Zusammenfassung
Armut als gesamtgesellschaftliches Problem und in Verbindung mit ökologischen Fragen stellt Organisationen der Sozialen Arbeit und der Kindheitspädagogik zugleich vor alte und neue Herausforderungen. Diesen Schwerpunkt einleitend werden Perspektiven auf Armut und Organisationen angerissen, die einen solidarischen, auf Emanzipation zielenden Umgang zu ermöglichen suchen. Über den bisherigen Tellerrand blicken sie hinaus, indem mit Bezug auf Beiträge des Schwerpunktes ökologische Fragen in den Blick genommen werden sowie Fragen nach der Rolle der (organisierten) Sozialen Arbeit in Selbstorganisationszusammenhängen potenziell armutserfahrener Menschen.
Abstract
Poverty as a problem of society as a whole and in connection with ecological issues confronts organizations of social work and childhood education with old and new challenges at the same time. Introducing this focus, perspectives on poverty and organizations are touched upon, which seek to enable a solidary approach aiming at emancipation. They look beyond the previous horizon by taking a look at ecological questions with reference to contributions of the focus as well as questions about the role of (organized) social work in self-organizing contexts of potentially poverty-experienced people.
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In Debatten um den Umgang mit Armut werden häufig armutserfahrene Menschen aufgefordert, sich selbstverantwortlich, beispielsweise durch härtere Arbeit, ‚bessere‘ Leistungen und gewisse Verhaltensänderungen, aus ihrer sozialen Lage zu lösen. Darüber hinaus werden in der Sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik Fachkräfte adressiert, etwa über die Förderung von Bildungsprozessen oder Resilienz, die Menschen zu befähigen, ihre Armut zu bewältigen. Welche Rolle können Organisationen in diesem Kontext einnehmen? Bieten sie Potenziale, diesen einseitigen Zuschreibungen auf einzelne Personen entgegenzutreten?
Armut stellt nach wie vor ein zentrales gesellschaftliches Problem dar. Derzeit gelten 16,9 % der Menschen in Deutschland als relativ arm bzw. einkommensarm, da sie in Haushalten leben, die weniger als 60 % des durchschnittlichen Haushaltseinkommens zur Verfügung haben. 21,3 % der Kinder wachsen in Armutslagen auf (Der Paritätische Gesamtverband 2023), das bedeutet, überdurchschnittlich viele Kinder erfahren Armut, was auch die sozialpolitische Bedingtheit von Kinderarmut ausdrückt. Mit einem Leben in einer Armutslage gehen multiple Vulnerabilitäten und Einschränkungen vor allem für Kinder, junge Menschen, Eltern und Familien einher. Da zukünftig auch im globalen Norden und in Deutschland die Folgen der Klimakrise stärker spürbar sein werden, und insbesondere bereits jetzt vulnerable Gruppen wie armutserfahrene Menschen, FLINTA*Footnote 1-Personen sowie Kinder und Jugendliche davon betroffen sind (Schramkowski et al. 2022), ist es zunehmend notwendig, soziale und ökologische Fragestellungen zusammen zu denken. Insbesondere, wenn berücksichtigt wird, dass Armut sowie die Klimakrise durch das ungebremste kapitalistische Wachstumsprinzip erzeugt werden, was Klaus Dörre (2021, S. 50 ff.) mit dem Begriff der ökonomisch-ökologischen Zangenkrise auf den Punkt bringt.
Die Reproduktion von klassistischen Diskursen
In öffentlichen Debatten über Armut sind tradierte gesellschaftliche Vorurteile gegenüber armutserfahrenen Menschen noch tonangebend (u. a. Kessl et al. 2007; Klein et al. 2005; Chassé 2011; Dörfler und Fritzsche 2016). Gegenwärtig ist dies beispielsweise deutlich sichtbar über diverse herabwürdigende Kommentare, die die User_innen des aktivistischen Hashtags #ichbinarmutsbetroffen in den sozialen Medien erhalten. Diese Formen der Abwertung auf Basis der (zugeschriebenen oder tatsächlichen) Klassenzugehörigkeit lassen sich unter dem strukturellen Aspekt des Klassismus diskutieren (z. B. Kemper und Weinbach 2020 [2009]; Seeck und Theißl 2020).
