Bei dem Handbuch politische Bildung handelt es sich um ein gleich in mehrfacher Hinsicht erstaunliches Werk. Erstmals 1997 aufgelegt, liegt es inzwischen in der bereits fünften Auflage vor, wobei es sich bei dieser – ebenso wie bei der dritten und vierten – um eine vollständig überarbeitete Auflage handelt. Damit ist das Handbuch politische Bildung zweifellos ein wichtiges, wenn nicht gar das zentrale Werk der politischen Bildung, auch wenn man mit solchen Etikettierungen durchaus sparsam umgehen sollte. Schließlich legt das Handbuch politische Bildung – vielleicht ungewollt, aber zumindest dann, wenn man die unterschiedlichen Auflagen in toto betrachtet – beeindruckend Zeugnis von der Entwicklung der Wissenschaften des politischen Lehrens und Lernens ab, die sich in den letzten Jahr(zehnt)en enorm professionalisiert (differenziert, spezialisiert, internationalisiert) haben. Jedenfalls ist seitens der Herausgeber:innen, Wolfgang Sander, Professor im Ruhestand für die Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen, und Kerstin Pohl, Professorin für die Didaktik der politischen Bildung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, mit der Aufnahme gleich mehrerer neuer Beiträge in die aktuelle Auflage der Versuch unternommen worden, den „aktuellen Entwicklungen in Wissenschaft und Praxis“ (S. 10) der politischen Bildung Rechnung zu tragen. Sicher auch deshalb sind im Vergleich mit der vierten Auflage ganze 24 Autor:innen neu hinzugekommen, wobei die Herausgeber:innen versucht haben, mit „der Zusammensetzung der Autorenschaft das wissenschaftliche und generationelle Spektrum im Fach zu repräsentieren“ (S. 10), was ihnen – cum grano salis – gelungen ist. An der Zielgruppe hat sich seit der ersten Auflage nichts verändert – nach wie vor richtet sich das Handbuch politische Bildung erklärtermaßen an „Fachlehrerinnen und Fachlehrer[‑] in der schulischen sowie Pädagoginnen und Pädagogen in der außerschulischen politischen Bildung“ (S. 9), an „Studierende[‑], Lehrkräfte[‑] im Vorbereitungsdienst sowie Teilnehmer[‑] an Veranstaltungen in der Lehrerfortbildung“ (ebd.) und schließlich an „bildungspolitisch Interessierte[‑]“ (ebd.). Auch in seiner Konzeption hat sich im Wesentlichen nichts geändert. So wird auch in der vorliegenden Auflage ein weites Verständnis politischer Bildung angelegt, das „alle Formen absichtsvoller pädagogischer Einwirkung auf Prozesse der politischen Sozialisation umfasst – beginnend in vorschulischen Einrichtungen über den Fachunterricht in den verschiedenen Schulformen und Schulstufen, die politischen Implikationen anderer Schulfächer und die politische Sozialisationswirkung der institutionellen Kultur der Schule bis hin zu den vielfältigen Trägern und Angeboten der außerschulischen politischen Jugend- und Erwachsenenbildung“ (S. 9–10). Schließlich folgt auch die aktuelle Auflage dem bereits seit Jahrzehnten etablierten Aufbau – auf die Wissenschaftlichen Grundlagen (Kap. I) folgen die Institutionen und Praxisfelder (Kap. II), die Didaktischen Prinzipien (Kap. III) sowie die Aufgabenfelder (Kap. IV) und die Methoden und Medien (Kap. V) der politischen Bildung, bevor die Politische Bildung im Internationalen Vergleich (Kap. VI) sowie ein Stichwortverzeichnis und eine Autor:innenübersicht das Handbuch politische Bildung beschließen. Da es bei mehr als 60 (sic!) Beiträgen im Rahmen einer Besprechung einerseits unmöglich ist, jeden einzelnen Beitrag angemessen zu würdigen, und es mir andererseits höchst unangebracht erscheint, bestimmte Beiträge herauszugreifen, sei mir abschließend ein etwas globalerer Kommentar gestattet: Seit der ersten Auflage hat sich im Gesamtumfang des Handbuchs verhältnismäßig wenig verändert (1. Aufl. = 569 Seiten, 3. Aufl. = 702 Seiten, 5. Aufl. = 640 Seiten). Gleichzeitig ist aber die Anzahl der Beiträge enorm angewachsen und hat sich inzwischen nahezu verdoppelt (1. Aufl. = 37 Beiträge, 3. Aufl. = 46 Beiträge, 5. Aufl. = 64 Beiträge), was im Ergebnis zu einer Reduktion des Umfangs der Einzelbeiträge geführt hat, die mit 2400 Zeichen pro Seite ohnehin sehr knapp bemessen sind. Auch wenn ökonomische Erwägungen nicht außer Acht gelassen werden können, sollten es die Herausgeber:innen gemeinsam mit dem Verlag in Betracht ziehen, für die hoffentlich noch zahlreich erscheinenden weiteren Auflagen auf ein zweibändiges Werk zu setzen. Ansonsten droht nach meinem Dafürhalten die Gefahr, gerade angesichts der o. g. Professionalisierung, die Grenzen der Verständlichkeit so weit nach oben zu schrauben und damit gleichzeitig die Anschlussfähigkeit an die erklärten Zielgruppen so weit zu minimieren, dass ein Großteil der potenziellen Leser:innenschaft abspenstig werden könnte, was diesem Standardwerk der politischen Bildung keineswegs zu wünschen ist.