshalb als unwahrscheinlich, zumal sowohl das Studium als auch die Erzieher_innen-Ausbildung für (fast) alle Arbeitsbereiche in der Kinder- und Jugendhilfe qualifizieren und dort ebenso nach Fachkräften gesucht wird. Die Prognose von bis zu 30.000 Neuzugängen erscheint auch deshalb als optimistisch. Gesucht wird deshalb auch nach Alternativen.

Pädagogisch Nicht-Qualifizierte zur Lösung des Personalmangels

Im Ganztagskontext wird dementsprechend diskutiert, die fehlenden Stellen nicht nur durch pädagogische Fachkräfte zu besetzen. Hierfür werden wiederkehrend auch einleuchtende Argumente vorgetragen, wie pädagogisch Nicht-Qualifizierte zur Öffnung von Schule beitragen können: Seit Beginn des intensiven Ausbaus der Ganztagsschulen (insbesondere in Westdeutschland) wird erhofft, dass die Öffnung in den Sozialraum zu einer qualitativen Verbesserung der Lernkulturen und einem erweiterten Bildungsverständnis beiträgt (Buchna et al. 2016; Holtappels 2006). Zusätzliche Angebote, die vormals außerhalb von Schule durchgeführt wurden, werden im Ganztag nun in Kooperation mit Schulen angeboten. Für die jeweiligen Angebote brauche es nicht zwingend pädagogisch qualifiziertes Personal. Außerschulische Akteur_innen bringen ihre Sachexpertise ein und hier kann nicht erwartet werden, dass diese auch pädagogisch qualifiziert sind – gegebenenfalls ist eine Weiterqualifizierung wünschenswert. Graßhoff et al. (2019) haben eine Matrix entlang der Dimensionen pädagogische Qualifikation und Sachexpertise entworfen. Der Bäcker aus dem Sozialraum, der eine Back-AG anbietet, hat eine hohe Sachexpertise, aber eine niedrige pädagogische Qualifikation. Der Sozialpädagoge, der eine Fußball-AG anbietet, obwohl er nicht Fußball spielen kann, verfügt zwar über eine hohe pädagogische Qualifikation, die Sachexpertise ist jedoch gering. Die Theaterpädagogin kann im Schauspielprojekt Sach- und pädagogische Expertise vereinen, während der Vater in der Hausaufgabenbetreuung weder über Sach- noch über pädagogische Qualifikation verfügt.

Romantisierung pädagogisch Nicht-Qualifizierter

In diesen pädagogisch romantisierten Vorstellungen bietet die örtliche Tischlerei oder Bäckerei ein außerschulisches Angebot an. Kinder verlassen die Schule, erkunden ihren Sozialraum und ganz praxisnah erfahren sie, wie ein Tisch gebaut wird oder backen ihr eigenes Brot. Ein abgeschlossenes Pädagogikstudium kann von der Bäckereifachverkäuferin kaum erwartet werden. Im Kern dieser Vorstellungen steht die Annahme, dass pädagogisch Nicht-Qualifizierte randständig in den Ganztag eingebunden sind und über partielle einzelne Angebote zu einer Öffnung von Schule beitragen. Empirische Befunde, inwiefern diese Annahmen auch mit der praktischen Organisation des Ganztags übereinstimmen, liegen jedoch nicht vor. Anzunehmen ist zumindest auch, dass qua fehlenden Fachkräftegebots pädagogisch nicht-qualifiziertes Personal im Kern des Ganztags beschäftigt ist. Die Argumentation der Öffnung der Schule durch pädagogisch Nicht-Qualifizierte wäre anhand des empirischen Materials zu dekonstruieren oder zumindest zu entkräften.

Ein Blick in vorliegende Daten zu Fragen der Qualifikation im Ganztag deutet auf eine hohe Heterogenität des Personals, aber auch auf Unklarheiten hin. Laut Autorengruppe Fachkräftebarometer (2021) sind rund 15 % der im Ganztag Tätigen ohne pädagogischen Abschluss tätig (zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Kinder- und Jugendhilfestatistik für Horte). Allerdings werden hier nur hauptberuflich Tätige erfasst – der Tischlermeister wäre hier nicht abgebildet. Auf Basis der Daten von Altermann et al. (2018) kann für NRW zudem von einer deutlich höheren Quote pädagogisch Nicht-Qualifizierter von rund ein Drittel ausgegangen werden. Unklar bleibt in diesen Fällen jedoch, in welchen Bereichen Nicht-Qualifizierte involviert sind, ferner fehlt ein differenzierter Blick auf die Gruppe der Nicht-Qualifizierten, die selbst heterogen zusammengesetzt ist.

