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MIKE STEIN:

Young People Leaving Care — Supporting Pathways to Adulthood.

Jessica Kingsley Pub , London 2012. 200 Seiten, 31 EUR. ISBN: 978-1849052443

Mike Steins Publikation „Young People Leaving Care — Supporting Pathways to Adulthood“ stellt das Resümee seiner fünfundzwanzigjährigen Forschung zu jungen Menschen aus stationären Erziehungshilfen im Übergang ins Erwachsenenleben (in Großbritannien „Care Leaver“ genannt) dar. Diese bietet einen umfassenden Überblick zu den Problemstellungen, mit denen sich junge Erwachsene im Übergang konfrontiert sehen und Interventionen, die Care Leaver in prekären Lebenslagen unterstützen können. Einen besonderen Schwerpunkt legt Stein in diesem Kontext auf die Frage, welche Faktoren resilienzförderlich im Übergang wirken können und auf welche Art und Weise diese Ermöglichung finden.

Der Band gliedert sich in drei Teile. Ein historischer Überblick gibt ein vertiefendes Verständnis über politische und juristische Entwicklungen in der Übergangsdiskussion in England. Diese historische Einbettung zeigt, wie sehr besonders junge Menschen, die die Jugendhilfe verlassen, vulnerabler für global ökonomische, strukturelle oder sozialpolitische Veränderungen sind. Daraus schlussfolgert Stein, jungen Menschen auf dem Weg in das Erwachsenenalter verschiedenartige Assistenz anzubieten, um über diese Unterstützung Inklusion zu sichern.

Wie diese Anwendung finden kann, wird im zweiten Teil basierend auf dem von Stein entwickelten Kontext in Analysen der folgenden Schwerpunkte diskutiert: Wohnen, Bildung, Ausbildung und Berufstätigkeit, Gesundheit und Wohlergehen sind existentielle Bereiche des Lebenslaufs, auf die Stein näher eingeht. Die präsentierten Analysen zur Ausgangssituation der Care Leaver verdeutlichen insbesondere, welche Barrieren sie bei ihren häufig abrupten Übergängen erfahren. Dabei wird besonders das hohe Risiko von Care Leavern herausgestellt, in diesen Lebensbereichen exkludiert zu werden. Als Ursachen ihrer Benachteiligung werden ihre belasteten Biographien angeführt, die darüber hinaus durch die in der stationären Erziehungshilfe festzustellende Instabilität und selten vorhandenen Kontinuität der Beziehungen noch verstärkt werden. Zur Minimierung der Benachteiligung plädiert Stein für die Notwendigkeit, jungen Menschen in stationären Erziehungshilfen stabile Betreuungen bereitzustellen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre biographischen Erfahrungen zu be- und verarbeiten und den Care Leavern dadurch zu einem emotionalen Fundament zu verhelfen. Neben Stabilität und Kontinuität als Schlüssel für einen gelingenden Übergang, wird vor allem Mitbestimmung als weiteres zentrales Unterstützungskonzept identifiziert. Care Leavern sollte, so Stein, die Möglichkeit eines selbstbestimmten Übergangs ermöglicht werden, welcher graduell und zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem sie sich für diesen Lebensschritt bereit fühlen. Um die jungen Menschen an ihrer Übergangsgestaltung partizipieren zu lassen, sollte verlässliche Unterstützung durch einen persönlichen Berater in dem Prozess ebenfalls unerlässlich sein. Des Weiteren thematisiert Stein Gruppen von Care Leavern, die auf Grund ihrer Lebenssituation besonderen Unterstützungsbedarf aufweisen. Dieses sind Menschen mit Behinderung, junge Eltern, Menschen mit Migrationshintergrund, homosexuell oder transsexuell orientierte, aber auch delinquente oder drogenabhängige Care Leaver.

Nach einer pointierten Zusammenfassung diskutiert Stein im dritten Teil die aufgeführten und analysierten Kenntnisse, Konzepte und Ideen im Zusammenhang mit der Resilienzforschung zu jungen Menschen aus benachteiligten Hintergründen. Eine seiner Hauptbotschaften ist in diesem Kontext, dass Resilienz als Befähigung junger Menschen durch Stabilität der stationären Erziehungshilfe begünstigt werden kann. Basierend auf dieser Stabilität könnten weitere resilienzförderliche Eigenschaften, wie ein positiver Sinn für Identität und Selbstbewusstsein, gefördert werden. Abschließend beschreibt Stein drei verschiedene, nicht fixe Gruppen von Care Leavern „Moving On“, „Survivors“ und „Strugglers“ und bringt diese in Verbindung mit den genannten Analysen des zweiten Teils und resilienzfördernden Faktoren.

Insgesamt handelt es sich bei „Young People Leaving Care“ um ein vielseitig verwendbares, praxisnahes Handbuch, das für die sozialpädagogische Praxis, Politik sowie Wissenschaft im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe gleichermaßen geeignet ist. Es stellt insbesondere die Sichtweise der jungen Menschen selbst in das Zentrum, um aus dieser gestärkten Adressatenperspektive heraus qualitative wie quantitative Studien zu diskutieren und deren Hauptergebnisse schlüssig zusammenzufassen, sowie Evaluationen und Beispiele guter Praxis vorzustellen.