Klassistische Zuschreibungen, sowie Ausschluss‑, Beschämungs- und Stigmatisierungspraktiken von armutserfahrenen Menschen lassen sich in zivilgesellschaftlichen Einrichtungen der sog. „Mitleidsökonomie“ betrachten (Kessl et al. 2021; Schoneville 2023), aber auch in sozialpädagogischen Organisationen (z. B. Wiezorek und Pardo-Puhlmann 2013; Beyer 2013; Simon et al. 2019a; Schäfer 2020; Kerle 2023). Organisationen und organisationales Handeln können somit bei der (Re‑)Produktion institutioneller Diskriminierung auf Basis von Klassenzugehörigkeit beteiligt sein, da sie beispielsweise über die Zuteilung von Ressourcen und/oder den Zugang von institutioneller Unterstützung „entscheiden“. Zudem gilt es, intersektionale Betrachtungsweisen in den Blick zu nehmen, da Migrationsgeschichte, Geschlecht sowie Be_hinderung sich mit Klassenzugehörigkeiten überlagern und sich so das Risiko einer potenzielle Armutslage kumulieren kann.
Pädagogisierung von Armut durch und in Organisationen
In historischer Betrachtung werden Entstehungslinien der Sozialen Arbeit wie der Kindheitspädagogik in Deutschland mit der Bekämpfung von tiefgreifenden Armutsfolgen in Verbindung gebracht. Die Gründung von Kindertageseinrichtungen sowie die Entstehung der Sozialen Arbeit stehen in engem Zusammenhang mit der sozialen Frage und der Frage, wie mit den wachsenden sozialen Ungleichheiten und der zunehmenden Prekarisierung der Arbeiter_innenklasse im Übergang vom 18./19. Jhd. umzugehen sei. Dabei erfüllten die Einrichtungen und Angebote neben paternalistischen sowie fürsorglichen Motiven auch disziplinierende und normierende Funktionen, wodurch die bestehende Klassenordung stabilisiert wurde. Indem Menschen aus der Armuts_- und Arbeiter_innenklasse normiert, gezüchtigt und schließlich aktiviert werden sollten (Kessl et al. 2007), leisten sozialpädagogische Organisationen einen wesentlichen Beitrag zur Pädagogisierung des strukturellen Problems der Armut. Gleichzeitig trugen und tragen sie zur Entwicklung und Stärkung von Teilhabemöglichkeiten bei. Insbesondere ermöglicht eine öffentliche Kleinkindbetreuung, so wird es gesellschaftlich begründet, die ‚Employability‘ von armutserfahrenen Personen (meist Frauen), was wiederum deren Teilhabemöglichkeiten am Arbeitsmarkt und somit die finanzielle Lage der Familie verbessere.
Eine Armutsbewusste Haltung entwickeln …
Die oben genannten Punkte erfordern eine armutsbewusste Haltung und Praxis, welche die Widersprüchlichkeiten wie auch klassistische Prinzipien im pädagogischen Handeln hinterfragt und darauf orientiert ist, Teilhabe an Bildung sowie am Sozialen vor Ort zu ermöglichen (Simon et al. 2019b). In sozialpädagogischer Perspektive kann gefragt werden, inwieweit Angebote für armutserfahrene Menschen die Handlungsoptionen der Adressat_innen erweitern ohne sie auf den Status „arm“ festzuschreiben (Schoneville 2022, S. 13) – hier bietet der Kern der armutsbewussten Haltung einen Ausgangspunkt: über Wissen über gesellschaftlich produzierte Verhältnisse (wie etwa Armut als durch kapitalistische Logiken produziert und eben nicht als selbstverschuldet zu begreifen; und auch die Scham als Resultat dieser gesellschaftlichen Konstruktionen von Armut zu verstehen), kann individualistischen, vereinfachenden Deutungen, so die Hoffnung, entgegengewirkt werden (Kerle et al. 2022).