Pädagogisch Nicht-Qualifizierte im Kern des Ganztags

Wo pädagogisch Nicht-Qualifizierte im Ganztag tätig sind, gehen wir auf Grundlage von Daten des Teilprojekts A der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie Laien als Akteure im Ganztag (LAKTAT) nach (Danner et al. 2023). Das Forschungsprojekt fokussiert das Ziel, pädagogisch formal nicht qualifiziertes Personal in der Ganztagsschule umfassend zu analysieren und die Ergebnisse in einer explorativen Theorie zu Lai_innen und Laisierung in Schule zu verdichten. Innerhalb der Teilstudie A wurde im Frühjahr 2022 mittels Online-Fragebogen das gesamte pädagogisch tätige Personal (mit Ausschluss der Lehrkräfte) an Ganztagsschulen in drei kontrastiven Regionen (städtisch vs. ländlich) in Niedersachsen befragt. Teilgenommen haben 317 Personen aus 53 Schulen verschiedener Schulformen (Primar‑, Sekundar‑, Förderschulen). Die Qualifikationen wurden in drei Stufen erfasst: Abgeschlossenes (sozial‑)pädagogisches Studium, abgeschlossene pädagogische Ausbildung, keine pädagogische Qualifikation, wobei im Fall von Mehrfachangaben (z. B. studierte Erzieher_in) der höchste Wert genommen wurde (in dem Fall ein Studium). Ferner interessiert ein vertiefender Blick auf die Gruppe ohne pädagogischen Abschluss (Tab. 1), sodass hier nochmals ausdifferenziert wird zwischen

  1. 1.

    in Studium befindend,

  2. 2.

    Weiterbildung für den Bereich Ganztag absolviert und

  3. 3.

    keine Weiterqualifikation abgeschlossen/nicht in Ausbildung/Studium befindend, die nachfolgend als pädagogische Lai_innen betitelt werden.

Tab. 1 Heterogene Qualifikationen

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass 23,5 % des Personals über ein abgeschlossenes pädagogisches Studium verfügen. 19 % der Mitarbeitenden haben eine pädagogische Ausbildung absolviert. Zusammenfassend verfügen damit 42,5 % des im Ganztag tätigen Personals über eine pädagogische Qualifikation (Lehrkräfte ausgeschlossen). Diese Gruppe haben wir als „Expert_innen“ bezeichnet (Tab. 1).

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Mehrheit (57,5 %) über keinen pädagogischen Abschluss verfügt. Hiervon befindet sich allerdings ein Teil (9,2 %) in einem erziehungswissenschaftlichem (oder ähnlichem) Studium und somit derzeit in Qualifikation. Gut ein Fünftel (22,8 %) der im Ganztag Tätigen hat eine spezifische Weiterbildung im Umfang von mindestens 160 h für den Ganztag absolviert. Darüber hinaus kann ein Viertel der im Ganztag Beschäftigten auf keinerlei formale pädagogische Qualifikation zurückgreifen, weshalb sie als „pädagogische Lai_innen“ bezeichnet werden. Rund 7 % machten keine Angabe zu einer Qualifikation. Die Qualifikationen der Personalzusammensetzung ist damit sehr heterogen, was in bisher vorliegenden Arbeiten nicht berücksichtigt wurde. Im Hinblick auf die Anzahl der durchschnittlich geleisteten Wochenstunden zeigt sich, dass pädagogisch beruflich ausgebildetes Personal die höchste Anzahl an Wochenstunden leistet (MW 23,8 Stunden (h); Standardabweichung (SD) 9,4 – siehe Tab. 1). Auch studierte Fachkräfte sind mit einem ähnlichen Zeitkontingent (MW 21,3 h | SD 11,2) involviert. In der Gruppe ohne pädagogischen Abschluss sind die Studierenden mit durchschnittlich 18,5 Stunden (SD 9,4) im Ganztag involviert (Tab. 1). Personal mit einer Weiterqualifikation kommt auf fast 15 Wochenstunden Arbeit im Ganztag. Pädagogische Lai_innen leisten die wenigsten Wochenstunden (MW 10,4; SD 6,9).

