Zusammenfassung
An Beispielen aus der supervisorischen Praxis wird dargestellt, inwiefern Haltung und Arbeitsschritte aus dem Repertoire der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) mit den Methoden des Psychodramas verzahnt werden können. Ziel ist, nicht immer bewusste Handlungsgründe für die berufliche Praxis zu erkunden und zu kommunizierbar zu machen um, mit Ergänzung von gesellschaftskritischen Reflexionen, zur Erweiterung von Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit beizutragen. Die Stärke der Herangehensweise der GfK besteht dabei in ihrer sprachlich ausgerichteten klaren Strukturierung und dem Fokussieren, die sich mit dem erlebnisaktivierenden Potenzial des Psychodramas sinngebend verbinden lassen. Beide Ansätze gewinnen, wenn strukturelle Zusammenhänge, die für die Arbeitskontexte der KlientInnen relevant sind, theoriefundiert herzustellen sind.
Abstract
Taking examples from the practice of supervision as a point of departure, the article argues that attitudes and strategies from the repertoire of nonviolent communication (NVC) can be usefully combined with methods deriving from psychodrama. Unconscious ways of acting that occur in professional practices can be made conscious and thus communicated. Moreover, reflecting the societal context of such practices critically, makes it possible to improve decision making and acting in supervision processes. The strength of NVC lies in its language-oriented ability to develop clear structures and foci, which can be usefully combined with the potential of psychodrama to activate experiences. Both approaches are enhanced as it becomes possible to understand relevant relationships within the workplaces of clients in a theory driven manner.
Notes
Vgl. Konfliktdefinition bei Glasl (1998, S. 25). Die in diesem Aufsatz vorgestellten Arbeitansätze beziehen sich auf Konflikte der Eskalationsstufen 1–5 nach Glasl (1998, S. 130).
Tabelle mit Beispielsätzen, in denen Beobachtung und Bewertung vermischt sind und Möglichkeiten, sie zu trennen sowie Indizwörter für Bewertungen wie Übertreibungen („immer, nie, jemals, häufig“ statt konkreten Angaben wie „die letzten Male, als ich … vorgeschlagen habe“, „dreimal die Woche“), s. Rosenberg (2012, S. 50, 51).
Zur Unterscheidung zwischen Nicht-Gefühlen, die benennen, was wir darüber denken, wie wir sind z. B. „Ich fühle mich unzulänglich als Gitarristin.“ und Gefühlen: „Ich fühle mich als Gitarristin ungeduldig mit mir selbst.“ oder „Ich fühle mich missverstanden.“ (Nichtgefühl), das vorwurfsvoll auf das Gegenüber verweist. Selbstverantwortlicher Gefühlsausdruck: „Ich fühle mich/bin ärgerlich.“ oder „ängstlich“ s. Rosenberg 2012, S. 60–62, eine Liste mit Gefühlswörtern, wenn Bedürfnisse erfüllt oder nicht erfüllt sind, s. Rosenberg (2012, S. 63, 64).
Vgl. zu den neun Überbegriffen für menschliche Bedürfnisse nach Manfred Max-Neefs: nach körperlicher Nahrung/körperlichem Wohlbefinden, Sicherheit, Verständnis/Empathie, Kreativität, Liebe/Intimität, Spiel, Erholung, Autonomie, Sinn, s. Seils (2012, S. 27, 28), mit Ergänzung von 20–30 Unterbegriffen, s. Rosenberg (2012, S. 74, 75), vgl. auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in der UN-Resolution 217 von 1948.
.„Bitten werden als Forderungen aufgefasst, wenn die Zuhörer glauben, dass sie beschuldigt oder bestraft werden, sobald sie nicht zustimmen.“ (Rosenberg 2012, S. 89–107).
Vgl. Ken Wilbers Unterscheidung zwischen transformierender und translativer Spiritualität, s. Wilber (2001, zit. nach Seils 2010, S. 130 u.142).
Vgl. aus kritisch-psychologischer Sicht Holzkamps Begriff von von Handlungsgründen und Handlungsmöglichkeiten, u. a. Holzkamp (1993, S. 21–27), aus pädagogischer Sicht strukturtheoretische Zugänge, u.a. Helsper (2004).
Vgl. aus körpersoziologischer Perspektive Alkemeyer (2008). Eine umfassende Analyse an Beispielen zum Thema Lehrer|nnenhabitus und Referendariat bei Pille (2013).
Alle Namen wurden anonymisiert.
zur Erläuterung von Surplus Ralitiy als methodischem Kernbegriff des Psychodramas in Abgrenzung von Semi-Realität und Surrealität s. von Ameln (2013).
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Heppekausen, J. Verbundenheit wahrnehmen und/oder sich durchsetzen. Z Psychodrama Soziom 13, 295–307 (2014). https://doi.org/10.1007/s11620-014-0248-7
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