Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung sind zu den Leitbegriffen unserer Zeit geworden. Während „Nachhaltigkeit“ einen Zustand umschreibt, unterstreicht „nachhaltige Entwicklung“ den Prozess hin zu nachhaltigeren Lebens- und Wirtschaftsformen (Grunwald/Kopfmüller 2022, S. 12). Die Historie der Nachhaltigkeitsdebatte reicht international weit zurück. So finden sich Umweltverordnungen zu Wasser- und Luftverunreinigung bereits im 15. Jahrhundert, u. a. für die Städte Basel, Bern, Nürnberg und München.

In diesen Städten wurde die Verunreinigung von Brunnen streng bestraft und es war verboten, Unrat in das Wasser zu werfen oder Wäsche im Brunnen zu reinigen. In Lyon wurde 1627 ein Gesetzestext herausgebracht, der die Verunreinigung von Luft unter Strafe stellte. 1713 forderte der sächsische Oberberghauptmann von Carlowitz, nur so viel Wald abzuschlagen wie nachwachsen könne. Im Jahr 1878 untersagte Elisabeth I. das Verbrennen von Kohle in London, solange das Parlament tagt (Bliefert 2002, S. 7–8). Mit Blick in die Neuzeit gelten u. a. das 1962 erschienene Buch „Silent Spring“ von Rachel Carlson, „das die negativen Auswirkungen des Pestizids DDT auf das Leben im Boden, im Wasser und in der Luft thematisiert“ (Kropp 2019, S. 8), und das Foto „Earthrise“ der NASA aus dem Jahr 1968, das die aufgehende Erde zum ersten Mal vom Weltraum aus zeigt, als Anstoß und Ausdruck eines wachsenden ökologischen Bewusstseins. Der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome und die erste UN-Umweltkonferenz in Stockholm im Jahr 1972, die Etablierung der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung im Jahr 1983 (Brundtland-Kommission), die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung im Jahr 1992 in Rio de Janeiro und die 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen sind zudem politische Richtungsweiser auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung (Grunwald und Kopfmüller 2022, S. 21–40). Eine konsequente und rasche Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung wird vor dem Hintergrund sich dramatisch verschärfender Umweltkrisen und der Klimakatastrophe immer drängender, wie die Sachstandsberichte des UN-Weltklimarats (IPCC) regelmäßig herausstellen.

Umwelt- und sozialwissenschaftliche Perspektiven

Während in öffentlichen Debatten zu Nachhaltigkeit und Klimakrise technikwissenschaftliche Konzepte dominant sind, werden auch in den Umwelt- und Sozialwissenschaften wertvolle Zugänge entfaltet. Insbesondere seit den 1970er-Jahren legen Wissenschaftler_innen verschiedener Disziplinen zahlreiche Arbeiten zum Themenfeld der Nachhaltigkeit vor, welche nach Beachtung auch in der Sozialen Arbeit verlangen. So weist etwa Steurer (2001) bereits zu Beginn der 2000er Jahre darauf hin, jahrzehntelang geführte Debatten und damit verknüpfte Erkenntnisse aus dem Bereich der Umweltwissenschaften und weiteren Disziplinen nicht außer Acht zu lassen. In seiner Systematisierung von Nachhaltigkeitsparadigmen unterscheidet er zwischen schwacher, ausgewogener und starker Nachhaltigkeit. Mit schwacher Nachhaltigkeit werden Diskurse und Glaubenssätze bezeichnet, die von einer erreichbaren Harmonie zwischen Wirtschaftswachstum und ökologischer Beanspruchung ausgehen. Mit ausgewogener Nachhaltigkeit wird der Glaube an eine „positive Wachstumswende“ durch Umweltpolitik beschrieben, wohingegen starke Nachhaltigkeit einen grundlegenden Konflikt zwischen Wachstumsstreben und Nachhaltigkeit hervorhebt (ebd., S. 557). Auffallend ist eine Kontinuität dieser Paradigmen auch mehr als 20 Jahre später.