Beim Vergleich der durchschnittlichen Wochenstundenanzahl aller Gruppen miteinander lässt sich ein statistisch signifikanter, hoher Effekt beobachten (p < 0,001; Cramer-V 0,50). Die Mittelwertunterschiede zwischen den einzelnen Qualifikationsgruppen hinsichtlich der Anzahl der Wochenstunden sind ebenfalls zu großen Teilen signifikant. Kein statistisch signifikanter Unterschied lässt sich lediglich zwischen pädagogisch Studierten und aktuell Studierenden und pädagogisch Studierten und Personal mit abgeschlossener pädagogischer Ausbildung feststellen (p > 0,05).

Die Tätigkeiten der dargestellten Gruppen sind in Abb. 1 abgetragen, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Es zeigt sich, dass das Personal im Gesamten viel im „Kernbereich“ des Ganztags tätig ist, also im Rahmen des offenen Ganztags allgemein, des Mittagessens und der Hausaufgabenbetreuung. Die Leitung/Koordination des Ganztags liegt vordergründig bei Personal mit akademischem Abschluss. Hier finden sich jedoch auch 30 % der pädagogisch Ausgebildeten. Verhältnismäßig zu geringen Anteilen sind die Subgruppen ohne pädagogischen Abschluss – Studierende, Weiterqualifizierte und pädagogische Lai_innen – mit Leitungsfunktionen betraut. Die Betreuung des Mittagessens wird nur von rund einem Drittel der pädagogisch Studierten übernommen. Hier sind die anderen Qualifikationsgruppen stärker vertreten. In der Hausaufgabenbetreuung ist Personal ohne pädagogischen Abschluss ebenso häufig vertreten. Besonders die Gruppe der pädagogischen Lai_innen sticht hier hervor (siehe Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Tätigkeit im Ganztag nach Qualifikation

Zusammenfassend wird deutlich, dass die Gruppe ohne pädagogischen Abschluss im „Kerngeschäft“ des Ganztags vertreten ist. Die Annahme, dass Nicht-Qualifizierte eher in den Bereichen Sport, Kunst, Musik und/oder Handwerk involviert sind und damit zu einer Öffnung von Schule beitragen, bestätigt sich in den Daten nicht. Im Detail betrachtet, sind es sodann auch eher Studierende und Weiterqualifizierte, die in den eher „non-formalen“ Bildungsangeboten beschäftigt sind, während dies für die Subgruppe der pädagogischen Lai_innen kaum beschrieben werden kann. Die außerschulischen Bildungsangebote, bei denen Sachexpertise aus dem Sozialraum eingebracht werden könnte, scheint insgesamt betrachtet nur einen kleinen Teil im Ganztag auszumachen. Keine Gruppe sticht hier hervor, tendenziell sind es im Bereich Sport aber eher Studierende und Personal mit einer pädagogischen Berufsausbildung, bei künstlerischen Angeboten Weiterqualifizierte und bei den Spiel- und Denksport-Betätigungen kann festgehalten werden, dass diese eher nicht von pädagogischen Lai_innen durchgeführt werden. Bezüglich der Angebotskategorien Musik und Theater sowie Handwerk und Hauswirtschaft sollten Unterschiede zwischen den Gruppen vorsichtig interpretiert werden, da diese Angebote nur selten durchgeführt werden (Werte unter 10 % für die jeweils Befragten).

Fazit

Die deskriptiven Darstellungen zeigen, dass Personal ohne pädagogischen Abschluss die größte Personalgruppe im Ganztag darstellt. Sie leistet jedoch signifikant weniger Wochenstunden als Personal mit pädagogischem Abschluss (Tab. 1). Die Gruppe des Personals ohne pädagogischen Abschluss kann nochmals differenzierter betrachtet werden nach Studierende, Personal mit abgeschlossener Weiterbildung und Personal ohne jegliche formale pädagogische Qualifikation (Pädagogische Lai_innen). Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass Nicht-Qualifizierte im Kern des Ganztags involviert sind. Es stellt sich sogar heraus, dass sie (wenn auch zu geringen Teilen) in einer (stellvertretenden) Leitungsposition tätig sind. Diese Befunde sprechen klar gegen die Vorstellung, dass pädagogisch Nicht-Qualifizierte Angebote bereitstellen, die zur Öffnung von Schule beitragen. Bereits jetzt wird deutlich: Ohne Personal, das ohne pädagogische Ausbildung und Studienabschluss im Ganztag tätig ist, wird die Erfüllung des Rechtanspruchs auf Ganztagsbetreuung kaum möglich sein.

