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Sprachdiagnostische Grundlagen für die Förderung bildungssprachlicher Fähigkeiten

Assessment of academic language proficiency in German

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Zusammenfassung

Der Beitrag greift die aktuelle Diskussion über den Zusammenhang von Bildungserfolg und sprachlichen Fähigkeiten – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die Deutsch als Zweitsprache erwerben – auf und gibt eine Übersicht zu den im Rahmen des BLK-Programms FÖRMIG entstandenen sprachdiagnostischen Instrumenten. Zu diesem Zweck werden zunächst zwei für die Diagnose bildungssprachlicher Fähigkeiten maßgebliche Dimensionen thematisiert: die linguistischen Merkmale dieses sprachlichen Registers und die Frage der kognitiven Repräsentation bildungssprachlicher Kompetenzen im Kontext von Zweisprachigkeit. Schließlich werden vier sprachdiagnostische Instrumente vor dem Hintergrund des Konzeptes sprachlicher Basisqualifikationen nach Ehlich auf die darüber feststellbaren bildungssprachlichen Fähigkeiten untersucht. Dabei zeigt sich, dass der diagnostische Fokus der Instrumente mit den sprachlichen Anforderungen der Institution Schule in der Bildungsbiografie korrespondiert: Während zunächst Kerngrammatik und -wortschatz in der Erst- und Zweitsprache als Grundvoraussetzungen für schulische Bildungsprozesse im Vordergrund stehen, tritt dieser Aspekt später zugunsten fachsprachlicher und textsortenspezifischer Kompetenzen zurück, die zur Bewältigung institutionenspezifischer kommunikativer Anforderungen notwendig sind.

Abstract

The present article takes up the discussion about the interrelatedness of linguistic proficiency and educational achievement among children learning German as a second language. We provide an overview of diagnostic procedures for linguistic needs analysis, which were developed in the context of the German research program ‘FÖRMIG’. Linguistic features of school-based registers as well as the cognitive representation of academic language proficiency among bilinguals will first be addressed as the most relevant dimensions in the assessment of academic language proficiency. Finally, based on the concept of linguistic core-proficiencies after Ehlich, each of the four procedures is characterized with reference to its particular scope of identifiable aspects of academic language proficiency. Thereby it becomes evident that the procedures reflect age-specific language demands of school: Whereas the focus of assessment is first located on central aspects of grammatical and lexical knowledge as fundamental premises of schooling, the field of attention—with increasing age of the children—shifts more and more towards performance in technical language and certain text-types indicating academic language proficiency.

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Notes

  1. FÖRMIG (‚Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund‘) ist ein in den Jahren 2004–2009 unter Programmträgerschaft der Universität Hamburg durchgeführtes Programm der Bund-Länderkommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung. Ein thematischer Schwerpunkt dieses Programms lag auf der Entwicklung von bildungssprachsensiblen Instrumenten zur Feststellung des individuellen Sprachstandes.

  2. Vgl. TULPE in Brandenburg, Teilprojekte im DFG-Programm der Kompetenzdiagnostik (vgl. Programmträger FÖRMIG 2009).

  3. Korrelation zwischen akademischen Sprachmodus und Lesekompetenz: r = 0,32, p < 0,01.

  4. Eine erste Zusammenschau aus erziehungswissenschaftlicher Sicht bietet der Band von Mecheril und Quehl (2006).

  5. Es gibt bislang neben der deutschen auch Versionen für folgende Sprachen: Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch, Türkisch.

  6. Für das ‚Tulpenbeet‘ gibt es neben der deutschen auch eine portugiesische, eine russische und eine türkische Version.

  7. Die Analyse der Daten erbrachte für die Instrumente folgende Reliabilitätswerte (jeweils Cronbach’s Alpha), errechnet von Thorsten Klinger (Programmträger Universität Hamburg): HAVAS-5: 0,88 (Gesamtskala), Tulpenbeet: 0,86 (allgemeinsprachliche Skala) und 0,77 (bildungssprachliche Skala); Bumerang: 0,85 (Gesamtskala für das Bewerbungsschreiben) und 0,90 (Gesamtskala für die Bauanleitung).

  8. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf die Instrumente, die durch die Mitglieder des Programmträgerteams direkt oder in enger Zusammenarbeit entwickelt wurden. Daneben gibt es eine Reihe weiterer (Weiter-)Entwicklungen aus den teilnehmenden Bundesländern heraus (vgl. dazu den Abschlussbericht Programmträger FÖRMIG 2009).

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Gantefort, C., Roth, HJ. Sprachdiagnostische Grundlagen für die Förderung bildungssprachlicher Fähigkeiten. Z Erziehungswiss 13, 573–591 (2010). https://doi.org/10.1007/s11618-010-0163-2

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