Kapitalismuskritische, dekoloniale Zugänge

Bei aller Repräsentanz von schwachen und ausgewogenen Nachhaltigkeitsverständnissen scheinen starke Nachhaltigkeitskonzepte vor allem in einigen sozialwissenschaftlichen Kontexten an Aufwind zu gewinnen und mit dekolonialen, gerechtigkeitsfokussierten und degrowth Zugängen verknüpft und gestärkt zu werden (Ramcilovic-Suominen 2023). So analysieren etwa Brand und Wissen (2017) die menschengemachten Ursachen von globalen Krisen und der Klimakatastrophe und verorten sie in den kapitalistischen Zentren der Industrienationen, die für den Großteil der menschengemachten CO2-Emissionen hauptverantwortlich sind und durch ihre imperiale Lebensweise die Kosten des Dogma ständigen Wachstums und Konsums zu Lasten von Mensch und Natur in Regionen und Länder des Globalen Südens auslagern; beispielsweise dann, wenn Waren in anderen Ländern mit geringeren Sozial- und Umweltstandards produziert werden oder Müll von Ländern im Globalen Norden in den Süden verschifft wird. Lessenich (2020) fasst dieses Phänomen mit dem Konzept der „Externalisierungsgesellschaft“.

Ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen

Für die Soziale Arbeit ist eine Positionierung zu diesen Ungleichheiten im Zusammenspiel von Ökologie, Ökonomie und Sozialem von hoher Relevanz, sind es doch vor allem marginalisierte Personengruppen wie armutsbetroffene Menschen, rassifizierte Menschen, Frauen*, Kinder oder Menschen mit Behinderungserfahrung, die besonders und zuallererst unter den Folgen dieser Ungleichheitsverhältnisse leiden. Im deutschsprachigen Raum nehmen klima- und umweltbezogene Debatten mit einem umfassenden und machtkritischen Zugang zu Nachhaltigkeit langsam einen Stellenwert in der Sozialen Arbeit ein (z. B. Stamm 2021; Pfaff et al. 2021; Liedholz und Verch 2022). In der internationalen sozialarbeiterischen Debatte werden sozialarbeiterische Zugänge zum Thema bereits seit mehr als zehn Jahren entwickelt. In diesen Arbeiten wird darauf hingewiesen, dass schon Pionier_innen der Sozialen Arbeit wie Jane Addams oder Mary Richmond mit Nachhaltigkeitsthemen befasst waren – insbesondere vor dem Hintergrund der Industrialisierung, Verarmung und Verschmutzung in den Städten.

Sozialarbeiterische Konzepte im internationalen Raum

Sozialarbeiterische Ansätze, die auf die globalen Umwelt- und Klimakatastrophen und damit verknüpften Ungleichheiten reagieren, haben sich etwa in Großbritannien, den skandinavischen Ländern, in Australien und den USA etabliert. Sie orientieren sich mitunter an indigenen Philosophien, die mal explizit benannt sind, mal implizit durchscheinen. Die Konzepte reichen von Green Social Work, Ecological Social Work, Environmental Social Work bis hin zu Deep Ecology Social Work und Ecosocial Work (auch Stamm 2021; Schmelz und Schmitt 2023). Die heterogenen Begriffe zeugen von einer intensiv geführten Debatte; gleichwohl fungieren sie nicht selten als wenig definierte Sammelbegriffe (Stamm 2021, S. 52). Eine gemeinsame Schnittstelle ist die Ausdehnung sozialarbeiterischer Zuständigkeit über eine rein auf den Menschen fokussierte Sicht hinaus (Schmelz 2022, S. 28).