Im Gegensatz zum im SGBVIII verankerten Fachkräftegebot für Kindertageseinrichtungen fehlt es den Ganztagsschulen an verbindlichen Standards (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung 2022). Das Fehlen dieser Standards führt dazu, dass pädagogisch Nicht-Qualifizierte vermehrt den Ganztag gestalten. Ob der Ganztag zumindest so mehr sein kann als Beaufsichtigung und auch zum Unterricht komplementäre andere Bildungsmöglichkeiten Kindern bereitstellt, darf kritisch hinterfragt werden.

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (2022) fordert, besonders im Hinblick auf heterogene Lebenswelten und Bedarfslagen, den Einsatz von Personal aus dem Sozialraum, um eine Öffnung von Schule zu garantieren. Sie betonen jedoch auch, dass „Anpassungsqualifizierungen“ (S. 12) gefordert werden. Es zeigt sich jedoch, dass dies nicht dem heutigen Standard entspricht. Pädagogische Lai_innen decken den Personalbedarf ab und dienen nicht dazu, Alltagsbildung in den schulischen Ganztag zu vermitteln. Aus professionspolitischer Perspektive ist der Ganztag mit dem Personalmangel auf der einen Seite und den steigenden Bedarfen andererseits ambivalent. Die Forderung der AGJ darf in diesem Kontext als pragmatischer Lösungsansatz gedeutet werden, zumindest Weiterqualifizierungen zu fordern. Von der Tendenz deuten die vorliegenden Daten zumindest an, dass Nicht-Qualifizierte, die Angebote im Bereich Sport und Kunst anbieten, studieren oder sich weiterqualifiziert haben. Gleichwohl kann dies dazu beitragen, dass pädagogisch qualifiziertes Personal zukünftig nur noch in Leitungsfunktion im Ganztag tätig ist und damit aber weniger Kontaktzeiten zu den Kindern möglich sind. Walther, Nentwig-Gesemann und Fried (2021) verdeutlichen in ihrer Forschung zum Ganztag aus Sicht der Kinder die hohe Relevanz von Alltagssituationen, wie die Begleitung des Mittagessens, für die Beziehung zwischen Fachkräften und Kindern. Kinder wünschen sich eine entspannte Atmosphäre, Ebenbürtigkeit, gegenseitiges Interesse und nutzen diese Situationen, sich anzuvertrauen. Diese Beziehungsarbeit muss von pädagogisch qualifiziertem Personal geleistet werden, welches gut in den Ganztag eingebunden ist und sich nicht nur, wie Lai_innen, randständig mit wenigen Wochenstunden im Ganztag befindet. Ist das qualifizierte Personal jedoch vordergründig in der Leitung beschäftigt, finden solche Alltagssituationen zwischen ihnen und den Kindern kaum noch statt.

Um eine sich abzeichnende De-Professionalisierung zu stoppen, ist entsprechend angebracht, das Themenfeld Ganztag bereits in die Ausbildungsprogramme der Fachschulen für Sozialpädagogik und Modulhandbücher der Hochschule systematisch aufzunehmen. Weiterhin ist anzumerken, dass die Arbeitsverhältnisse an Ganztagsschulen attraktiver gestaltet werden müssen. Es werden Vollzeitplätze gefordert – auch abgesehen von Leitungspositionen – ebenso wie tariflich festgelegte Bezahlungen. Keine der hier befragten Gruppen ist im Durchschnitt mit über 30 Wochenstunden im Ganztag angestellt.

Insgesamt zeigen die Analysen, dass die Vorstellung, Nicht-Qualifizierte tragen zur Öffnung von Schule bei, nicht zutrifft. Im Einzelfall – den wir hier nicht analysieren konnten – mag dies zutreffen, insgesamt aber sind Nicht-Qualifizierte im Mittagessen, der Hausaufgabenbetreuung und allgemein im Ganztag involviert, allerdings mit geringen Stundenumfängen, so dass hier sowohl mit Blick auf notwendige Qualifikationen aber auch mit Blick auf prekäre Arbeitsbedingungen, im Ganztag dringende Verbesserungsbedarfe konstatiert werden.