Angesichts der viel beschworenen gegenwärtigen Krise der Demokratie ist es – neben der normativen Verteidigung der Vorzugswürdigkeit der Demokratie – Aufgabe der Politikwissenschaft, ein konzeptionelles Instrumentarium zur differenzierten Analyse und Einordnung politischer Systeme bereitzuhalten. Das als „kompaktes Basiswerk für verschiedene Lehrveranstaltungen“ (S. 11) konzipierte Buch gibt einen knappen und konzisen Überblick über den State of the Art der empirischen Demokratietheorie. Ausgehend von zentralen Werken bzw. Debatten wird der Forschungsstand rekapituliert, die jeweils zentralen Konzepte und Typologien erläutert und (meist tabellarisch) dargestellt, am Ende jedes Kapitels findet sich eine knappe (nicht kommentierte) Bibliografie weiterführender Literatur.

Das einführende Kap. 2 gibt einen Überblick über Grundrichtungen normativer Demokratietheorie (z. B. liberale, republikanische, elitentheoretische, partizipatorische, feministische), um jedoch über Dahls legendäres Konzept der Polyarchie alsbald zur empirischen Operationalisierung demokratischer Prinzipien überzuleiten. Im Anschluss an Dahl verstehen die Autor:innen Demokratie als „Bündel von Prinzipien“, die „individuelle Freiheit, Gleichheit, Partizipation und Kontrolle“ als „Kerngerüst jeder Demokratie“ (S. 37) umfassen.

Gegenstand des dritten Kapitels sind Typologien von Herrschaftsformen, die (zunehmend subtilere) Unterscheidungen zwischen Demokratie, Autokratie und Mischformen erlauben. Im Zentrum steht hier Wolfgang Merkels Theorie der „embedded democracy“ (S. 43–57) und die korrespondierende Typologie hybrider Regime. Das Kapitel wird ergänzt um einen Abschnitt zu (globalen) Demokratievorstellungen der Bürger:innen, aus denen sich ein universalistischer Minimalkonsens bzgl. demokratischer Herrschaft herauslesen lasse: „individuelle Freiheit, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit machen in den Augen der Bürger:innen trotz kulturspezifischer Unterschiede in nahezu allen Ländern der Welt Demokratie aus und werden als wünschenswert gesehen“ (S. 68).

Kap. 4 nimmt in diachroner Perspektive die Demokratieentwicklung in den Fokus. Ausgehend von Samuel Huntingtons Wellentheorie der Demokratisierung werden „demokratieförderliche Umfeldbedingungen“ (S. 74) als Mediatoren demokratischer Transitionen herausgearbeitet, historische Demokratisierungswellen rekapituliert und aktuelle Forschungen zum gegenwärtigen „rollback“ (S. 85) vorgestellt – leider ohne Bezug auf innovative Debatten, die jüngst innerhalb des Projekts „Varieties of Democracy“ (V-Dem) geführt worden sind, wie „pandemic backsliding“ im Kontext der Corona-Pandemie oder „waves of autocratisation“ (Lührmann/Lindberg).

Kap. 5 nimmt Demokratie als Organisationsform in den Blick und differenziert zwischen drei Ordnungsprinzipien (Überblick auf S. 92) auf Ebene des Regierungssystems (parlamentarische vs. präsidentielle Demokratien), auf Ebene der Konfliktregelung (Konkurrenz- vs. Konkordanzdemokratien) und auf Ebene der Machtverteilung (Mehrheits- vs. Konsensdemokratie). Ausgehend von zentralen Kontroversen zwischen bspw. Winfried Steffani und Maurice Duverger (Ebene 1) oder im Anschluss an Arend Lijphart (v. a. Ebene 3) werden Konzepte und empirische Befunde vorgestellt und kritisch eingeordnet. Ein knapper Exkurs zur Vetospielertheorie rundet das Kapitel ab.

Kap. 6 widmet sich Ansätzen der Demokratiemessung. Vor dem Hintergrund des gemeinsamen Ziels, „in dem immer stärker als Kontinuum wahrgenommenen Geflecht zwischen Demokratie und Autokratie belastbare Kriterien zur Einordnung politischer Systeme zu entwickeln“ (S. 139), haben sich in den vergangenen 40 Jahren verschiedene Indizes etabliert, deren wichtigste die Autor:innen knapp vorstellen (z. B. Freedom House, Polity IV, Vanhanens „Index of Democracy“, V‑Dem und weitere). Am Beispiel eines detaillierten Blicks auf die Indizes von Freedom House werden konzeptionelle und methodische Probleme der quantitativen Erfassung von Demokratiequalität sowie der Indexbildung durch Datenaggregation diskutiert (S. 134).

Nach Einschätzung des Rezensenten, der kein Experte im Feld der empirischen Demokratietheorie ist, sondern auf die behandelten Konzepte und Typologien immer wieder im Kontext akademischer Politischer Bildung zurückgreift, ist die Einführung auch und gerade mit Blick auf einen breiteren Kreis an Adressat:innen gelungen. Für eine zweite Auflage wäre aber zu erwägen, die zahlreichen (und teilweise über mehrere Doppelseiten sich erstreckenden) Tabellen durch alternative Darstellungsformen (z. B. Zeitreihendiagramme bei der Demokratieentwicklung) zu ersetzen/ergänzen.