Green Social Work

Es ist insbesondere der holistische Ansatz von Green Social Work (Grüne Soziale Arbeit) von Lena Dominelli (2018), der unter Einbindung indigenen Wissens besondere Rezeption erfährt. Dominelli erachtet Fragen von Umwelt- und Klimagerechtigkeit und die Auseinandersetzung mit ökologischen Krisen und Naturkatastrophen nicht als gesonderten Teilbereich Sozialer Arbeit, sondern stellt sie in das Zentrum von Profession und Disziplin: „into daily, routine, mainstream practice“ (ebd., S. 9). Green Social Work definiert sie als „caring for the beautiful living planet human beings inhabit“ (ebd.), die Bekämpfung von Ungleichheit, Schaffung von Verteilungsgerechtigkeit und Regeneration. Ihre Überlegungen hat Dominelli in ein green social work model übersetzt mit dem Ziel, inter- und intragenerational gerechte, resiliente und zukunftsfähige Communities und (Welt‑)Beziehungen zu gestalten. Das Modell versteht sich als Umgangsweise mit Natur- und Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen oder Chemieunfällen und (damit verzahnten) menschengemachten Katastrophen wie Armut. Es reicht von Risikoanalysen über die Schaffung von Action Plans, Resilienz-Strategien, Evaluation und Weiterentwicklung. Sozialarbeitende sollen in diesem Zusammenhang die Rollen als „protectors“, „consciousness-raisers“, „lobbyists“, „coordinators“, „mobilisers“, „translators“, „dialogue agents“ und „curriculum changers“ einnehmen (ebd., S. 14–16). Analog zu den Werken von Brand und Wissen (2017) ist Dominellis Verständnis von Green Social Work verzahnt mit einer Kapitalismuskritik. So kritisiert auch sie die Übernutzung des Planeten durch eine „global capitalist elite“ (Dominelli 2020, S. 233) und stellt insbesondere mit Blick auf Katastrophen heraus, dass diese ungleich wirken und mit globalen Ungleichheiten interagieren. Katastrophen bedrohen Personengruppen – insbesondere in Regionen im Globalen Süden ohne engmaschiges Absicherungsnetz – mehr als wohlhabende Menschen in globalen Zentren. Sie verlangen nach einem intersektionalen Zugang (Schmitt 2021). Ungleiche Formen von Betroffenheit zeigen sich zunehmend auch hierzulande. So führte die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 zu einer dreistelligen Anzahl an toten Menschen, hierunter waren auch Bewohner_innen einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungserfahrung, die sich nicht aus den Fluten retten konnten. Ein ungleichheitstheoretischer Zugang zu Katastrophen ist der Kern von Green Social Work und – in der Optik von Dominelli (2020, S. 234) – Abgrenzungsmerkmal zu Ansätzen von Ecological, Environmental sowie Deep Ecology Social Work.

Ecological Social Work und Environmental Social Work

Zu Ecological Social Work (Ökologische Soziale Arbeit) haben u. a. Jennifer McKinnon und Margaret Alston (2016) einen Sammelband vorgelegt, zu dem Protagonistinnen der Debatte wie Aila-Leena Matthies und Kati Närhi (2017) beigetragen haben. Die Herausgeberinnen unterstreichen, ähnlich wie Dominelli, eine Kritik am Paradigma grenzenlosen Wachstums zu Lasten von Menschenrechten, Ökologie und sozialer Gerechtigkeit (McKinnon und Alston 2016, S. 7). Sie schreiben davon, dass Umweltprobleme marginalisierte Personengruppen am meisten treffen, wenn ihnen aufgrund von Armut und Rassismus die Möglichkeiten fehlen, in sicherere, wenig umweltbelastete Wohngegenden zu ziehen. Diese Ungleichheit wird zum Beispiel in den Kämpfen gegen Umweltrassismus seit den 1980er-Jahren in den USA sichtbar. African Americans und Unterstützer_innen wehrten sich gegen die überproportional hohe Platzierung von Abfalldeponien in Nähe zu Stadtteilen mit hohem Bevölkerungsanteil an Black, Indigenous und People of Color (BIPoC); die Environmental-Justice-Bewegung entstand (Stamm 2021, S. 74).

Wie sich Soziale Arbeit zu diesen Problemen positionieren und sich in Kämpfe für Umwelt- und Klimagerechtigkeit involvieren kann, thematisiert der Environmental Social Work-Ansatz (Umweltbezogene Soziale Arbeit). Er ist u. a. mit den Namen Mel Gray, John Coates und Tiani Hetherington (2013) verbunden. Anliegen ist das Anstoßen eines sozialarbeiterischen Bewusstseins für Klima- und Umweltthemen in ihrer Verzahnung mit sozialen Belangen sowie eine Zusammenarbeit über „academic silos“ (ebd., S. 2) hinaus, zum Beispiel mit klima- und umweltorientierten Nichtregierungsorganisationen, sozialen Bewegungen und Praktiker_innen aus dem Bereich von Umweltschutz und -gerechtigkeit. Die Kolleg_innen argumentieren für einen Kurswechsel, weg von einer sozialarbeiterischen Therapie- und Rehabilitationszentrierung hin zur Anerkennung einer grundsätzlichen Verbundenheit von Mensch, Natur und dem Planeten Erde. Eckpfeiler von Environmental Social Work sind u. a. der Respekt vor den ökologischen Grenzen der Erde, eine globale Umweltgerechtigkeit, die Erhaltung von Umwelt und eine Auseinandersetzung mit interdisziplinärem und indigenem Wissen sowie mit Deep Ecology-Perspektiven.