Mit dem Fokus auf die Entwicklung einer professionellen Haltung geht aber zugleich das Risiko einher, allein die Professionellen im Umgang mit Armut zu adressieren, ohne begrenzte Möglichkeiten rein individueller Weiterbildung zu berücksichtigen (s. den Beitrag von Sandro Bliemetsrieder und Dagmar Beinzger). Sowohl organisationale Begrenzungen wie Handlungsspielräume blieben dann ausgeblendet und würden damit auch nicht als politisch wie sozialpädagogisch gestaltete und gestaltbare Strukturierungen hinterfragt werden.
Perspektiven des Schwerpunkts
Hier setzt der vorliegende Themenschwerpunkt an und sucht nach Gestaltungsmöglichkeiten von und durch kindheits- und sozialpädagogische Organisationen in Bezug auf Armut. Der Schwerpunkt widmet sich, ausgehend von aktuellen empirischen Erkenntnissen und basierend auf der Notwendigkeit eines kritisch-reflexiven Blickes auf die Verwobenheit von Organisationen in gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen, dem Potenzial und den Möglichkeiten von Organisationen und des Organisierens. Erkundet wird, inwiefern Organisationen armutserfahrene Menschen unterstützen können, welchen Beitrag Organisation(en) zur Bewältigung und Bekämpfung von Armut, zum Abbau sozialer Ungleichheiten, zur Solidarisierung unter Menschen im sozialen Nahraum leisten können.
Annäherungen an Organisationen und Gestaltungsperspektiven
Häufig wird der Organisationsbegriff im Alltag lediglich mit ihren Formalia in Verbindung gebracht; mit starren Organigrammen, trägen Hierarchien und Verlaufsmodellen, die in anonymisierter Form Entscheidungsabläufe zu standardisieren suchen. In theoretischer Hinsicht fällt auf, dass Organisationen als vage und teilweise unscharf abgrenzbar gegenüber dem Institutionsbegriff beschrieben werde (Göhlich 2019, S. 353). Dies findet sich ähnlich diffus zu Fragen der Gestaltung und Entwicklung von Organisationen wieder (Trebesch 2000, S. 54).
Positiv gewendet scheint hier Potenzial auf, jenseits verengter und wenig mit Leben gefüllter Vorstellungen, Organisationen auch in anderer Weise zu beschreiben, so dass wir im Folgenden ausgewählte Perspektiven beleuchten, die sowohl Prozesse und Praktiken der Organisationen als auch die Struktur respektive Strukturierung berücksichtigen. In einem prozessualen Verständnis sind Organisationen Kulturen (Mensching 2008, S. 47) und das Ergebnis verdinglichter Aushandlungsordnungen (Maeder und Nadai 2004). Dass Organisationen als nach außen abgrenzbare Entitäten erscheinen, ist ein Ergebnis jener Aushandlungsprozesse und -ordnungen (Truschkat et al. 2018, S. 456). Diese auf Dauer gestellten Ordnungen (ebd.) wiederum strukturieren die Handlungspraxis auch in Bezug auf Armut (Maeder und Nadai 2004, S. 13), werden jedoch gleichzeitig durch sie hervorgebracht, so dass sie sich (auch) „als verbale Praktiken des Organisierens bzw. Kommunizierens“ (Cloos et al. 2019, S. 67) darstellen.
Organisationen gestalten
Organisationen finden sich in einem teils widersprüchlichen Spannungsfeld zwischen der Orientierung an den Interessen und Bedürfnissen meist heterogener Adressat_innen und von außen an sie herangetragener sozialpolitischer Vorgaben. Organisationsentwicklung kann als ein Ansatz zur Vermittlung dienen (Cloos et al. 2023, i. E.): Statt lediglich externe Vorgaben umzusetzen, geht es um eine dialogische Verständigung darüber, wohin sich die eigene Organisation entwickeln möchte. Organisationales Empowerment hieße dann auch, Verantwortung im Umgang mit Armut nicht einzelnen Fachkräften zu übertragen, sondern in der gesamten Organisation solidarisch und im Kern auch parteiisch zu verorten – und über Partizipationsprozesse eigene Positionen und Zielsetzungen multiperspektivisch zu entwickeln (ebd.). Auf diese Weise kann Partizipation nicht auf ein oberflächliches Feedback oder Rückfragen reduziert werden. Vielmehr brauchen dialogische Verständigungs- und Beteiligungsprozesse Raum und Zeit. Organisationen agieren im Kontext von Armut mit heterogenen Gruppen, unterschiedlichen Bedürfnissen und Bedarfen von Menschen wie auch grundlegenden Trilemmata der professionellen Arbeit. Dies erfordert auf der Organisationsebene Reflexionen, inwiefern die verschiedensten Ansprüche in der Organisation überhaupt artikuliert werden (können) – bspw. welche Räume es dafür gibt und wie diese ausgestaltet sind. Ein inklusives, herrschafts-, ungleichheits- und machtsensibles Agieren und Organisieren kann erste Anstöße geben (bspw. Knecht 2020; Moser 2020).
