Liebe Leserinnen und Leser des AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv,

Wir freuen uns Sie mit dieser ersten Ausgabe des Jahres 2021 begrüßen zu dürfen. In den vergangenen Ausgaben haben wir betont, dass wir stets bemüht sind das ASTA – Wirtschafts- und Sozialstatistische Archiv um vielseitigere Perspektiven zu erweitern. Durch Ihre Zusendungen gelingt uns dies kontinuierlich. Obwohl wir uns gefühlt statisch in einer permanenten Ausnahmesituation einer globalen Pandemie befinden, wollen wir unseren Blick auf die fortschreitenden Veränderungen im Sinne der Digitalisierung richten. In unserer aktuellen Ausgabe vereinen wir Beiträge, die auf wissenschaftlichem Niveau Denkanstöße zu institutionellen und methodischen Weiterentwicklungen der amtlichen Statistik liefern.

Der erste Beitrag thematisiert methodische Entwicklungen der amtlichen Statistik in Deutschland und stellt die Frage, inwiefern die amtliche Statistik von alternativen Datenquellen des Webs profitieren kann. Heidi Kühnemann (2021) liefert mit ihrem Beitrag „Anwendungen des Web Scraping in der amtlichen Statistik“ eine ausführliche Erklärung des begrifflichen und methodischen Konzepts des Web Scraping und illustriert bereits existierende Anwendungsfelder von Web Scraping in der amtlichen Statistik in Deutschland. Obwohl sich ein Großteil der diskutierten Praktiken noch im Entwicklungsstadium befindet, zeichnen sich bereits jetzt deutliche Vorteile ab: Hier sind besonders potenzielle Reduktionen in Datenerhebungskosten sowie die qualitative Optimierung der existierenden amtlichen Datenbasis hervorzuheben. Neben methodischen Herausforderungen thematisiert Kühnemann (2021) institutionspolitische Hindernisse, wie fehlende einzelstatistische Rechtsgrundlagen, unzeitgemäße IT-Infrastruktur im deutschen statistischen System sowie den Mangel an Beschäftigten mit notwendigen Kenntnissen.

Roland Döhrn (2021) setzt sich kritisch mit der Revisionspraxis der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) der Länder auseinander. Die Ergebnisse der VGR der Länder werden als Erfolgsnachweis der Wirtschaftspolitik eines Bundeslandes herangezogen, jedoch mangelt es an einer transparenten und kritischen Analyse der Auswirkungen durchgeführter Revisionspraktiken. Döhrn (2021) analysiert Revisionen der VGR der Länder im Zeitraum 2000 bis 2017 und zeigt, dass die Angaben zum BIP kräftiger revidiert werden als die Angaben zum Arbeitsmarkt, wodurch die abgeleitete Produktivität im Zuge des Revisionsprozesses stark variiert. Döhrn (2021) folgert aus seiner empirischen Analyse zwei Empfehlungen, um die VGR der Länder weniger revisionsanfällig und damit aussagekräftiger zu gestalten: Erstens sollte den Angaben zum Arbeitsmarkt ein höheres Gewicht beigemessen werden, da sie weniger revisionsanfällig sind und besser einzelnen Regionen zugeordnet werden können. Zweitens sollten Veränderungen der Arbeitsproduktivität als Kontrollvariable zur Überprüfung der Plausibilität des Rechenwerks verwendet werden.

Im Interview dieser Ausgabe, portraitiert Walter Krämer (2021) die international renommierte Statistikerin Almut Steger. Das Interview entstand im Zuge des 28. Wissenschaftlichen Kolloquiums des Statistischen Bundesamtes und der DStatG in Bonn im November 2019. Almut Steger zeichnet sich durch ihre langjährige Tätigkeit als Statistikerin der Bundesbank aus, wo sie zuletzt als Leiterin der Abteilung Zahlungsbilanzstatistik wirkte. Darüber hinaus ist Almut Steger als Funktionärin zahlreicher nationaler und internationaler statistischer Gremien bekannt; etwa als gewähltes Mitglied des International Statistical Institute (ISI), als Mitglied des Exekutivkomitees des Irving Fisher Committee on Central Bank Statistics (IFC) sowie zuletzt als Ehrenmitglied der DStatG. Das Gespräch gibt Einblicke und Hintergründe aus über 40 Jahren institutionspolitischer und fachlicher Erfahrung. Neben persönlichen Anekdoten verdeutlicht sich das prägende Engagement Almut Stegers in der (inter-)nationalen Gemeinschaft der amtlichen Statistik. Thematisch spannt Walter Krämer (2021) den Bogen, von Pionierarbeiten der 70er- und 80er-Jahre hin zu modernen Aspekten der amtlichen Statistik, wie dem von Kühnemann (2021) diskutiertem Web Scraping und den Anforderungen einer neuen Generation an Statistikern und Statistikerinnen.

Wie in jeder Ausgabe wollen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, ermutigen das AStA Wirtschafts- und Sozialstatistische Archiv auch mit Ihren schriftlichen Beiträgen zu unterstützen. Neben wissenschaftlichen Einreichungen freuen wir uns ebenso über Vorschläge für Buchbesprechungen, herausragende Masterarbeiten zur Veröffentlichung in Kurzform sowie Vorstellungen von bedeutenden Entwicklungen auf statistischen Lehrstühlen oder in statistischen Ämtern. In diesem Sinne erhoffen wir uns als Brücke zwischen der akademisch universitären und der angewandten Statistik in den Ämtern des Bundes, der Länder und der Gemeinden zu fungieren und durch progressive Beiträge einen notwendigen Meinungsaustausch über aktuelle Entwicklungen der angewandten und amtlichen Statistik zu bewahren und aktiv mitzugestalten.

Nun wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß bei der Lektüre der ersten diesjährigen Ausgabe von AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv.

Timo Schmid und Markus Zwick