Zusammenfassung
Dieser Artikel widmet sich der Auseinandersetzung mit Autonomie aus soziologischer, feministischer und psychodramatischer Sicht. Soziologisch wird Bourdieus Habituskonzept in die Diskussion gebracht, kritisch wird auf den dominanten Diskurs um Selbstverantwortung und weiters auf die auf Kant aufbauenden Entwürfe von Autonomie Bezug genommen. Schließlich werden die Konzepte der relationalen Autonomie und des Doing Autonomy mit konkretem psychodramatischem Tun in der (politischen) Bildungsarbeit in Verbindung gebracht.
Abstract
This article sets out to discuss the idea of autonomy from sociological, feminist and psychodramatic points of view. The theoretical approach is manifold, taking into account Bourdieu’s concept of habitus as well as feminist debates concerning Kant’s notion of autonomy. The concept of relational autonomy as well as the idea of doing autonomy are presented and connected with the author’s psychodramatic practice.
Notes
„Im Allgemeinen ist die verbindende Idee hinter dem unterschiedlichen Gebrauch des Autonomiegedankens diejenige von ‚Selbstbestimmtheit‘ – nur der oder die zu sein und das zu tun, was ich frei, unabhängig und authentisch zu sein oder zu tun wählen“.
Da die dichotome Weltsicht von Natur und Freiheit eingebettet ist in das dichotome Geschlechterkonzept der bürgerlichen Gesellschaft, sind bei Kant Frauen aufgrund ihrer Nähe zur Emotion auch nicht zu autonomem moralischen Handeln fähig.
Zur Debatte um den Homo oeconomicus siehe Gubitzer 2007.
Hier referiert nach Moser 2008b, S. 113 ff.
Ich arbeite auch in gemischten Gruppen etwa zu „Doing Gender in der Schule“ oder zu „Doing Gender in Organisationen der Erwachsenenbildung“, an dieser Stelle beschränke ich mich jedoch aus Platzgründen auf die Arbeit mit Frauen. Näheres siehe Novy 2008.
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Novy, K. Autonomes Handeln. Z Psychodrama Soziometr 11 (Suppl 1), 47–59 (2013). https://doi.org/10.1007/s11620-012-0166-5
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