Liebe Leserinnen und Leser,

herzlich willkommen zur ersten Ausgabe des Allgemeinen Statistischen Archivs – Wirtschafts- und Sozialstatistischen Archivs (AStA-WiSoStA) im Jahr 2024. Mit dem neuen Jahr haben sich einige Veränderungen in dieser Zeitschrift ergeben. Daher gilt es hier erst einmal Danke zu sagen. Danke an Walter Krämer, der seit zehn Jahren mit einer Reihe von Interviews mit vielen Statistikerinnen und Statistikern, das ASTA-WiSoStA nachhaltig bereichert hat. Das erste Interview erfolgte 2014 mit Heinz Grohmann (Krämer 2014), einer der wichtigsten Vertreter der Statistik in der Bundesrepublik Deutschland. Dies zeigt sich auch mit der Heinz-Grohmann-Vorlesung, die seit 2012 ein wichtiger Bestandteil der Statistischen Woche ist. Walter Krämer (2024) wird seine Reihe mit dem Interview mit dem Vorsitzenden der Deutschen Statistischen Gesellschaft (DStatG) Ralf Münnich im vorliegenden WiSoStA beenden. Sollten Sie die Interviews der letzten Jahre noch einmal lesen wollen, so können Sie natürlich in den älteren WiSoStA Heften stöbern oder bis zum Herbst warten. Die gesammelten Interviews werden dann in einem Sonderband mit verbindenden Kommentaren und zwei zusätzlichen Interviews erscheinen. Walter Krämer war über die Jahre, auch ganz persönlich, ein sehr geschätzter Kollege, mit dem es immer viel Freude gemacht hat zusammenzuarbeiten. Wir sind froh und dankbar, dass er uns und dem AStA-WiSoStA im Herausgeberbeirat erhalten bleibt. Die Reihe der Interviews wird ebenfalls bleiben und wird von Ullrich Rendtel fortgeführt.

Weiter gilt der Dank Timo Schmid, der seit 2017 gemeinsam mit mir, das AStA-WiSoStA herausgegeben hat. Auch hier merke ich sehr gerne an, dass dies eine sehr kollegiale und gute Zusammenarbeit war. Timo Schmid wird der DStatG in anderer Funktion erhalten bleiben. Als Mitherausgeber folgt ihm Jan Pablo Burgard von der Universität Trier, der ab diesem Heft die Verantwortung als Herausgeber für das AStA-WiSoStA mit mir teilt.

Der Vorstand Deutschen Statistischen Gesellschaft hat in seiner letzten Sitzung Walter Krämer sowie Timo Schmid für Ihre Arbeit und Verdienste, im AStA-WiSoStA sowie in der DStatG ausdrücklich gedankt, diesen Dank geben wir hier gerne weiter.

Nach so viel Vorworten nun aber auch zu den Inhalten des vorliegenden Bandes. Die Heinz-Grohmann-Vorlesung wurde oben ja schon angesprochen. Auf der Statistischen Woche 2023 hielt diese Vorlesung Regina Riphahn. In der nun vorliegenden verschriftlichen Fassung „Subventionen für ‚kleine Jobs‘: Die Auswirkungen von Mini- und Midijobs in Deutschland“ (Riphahn 2024) wird die Wirkung von geringfügigen und kurzfristigen Beschäftigungsverhältnissen anhand verschiedener Studien erörtert. Dies zum einen hinsichtlich einer Substitution aus der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in sog. Minijobs, zum anderen bezüglich des „motherhood penalty“, das Ausmaß der langfristigen Arbeitsmarkteinbußen für Mütter in den ersten Jahren nach einer Geburt. Weiter wird die Frage diskutiert ob Midijobs, hierbei werden in einem Übergangsbereich Sozialversicherungsabgaben der Beschäftigten subventioniert, aus der Minijabfalle hinausführen.

