Mit dem Herausgeberwerk „Digitale Arbeit gestalten – Herausforderungen der Digitalisierung für die Gestaltung gesunder Arbeit“ widmen sich Eva Bamberg, Antje Ducki und Monique Janick einer höchst aktuellen und relevanten Fragestellung: Wie können adäquate humane Arbeitsbedingungen sichergestellt werden? Insbesondere auch in der aktuellen Situation, in der – ausgelöst durch die Corona-Krise – eine oftmals überstürzte Verlagerung von Arbeitstätigkeiten ins home office stattgefunden hat, ohne dass arbeitspsychologische Kriterien fundiert in die Arbeitsgestaltung miteinbezogen wurden.

Das Buch gliedert sich in fünf Teile: Nach einer Einführung der Herausgeberinnen, die den Bogen von Digitalisierung und dem allgemeinen Wandel der Arbeit hin zur Gesundheitsförderung schlägt, befasst sich der folgende Teil mit unterschiedlichen Aspekten der Digitalisierung – so gibt es beispielsweise Kapitel zu künstlicher Intelligenz, zu Mensch-Maschine-Systemen und zu virtueller Führung.

Teil 3 widmet sich dann unterschiedlichen Handlungsfeldern: Produktion, Handwerk, personenbezogene Arbeit (am Beispiel der Pflege) und Forst- und Agrarwirtschaft. Im vierten Teil geht es dann darum, wie betriebliches Gesundheitsmanagement digital unterstützt werden kann, thematisiert und kritisch betrachtet werden hier unter anderem Ansätze des digitalen Arbeitsschutzes und der digitalen Gefährdungsbeurteilung, aber auch spezifische Interventionsformen wie Online-Coaching und Online-Plattformen.

Der fünfte und letzte Teil des Herausgeberwerks fokussiert die Grundfrage der Arbeitspsychologie nach menschengerechter Arbeitsgestaltung und geht auf betriebliche Kernaufgaben sowie Methoden und Instrumente ein. Im letzten Kapitel kommen dann individuelle, betriebliche und gesellschaftliche Kernaufgaben für die Gestaltung digitaler Arbeit zur Darstellung. Im abschließenden Fazit des Buchs heben die Autorinnen hervor, dass Transformation im Arbeitsleben inzwischen ein kontinuierliches Phänomen darstellt und entsprechend nicht nur (digitale) Arbeit als Zielzustand human zu gestalten sei, sondern ebenso die Transformationsprozesse selbst. Sie betonen, dass aktuell aufgrund diverser Interessen und Perspektiven der beteiligten Akteur*innen keinesfalls ein Konsens besteht, wie digitale Transformation zu realisieren ist, und plädieren für einen kontinuierlichen und partizipativen Diskurs.

Das Buch überzeugt zunächst einmal durch einen systematischen Aufbau und eine durchgehende arbeitspsychologische theoretische Basierung der Themen. Gleichzeitig ist es differenziert angelegt und umfasst diverse Themen, auch in Bereichen, die bislang wenig im arbeitspsychologischen Diskurs vorkommen (wie die Digitalisierung im Bereich der Forst- und Landwirtschaft). Diese Vielfalt an Themen wie auch wissenschaftlicher Zugänge geht auf die Auswahl der beteiligten Autorinnen und Autoren zurück: Neben hochschulisch verorteten Wissenschaftler*innen (überwiegend, aber nicht ausschließlich aus der Arbeits- und Organisationspsychologie) haben beispielsweise auch konkret mit digitaler Arbeitsgestaltung befasste Menschen aus der betrieblichen Praxis bzw. Organisationsberatung, Mitarbeitende der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sowie eine Juristin Kapitel verfasst.

Das Herausgeberwerk ist ausgesprochen übersichtlich aufgebaut – nicht nur aufgrund der bereits erwähnten inhärenten Systematik, sondern auch durch die Gestaltung des Layouts. Eine selektive Rezeption bestimmter Inhalte (beispielsweise spezifischer Forschungsergebnisse, wissenschaftlicher Grundlagen oder auch konkreter Tools) – welche bei breit angelegten Herausgeberwerken eher die Norm als die Ausnahme darstellen dürfte – wird dadurch erleichtert.

Digitalisierung ist ein Thema von hoher Aktualität in (fast) allen arbeitsbezogenen wie auch gesellschaftlichen Bereichen. Aufgrund der arbeitspsychologischen Fundierung, der gleichzeitigen thematischen Breite, die Spezifika ganz unterschiedlicher Handlungsbereiche miteinbezieht, und der Vielfalt der integrierten Perspektiven liefert das Buch neben den beschriebenen Inhalten auch zahlreiche Impulse und Denkanstöße für weitere politische und soziale Entwicklungen.

Von Interesse ist das Buch entsprechend für Menschen, die in Wissenschaft oder Praxis mit Arbeitsgestaltung, Human Resources und Gesundheitsförderung befasst sind, für Studierende und Lehrende als Lehrbuch – und für alle, die ein kritisches Interesse an aktuellen Entwicklungen (sowie deren Konsequenzen) im Bereich der Digitalisierung haben.