Der vorliegende Schwerpunkt setzt hier einerseits an und geht andererseits noch darüber hinaus, indem die organisierte Soziale Arbeit in den Hintergrund rückt um Gestaltungsräume zu sichern, die über ein „Sich-Organisieren“ von Stadtteilbewohner_innen ein solidarisches Empowerment ermöglichen jenseits formalisiert-administrativer Vorgaben. Armutserfahrene Menschen werden auf diese Weise nicht zu Hilfebedürftigen oder individuellen „Empowermentobjekten“ gemacht, sondern als soziale Akteur_innen und Bürger_innen anerkannt (s. Beitrag Stadtteilzentrum Gasparitsch).
Perspektiven der Beiträge
Dagmar Beitzger und Sandro Bliemetsrieder widmen sich in ihrem Beitrag „Kinderarmut in der Kita im Spiegel organisationsethischer Fragen“ der Prozessperspektive von Organisationen. Ausgehend von einer historischen Verortung der Kindertageseinrichtungen in Bezug auf den Auftrag der Armutsbekämpfung diskutieren sie normative Bezugspunkte für die Gestaltung von kindheitspädagogischen Organisationen. Einbezogen werden Perspektiven auf Gerechtigkeit und Verletzlichkeit, welche die Autor_innen mit der vielversprechenden Frage nach Rechtfertigungsordnungen verknüpfen.
Wenn es um die Bewältigung und Reflexion von Armut geht, ist die Verschränkung von Organisations- und professionsbezogenen Fragen gewinnbringend, wie Martin Hunold in seinem Beitrag „Armut im Jugendamt“ am Beispiel des Allgemeinen Sozialen Dienstes als institutionalisierte Organisation diskutiert. In Organisationen können, beispielsweise durch Weiterbildungsformate, Handlungsmuster und Orientierungen herausgebildet werden, die Armutsreflexivität ermöglichen. Diese soll in das Fallverstehen und die Fallarbeit einbezogen werden, mit dem Ziel, die Armutsbewältigung der Adressierten zu unterstützen. So hat hier die Organisation das Potenzial, auf die Haltung der Fachkräfte „rück zu wirken“. Organisationen, die auf die Bewältigung der Armutslagen der Adressat_innen abzielen, sind jedoch um weitere umfassende strukturelle Maßnahmen zu ergänzen, da sich ein gesamtgesellschaftliches Problem nicht nur auf der individuellen Ebene lösen lässt.
Organisationen haben im Kontext von Armut auch das Potenzial, von der Meso- auf die Makro-Eebene auszustrahlen, wie der Erfahrungsbericht „Selbstorganisation von Menschen für ein solidarisches Miteinander im Stadtteil – Perspektiven aus der Praxis“ des Autor_innenkollektivs des Stadtteilzentrums Gasparitsch deutlich macht. Die selbstorganisierte Arbeit im und mit Menschen im Stadtteil ermöglicht Empowerment und Solidarisierung von, durch und mit armutserfahrenen Menschen, aber auch Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung des Stadtteils. Deutlich wird die Relevanz der Prozesse der (Selbst‑)Organisierung von Menschen, die vor der Etablierung von professionalisierten Strukturen im Mittelpunkt der Bewegung steht. Organisation – beziehungsweise der Prozess des Organisierens – hat dadurch das Potenzial, der gegenwärtigen Individualisierung von armutserfahrenen und prekarisierten Menschen etwas entgegen zu setzen und Transformationen anzustoßen. Soziale Arbeit könnte sich, beispielsweise durch die Methode des Community Organizings, im Kontext von Klassismus und Armut als transformatorische Makropraxis verstehen (Kerle 2022).
