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Zurück zum Ich. Mediale Deutungsmuster zur Optimierung des Selbstbezugs

Medial interpretative patterns about optimization of self-reference

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Zusammenfassung

Der Artikel beschäftigt sich mit medialen Optimierungsvorstellungen in Bezug auf individuelle Selbstentwürfe. In Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Thematisierungen von Optimierung geht es hier darum, Optimierung als einen breit gefächerten Verbesserungsdiskurs zu begreifen. Dieser wird aus wechselnden Fortschrittsvorstellungen abgeleitet. Ergebnis der Analyse ist, dass aktuelle Deutungsmuster die Notwendigkeit einer Erhöhung der Selbstbestimmung in einer sinnentleerten kapitalistischen Welt thematisieren. Dazu wird zwar weiterhin mit ökonomisch rationaler Verwertungslogik argumentiert, allerdings wird die Argumentation von gegenteiligen Vorstellungen angeleitet. Sie zielen auf Akzeptanz der Unverfügbarkeiten des Lebens und des Nichtplanbaren und können als Ausdruck der Akzeptanz einer Fortschrittskrise gedeutet werden, in der ein Verzicht auf soziale Aufstiegsansprüche notwendig wird.

Abstract

This article refers to medial patterns about the optimization of individual self-concepts. In analysis of the historic and modern understanding of optimization this article considers optimization as a widespread enhancement discourse, which is deduced from changing ideas of progression. The result of the analysis is the finding of interpretative patterns, which address the possibility of the increase of self determination in a meaningless capitalistic world. In order to this it is still argued with an economistic rational logic of utilization but also with opposite ideas. They aim the acceptance of the unavailabilities of life and the unplannable things in it. It can be read as an acceptance of progression crises and the need to waive claims for social advancement.

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Notes

  1. Gemeint sind die ersten Zeugnisse menschlicher Verhaltensvorschriften, die den sieben Weisen von Tibet zugeschrieben werden und in Fragmenten erhalten sind (Capelle und Rapp 2008).

  2. Die Optimierungsprogramme im Sozialismus gingen ebenfalls von einem individualistischen Grundtenor aus. In der SED Zielsetzung vom „neuen Menschen“ setzte man mit der marxistisch-leninistischen Theorie auf die Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten, ordnete sie jedoch mit immer repressiveren Maßnahmen den „zehn Geboten der sozialistischen Moral“ unter, weil es faktisch auf Kosten der Freiheit um die Entwicklung einer „sozialistischen Persönlichkeit“ ging (Bittighofer 1969).

  3. Zur methodischen Darstellung einer Deutungsmusteranalyse etwa: (Lüders 1991; Oevermann 2001; Plaß und Schetsche 2001).

  4. Das Vorgehen war an den Vorschlägen zum offenen Kodieren von Anselm Strauss (1998) und Uwe Flick (2002) orientiert.

  5. Voraussetzung für die Korpuszusammenstellung war, dass es sich um Hauptartikel handelte. Kleinere Überblicksartikel zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen etwa, die die Lebensführung betrafen, wurden außen vor gelassen, weil sie zu wenig Material für die Rekonstruktion von Deutungsmustern enthielten. Auch Interviews mit Expertinnen spielten bei der Analyse keine Rolle.

  6. Es handelt sich um das Forschungsprojekt Aporien der Perfektionierung in der beschleunigten Moderne. Gegenwärtiger kultureller Wandel von Selbstentwürfen, Beziehungsgestaltungen und Körperpraktiken (APAS), gefördert von der Volkswagen Stiftung (2012–2017), geleitet von Prof. Dr. Vera King, Prof. Dr. Benigna Gerisch und Prof. Dr. Hartmut Rosa. Weitere Informationen zu Design, Erhebungs- und Auswertungs-Methoden: www.apas.uni-hamburg.de.

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Ich danke den Gutachterinnen für die hilfreichen Kommentare, die zur Präzisierung der hier angestellten Überlegungen beigetragen haben.

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Lindner, D. Zurück zum Ich. Mediale Deutungsmuster zur Optimierung des Selbstbezugs. Österreich Z Soziol 42, 65–82 (2017). https://doi.org/10.1007/s11614-017-0254-x

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