Deep Ecology-Perspektiven

Die Deep Ecology-Philosophie (Tiefenökologie) geht auf den norwegischen Philosophen Arne Dekke Eide Næss (1912–2009) zurück. Es handelt sich um eine geistig-spirituelle Strömung, die – wie der Name sagt – Kritik an konventionellen Formen von Umweltschutz übt, diese als oberflächlich beschreibt und sich stattdessen mit den tiefliegenden Ursachen von Naturzerstörung auseinandersetzen will, die in einem entfremdeten Verhältnis des Menschen zur Natur verortet werden (Hendlin 2016, S. 195). Deep Ecology zielt „auf die Regeneration und den Erhalt einer vielfältigen natürlichen Welt unbeschadet von den Spätschäden der industriellen Zivilisation“ (ebd., S. 196). Der Ansatz erfährt jedoch auch Kritik. Seinen Vertreter_innen wird mitunter vorgeworfen, einen einseitig romantisierenden Zugang zur Natur zu fördern (ebd., S. 201) und sich zu wenig mit strukturellen Ungleichheiten und Transformationen auf politischer und ökonomischer Ebene auseinanderzusetzen (Dominelli 2012, S. 5). In der Sozialen Arbeit wird eine Deep Ecology Social Work zum Beispiel von Fred Besthorn vorangetrieben. Deep Ecology Social Work strebt nach einer Erweiterung sozialarbeiterischer Zuständigkeit über die soziale Umwelt und den Menschen hinaus und nach einem Einbezug von anderen Lebewesen. Als problematisch wird u. a. von Stamm (2021, S. 36) erachtet, dass „tiefenökologische Ansätze in letzter, radikaler Konsequenz biologismus- und rassismusnahe Formen annehmen [können], in denen der Mensch vor allem als Schädling angesehen wird, der für den Planeten eine Bedrohung darstellt“.

Ecosocial Work

Vertreter_innen des Konzepts von Ecosocial Work (Ökosoziale Arbeit) sind u. a. Komalsingh Rambaree, Meredith C.F. Powers und Richard J. Smith (2023). Die Autor_innen sprechen sich – bei aller Heterogenität der Debatte – dafür aus, das gemeinsame Anliegen ökosozialer Perspektiven zu unterstreichen, nämlich die Soziale Arbeit über ihren auf den Menschen verengten Blick hinaus zu öffnen. Ecosocial Work meint in diesem Zugang schlicht Soziale Arbeit und versperrt sich einer Verbesonderung des „Ökologischen“ innerhalb von Profession und Disziplin. Eine ökosoziale Perspektive setzt sich für eine gleichberechtigte und nachhaltige Ressourcennutzung auf der Welt, für die kritische Analyse von sozioökonomischen und politischen Gesellschaftsstrukturen, von Werten, Glaubenssätzen und Praktiken sowie von ökologischen Schäden ein, die durch übermäßigen Konsum sowie Ausbeutung entstehen. Dabei problematisiert Ecosocial Work neoliberale Routinen, die Ungleichheit und Vulnerabilität erzeugen und zementieren. In den Augen der Vertreter_innen schließt das Konzept Ansätze wie Green Social Work sowie ökosoziale Praxen mit ein, wie sie im Zuge von Umwelt- und Klimagerechtigkeitsbewegungen hervorgebracht werden.

