Zusammenfassung
Um allgemeine Merkmale integrativer Prozesse aufzuzeigen, untersucht der Autor im vorliegenden Beitrag der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie sowohl die individuelle Integration von Rollen als auch die Integration von MigrantInnen in die Gesellschaft. Die einseitige und zwischenmenschliche Regulation von Beziehungen, der Einfluss bewusster Aufmerksamkeit und der Kampf um Anerkennung im Dialog werden als Aspekte von Integration thematisiert.
Abstract
In order to identify overall features of integrative processes the author looks at the integration of roles in the individual as well as the integration of migrants into society. The unilateral as well as the interpersonal regulation of relationships, the impact of conscious attention, and the struggle for recognition in the course of dialogue are discussed as aspects of integration.
Notes
Die von den Beteiligten im Hier und Jetzt eingenommenen funktionellen Formen bilden zusammen mit der jeweiligen Umwelt eine Einheit, die jeweilige aktionale Rolle (vgl. Schacht 2018a, 2018c). Auf neuronaler Ebene werden dabei in Resonanz mit inneren und äußeren Facetten des gesamten Geschehens zeitgleich unzählige Neuronengruppen in unterschiedlichsten Hirnarealen aktiviert und dabei zu Netzwerken verknüpft.
Im Unterschied zum aktionalen bezieht sich der kategoriale Rollenbegriff nach Moreno auf die „letzte Kristallisation aller Situationen in einem bestimmten Handlungsbereich, die das Individuum durchlebt hat“ (zit. nach Hutter und Schwehm 2009, S. 308). Die generalisierten Aktivierungsmuster der jeweiligen Netzwerke lassen sich als neuronale Basis kategorialer Rollen begreifen. Etablierte Muster werden stets in ihrer Gesamtheit aktiviert, es reicht manchmal allein ein Ort, eine Farbe, ein Geruch, ein Wort oder eine Geste.
Angesichts meiner begrenzten Kenntnisse beziehe ich mich nur auf Verhältnisse in Deutschland und lasse die Flüchtlingsproblematik außer Acht.
Um begriffliche Unklarheiten zu vermeiden, schlage ich vor, von Rollenfragmenten zu sprechen.
Einem oder einer anonymen GutachterIn verdanke ich den Hinweis, dass diese Aussage für die heutigen Social-Media nicht zutrifft. Ich danke ihr oder ihm für diesen und eine Reihe weiterer hilfreicher Kommentare.
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Schacht, M. Integration – eine Annäherung. Z Psychodrama Soziom 17, 191–202 (2018). https://doi.org/10.1007/s11620-018-0440-2
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