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Soziales Imaginäres und Stadtforschung

The social imaginary and urban anthropology

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Österreichische Zeitschrift für Soziologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der nachfolgende Beitrag befasst sich mit dem Imaginären der Stadt. Mit Hilfe der von Cornelius Castoriadis vorgelegten Theorie des Imaginären wird seiner repräsentativen, schöpferischen und politischen Dimension nachgespürt. Eine besondere Betonung erfährt dabei die politische Dimension. Insgesamt unterbreitet der Text den Vorschlag, die verschiedenen in der Stadtforschung vorhandenen Konzeptionen des Imaginären als Aspekte desselben Gegenstandes – des Imaginären der Stadt – zu verstehen.

Abstract

The following contribution is concerned with the imaginary of the city. Drawing on the theory of the imaginary propounded by Cornelius Castoriadis, it differentiates between three dimensions of the imaginary: a representative, a creative and a political dimension. These three aspects are used to give a paradigmatic summary of the ongoing research in the field of urban studies with a special interest in the political dimension. Over all, this contribution presents a proposal to conceptualize the different notions of the imaginary common in the field of urban studies as a manifestation of distinct aspects of the same object—the imaginary of the city.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3

Notes

  1. Zum politischen Aspekt des Imaginären vgl. Trautmann (2017).

  2. Eine genauere Diskussion der Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen Castoriadis und Lefort präsentiert der von Nicolas Poirier herausgegebene Band Cornelius Castoriadis et Claude Lefort: l’expérience démocratique (Poirier 2015).

  3. Was nicht mit der völligen Grundlosigkeit des Sozialen verwechselt werden darf.

  4. Den postfundamentalistischen Theorien gemeinsam ist erstens die „Zurückweisung der Idee des einen Grundes“ (Marchart 2013, S. 36), ohne jedoch zweitens zu unterstellen, „dass das Soziale völlig unfundiert wäre“ (ebd.) sowie schließlich drittens die Einsicht, dass lediglich „partielle, kontingente Gründungen“ (ebd.) möglich seien. Alle drei Momente finden sich auch in der von Castoriadis formulierten Theorie des Imaginären.

  5. Weiteres Anschauungsmaterial für diese am radikalen Imaginären ausgerichteten Interpretationslinie am Beispiel anderer Städte findet sich u. a. in Bloomfield (2006); Çinar und Bender (2007) und Suitner (2015).

  6. Ebenfalls instruktiv zum Imaginären Dresdens ist der von Rolf Lindner und Johannes Moser herausgegebene Sammelband mit dem Titel Dresden: Ethnografische Erkundungen einer Residenzstadt (2006a).

  7. Es wäre freilich noch spezifischer zu klären, welche sozialen Schichten diese Utopie getragen haben bzw. tragen.

  8. Das Zusammenspiel von prächtiger Kulisse und dem Auftritt eines „unleidigen“ und „gekrümmten Schranzenvolks“, das diese Kulisse als Bühne nutzt, um das öffentliche Leben zu bestimmen, scheint in Dresden bis heute eine bemerkenswerte Kontinuität zu haben. Dass Pegida gerade in Dresden massenhaft der Missgunst einen Ausdruck verschaffen konnte, reiht sich zwanglos in diesen städtischen „Traditionsbestand“ ein (vgl. dazu auch Lindner und Moser 2006b, S. 30 ff.).

  9. Auch dieser Aspekt wäre noch um eine sozialstrukturelle Perspektive zu erweitern. Es ist zumindest davon auszugehen, dass die für Dresden etablierte, kulturelle „Geschmackslandschaft“ (Lindner und Moser 2006b, S. 21) nicht auf alle sozialen Gruppen gleichermaßen einladend wirkt. Die symbolischen Ausschlüsse gehen mit sozialer Ausgrenzung einher.

  10. Dieser Vorgang ist auch für die theoretische Reflektion über das soziale Imaginäre bedeutungsvoll, zeigt er doch, dass im Vorhinein – im Unterschied zur Konzeptualisierung bei Castoriadis – nicht ausgemacht ist, ob das radikale Imaginäre eine emanzipatorische Kraft besitzt. Für die ehemalige Hafen- und Werftarbeiterschaft sind die imaginären Neuentwürfe Bremerhavens durch die herrschende Elite jedenfalls eher bedrohlich.

  11. Das Forschungsprogramm einer Eigenlogik der Städte (vgl. Berking und Löw 2008) lässt sich daran anschließen. In seinem Zentrum steht die Annahme, dass Städte ein eigenes symbolisches Universum bilden.

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Schwenk, J. Soziales Imaginäres und Stadtforschung. Österreich Z Soziol 44 (Suppl 2), 99–115 (2019). https://doi.org/10.1007/s11614-019-00375-y

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