Zusammenfassung
In diesem Artikel der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie wird das Soziodrama als belebende Methode für diverse Gruppenformate vorgestellt und als Werkzeug zur Simulation komplexer sozialer Systeme erörtert. Der Beitrag beleuchtet verschiedene Anwendungen und Mechanismen des Soziodramas und legt besonderen Fokus auf dessen einzigartige Wirkfaktoren. Weiterhin thematisiert der Autor das Soziodrama als alternative Herangehensweise zu gängigen Methoden der Persönlichkeitsentwicklung. Dabei wird insbesondere die Verbindung von Selbstoptimierung und neoliberalen Tendenzen analysiert und das Soziodrama als Explorationsmittel dieser Trends in der heutigen Gesellschaft hervorgehoben.
Abstract
In this article from the Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie sociodrama is introduced as an invigorating method for various group formats and as a tool for simulating complex social systems. The contribution illuminates various applications and mechanisms of sociodrama, placing special focus on its unique effective factors. Furthermore, the author discusses sociodrama as an alternative approach to conventional methods of personality development. Particularly, the connection between self-optimization and neoliberal trends is analyzed and sociodrama is highlighted as a means of exploring these phenomena in today’s society.
Notes
Besonders eindrücklich wird das in den zahlreichen Berichten in dem von der EU geförderten Buchprojekt Sociodrama. The Art and Science of Social Change (Galgoczi et al. 2021).
„Das Soziodrama ist ein Instrument, mit dem die soziale Wahrheit, die Wahrheit über die soziale Struktur und die Konflikte ermittelt und soziale Veränderungen durch dramatische Methoden herbeigeführt werden kann“ (Moreno 1981, S. 220).
„Beim Soziodrama sind Gruppe und Leiter gemeinsam Geschichtenerzähler einer Geschichte mit offenem Ende“ (Wiener 2001, S. 12).
„Sociodrama is a learning method that creates deep understanding of the social systems and social forces that shape us individually and collectively.“ (Browne in Wiener 2001, S. 12).
„Das Soziodrama (…) gehört ebenso (…) wie das Psychodrama in die Kategorie des nicht textgebundenen Theaters. Soziodrama ist konzipiert als ‚eingreifende‘ Theaterpraxis und will Veränderungen in Gruppen und Inter-Gruppenbeziehungen herbeiführen. Das heißt, in der dramatischen Aktion sollen Gruppenbeziehungen aufgedeckt, Probleme verdeutlicht und Lösungen gesucht bzw. erarbeitet werden. Die Gruppe ist demnach also das ‚Subjekt‘, das auf die Bühne gestellt wird, nicht der Einzelne“ (Wildt 2003, https://www.archiv-datp.de/worterbuch-soziodrama/, letzter Zugriff Oktober 2023).
„Das Soziodrama ist ein erlebnisorientierter Prozess der Gruppe-als-Ganze zur sozialen Erkundung und der Konflikttransformation zwischen Gruppen“ (Kellermann 2005, S. 174).
„Sociodrama is a group action method in which participants act out agreed-upon social situations spontaneously.“ (Sternberg und Garcia 2000, S. 4).
Literatur
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Wildt, B. (2003). Wörterbuch der Theaterpädagogik. Berlin: Schibri. https://www.archiv-datp.de
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Reineck, U. Die ganze Bühne ist eine Welt – Soziodrama heutzutage. Z Psychodrama Soziom 23, 27–39 (2024). https://doi.org/10.1007/s11620-024-00781-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11620-024-00781-9
Schlüsselwörter
- Soziodrama
- Definitionen
- Systemische Simulation
- Wirkfaktoren
- Alternative Persönlichkeitsentwicklung
- Anpassung