Der Beitrag von Bachmann et al. (2023) „Die Lohnlücke in der Zeitarbeit“ befasst sich auch mit dem Arbeitsmarkt, ist aber im Kern erst einmal datenorientiert. Die Arbeit zeigt auf, dass bei der Verwendung von administrativen und Erhebungsdaten für denselben Sachverhalt, die jeweiligen datengenerierenden Prozesse gewürdigt werden müssen. Die Untersuchungen auf der Grundlage der Einzeldaten der Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes und den integrierten Erwerbsbiografien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen, dass vor der eigentlichen thematischen Arbeit, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Datenbestände analysiert werden müssen. Inhaltlich diskutieren die AutorInnen die bereinigte und unbereinigte Lohnlücke zwischen Personen, die innerhalb und außerhalb der Zeitarbeit beschäftigt sind und kommen u. a. zu dem Ergebnis, dass die bereinigte Lohnlücke nahe null liegt. Dies wird als Indiz dafür gewertet, dass die Arbeitszeit in wesentlichen Teilen, die unbereinigte Lohnlücke erklären könnte.

Eine Analyse basierend auf administrativen und Erhebungsdaten bietet auch der Aufsatz von Rendtel et al. (2023) „Eine Analyse des Studienerfolgs im Masterstudium auf der Basis von Umfrage- und administrativen Prüfungsdaten“. Auf der Grundlage verknüpfter administrativer Prüfungsdaten mit Umfragedaten der Freien Universität (FU) Berlin wurden unter anderem der soziale Hintergrund, die Studienfinanzierung und die Motivation für den gewählten Studiengang in Kombination mit dem Studienerfolg untersucht. Eingang in die Untersuchung fanden Studierende aus fünf Masterstudiengängen am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der FU Berlin.

Im Beitrag von Steinhauer et al. (2024) „Establishing a probability sample in a crisis context: the example of Ukrainian refugees in Germany in 2022“ wird gezeigt, wie die Längschnittserhebung im Rahmen der „IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Studie“ für ukrainische Flüchtlinge gestaltet wurde. Auch hier werden Daten aus administrativen Beständen verwendet. Weiterhin diskutieren sie die Qualität der endgültigen Stichprobe im Hinblick auf eine mögliche Selektivität der Teilnahme am Panel.

Hübler (2024) untersucht in seinen Ausführungen „Bürgerbeteiligung in Deutschland – Wer beteiligt sich wofür mit welchen Auswirkungen?“ die Auswirkungen und die Struktur von Bürgerinitiativen. Unter der Verwendung des Sozio-oekonomische Panel (SEOP) wird untersucht, welche Rahmenbedingungen Bürger zu einer aktiven politischen Beteiligung motivieren und ob sich dies auf der Grundlage der Angaben aus dem SOEP verallgemeinern lässt. Insgesamt lasen die Untersuchungen vermuten, dass übliche demographische Merkmale nur beschränkt die Teilnahme an Bürgerinitiativen erklären können, deuten aber darauf hin, dass Lebenszufriedenheit und Vertrauen in Politiker bei Personen mit und ohne Erfahrung im Bereich der Bürgerinitiativen unterschiedlich ausgeprägt sind.

Abschließen möchten wir noch auf zwei AStA-WiSoStA Sonderbände hinweisen, die sich gerade in der Vorbereitung befinden. Unter https://link.springer.com/journal/11943/updates/26608388 findet sich der Call for Papers für das Sonderheft „Data for Evidence-Based Policymaking“. Hier bitten die beiden GasteditorInnen Ralf Münnich und Katharina Schüller um Beiträge bis zum 15 Juli 2024.

Der zweite Call for Papers „Online-Panels in Practice and Theory“ befasst sich mit dem praktischen Umgang mit Online-Panels und deren methodischen Herausforderungen. Online-Panels entstehen in der Regel durch unbekannte Zufallsprozesse, sodass klassische Herangehensweisen aus der Stichprobentheorie nicht immer Anwendung finden können. Da Online-Panels aber sehr günstig erstellt und verwaltet werden können, bieten sie sich zunehmend als Informationsgewinnungsmethode an. In diesem Sonderheft werden sowohl Praxisberichte und Methodenberichte für bestehende Online-Panels als auch Beiträge mit methodischen Entwicklungen und Empfehlungen gesammelt. Dieser Call for Papers wird in Kürze auf unserer Webseite veröffentlicht.

Markus Zwick und Jan Pablo Burgard