„Co-building a New Eco-Social World“, Buen Vivir und Ubuntu

Es ist die Begrifflichkeit „ecosocial“, die auch im Umfeld der International Federation of Social Workers (IFSW), einem internationalen Zusammenschluss der Sozialen Arbeit, Verwendung findet. Die IFSW hat im Sommer 2022 gemeinsam mit dem Forschungsinstitut der Vereinten Nationen für soziale Entwicklung (UNRISD) und weiteren Organisationen das „Co-building a New Eco-Social World: Leaving No One Behind People’s Summit“ ausgerichtet und das living document „The People’s Charter for an Eco-Social World“ auf den Weg gebracht (siehe: https://newecosocialworld.com/the-peoples-charter-for-an-eco-social-world/#_ftn2). Hierin verständigen sich die Verfasser_innen u. a. auf die Werte des Buen Vivir, eines sorgenden Miteinanders und Umgangs mit dem Planeten sowie auf gegenseitige Verantwortungsübernahme und holistische Rechte. Die südamerikanische Bewegung des Buen Vivir stellt das Gleichgewicht sozialer, kultureller, ökologischer und wirtschaftlicher Aspekte in ihr Zentrum. Mit holistischen Rechten sind neben den Menschenrechten anzustrebende Rechte des Ökosystems und Naturrechte gemeint. Schließlich werden sozialarbeiterische Prinzipien wie soziale Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität, Respekt, Gleichberechtigung, Community-Work und Inklusion hervorgehoben sowie Harmonie, Reziprozität und Gemeinschaftlichkeit, wie sie in der afrikanischen Philosophie des Ubuntu zentral sind (Chigangaidze 2022). Ubuntu basiert auf der gegenseitigen Verbundenheit und Abhängigkeit aller Menschen und Lebewesen: „I am because we are“. Ausgehend von den genannten Werten leitet die Charter Forderungen ab – wie die Anerkennung der Rechte der Natur, den Stopp öffentlicher Subventionen für die fossile Industrie, die Unterstützung nachhaltiger Reformen in der Wirtschaft, die Priorisierung kollektiven Wohlergehens gegenüber Profitstreben, die gerechte Verteilung lebenswichtiger Ressourcen, die Sicherung eines Lebens in Wohlergehen für geflüchtete Menschen und Vertriebene, die Herstellung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen sowie die Schaffung nachhaltiger und reaktionsfähiger Gesundheits‑, Bildungs- und Sozialsysteme.

Fazit und Ausblick; Ökosoziale Transformation

Die in diesem Beitrag gezeigten Konzepte aus der internationalen Debatte, die von der IFSW erarbeiteten Forderungen und Zugänge sowie die Arbeiten aus relevanten Bezugswissenschaften werden langsam auch im deutschsprachigen Raum wahrgenommen und erweitert, wovon einschlägige Veröffentlichungen (z. B. Stamm 2021; Pfaff et al. 2021) und die Gründung der Fachgruppe „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit“ in der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) zeugen. Anliegen ist es, vor dem Hintergrund der drängenden Krisen unserer Zeit Theorie- und Praxisbezüge auch international und interprofessionell miteinander in Dialog zu bringen, nachhaltige Konzepte und Realutopien zu entwickeln und „Agency-Prozesse“ (Böhnisch 2020, S. 177) für eine zukunftsfähige klimagerechte Gesellschaft in Gang zu setzen. Die Frage, wie solche Agency-Prozesse aussehen können, verlangt nach einer weiteren Debatte, nach ökosozialer Forschung und Praxis sowie nach Verankerung und Diskussion von Nachhaltigkeitsthemen in der Hochschullehre. Dies kann mitunter bedeuten, bezugswissenschaftliche und internationale Zugänge in ihrer Relevanz für die Soziale Arbeit auch hierzulande weiter aufzuarbeiten sowie weiter zu explorieren, was eine Ecosocial Work ausmacht und wie das sozialarbeiterische Mandat durch ökosoziale Perspektiven herausgefordert, verändert und geöffnet wird. Den Planeten Erde als Adressatin Sozialer Arbeit mitzudenken und – in Yari Ors Worten (2022, S. 249) – von einer „Geschichte der Trennung“ von Menschen und ihrer mehr-als-menschlichen Natur zu einer „Geschichte der Verbindung“ zu finden, ist hierbei ein bedeutsamer Denkanstoß auf dem Weg zu ökosozialer Transformation.