An den Gedanken des solidarischen Miteinanders knüpft auch der Beitrag von Susanne Elsen an zur Frage: „Wie können soziale Dienste armutserfahrene Menschen erreichen und einbeziehen?“. Er lotet den Stellenwert von Organisationen in einer Solidarökonomie aus und diskutiert das Potenzial dieser für armutserfahrene Menschen. Solidarökonomie umfasst dabei Organisationsformen wie Vereine, Verbände, Unternehmen der Sozialwirtschaft, und auch selbstorganisierte Gruppierungen (z. B. Fairtrade-Netzwerke oder Konsument_innen-Initiativen), mit denen soziale Dienste und die Soziale Arbeit kooperieren können, um ökologische Aspekte überhaupt wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Dies öffnet für die Soziale Arbeit die Möglichkeit, soziale und ökologische Themen stärker zusammen zu denken und mit zivilgesellschaftlichen Bewegungen zusammen zu arbeiten.
Organisation(en) als Scharniere zwischen Professionellen, Stadtteil und Gesellschaft
Eine Auseinandersetzung mit Armut in der Sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik führt unweigerlich zum Thema der Organisationen, als einen Kontext, in dem sich die professionelle Unterstützung abspielt und ausgehandelt wird. Organisationen haben das Potenzial, sowohl auf die Haltungen und Praktiken der Fachkräfte, als auch auf den Stadtteil und darüber hinaus auszustrahlen. Neben der Unterstützung von armutserfahrenen Familien und Menschen zur Bewältigung der Armutslage können sie Räume eröffnen, in denen die Organisation armutserfahrener Menschen und Communities empowernd ermöglicht und die Zivilgesellschaft zur Solidarität aufgerufen wird. Daran anschließend ist zu fragen, welche Veränderungen der strukturellen Bedingungen von Organisation(en) es braucht, um armutsbewusstes Handeln zu ermöglichen.
Daneben gilt es auch, die Grenzen von Organisationen und organisationalem Handeln in Bezug auf Armut im Blick zu behalten und nicht in eine Machbarkeitslogik zu verfallen, im Rahmen derer Fachkräfte und Adressat_innen für die Bearbeitung struktureller Missstände responsibilisiert werden. Diese Tendenzen sind insbesondere auch beim Zusammenspiel sozialer und ökologischer Fragestellungen sowie im Kontext der Klimakrise zu reflektieren, da ansonsten suggeriert wird, dass armutserfahrene Menschen durch die Veränderung ihres individuellen Konsumverhaltens zur Bewältigung der Klimakrise beitragen könnten bzw. sollten sowie ihre eigene Armutslage durch das „richtige Prioritätensetzen“ bewältigen könnten. Welche politischen Maßnahmen (wie Anerkennung, Umverteilung, partizipatorische Parität) braucht es seitens der Sozialen Arbeit zur Abschaffung von Armut?
Als eine Möglichkeit, den Individualisierungstendenzen von armutserfahrenen Menschen und Professionellen etwas entgegen zu setzen, zeigen die Beiträge den Aspekt des Sich-Organisierens. Liegt hierin die Chance für die Professionellen, sich im Team zu kollektivieren und welches Wissen bräuchten diese, um sich zu organisieren? Mit welchem Verständnis und welchen Positionen ist die Soziale Arbeit bei der Organisation von armutserfahrenen Menschen im Stadtteil (oder im Netz) beteiligt?
Notes
Die Bezeichnung FLINTA* umschließt Frauen*, lesbische Personen, nichtbinäre, trans- und agender Personen, sowie intergeschlechtliche Menschen – also jene Menschen, die nicht cis-männlich sind.
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Prigge, J., Simon, S. & Kerle, A. Armut, Klassismus und Organisationen. Sozial Extra 47, 191–195 (2023). https://doi.org/10.1007/s12054-023-00606-3
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