Zusammenfassung
In diesem Beitrag der Zeitschrift „Gruppe. Interaktion. Organisation.“ wird untersucht, wie hoch der Zeitanteil ist, den Schulleiter*innen spezifischen Tätigkeitsbereichen widmen, und ob es Gruppen von Schulleitungen gibt, die sich in Hinblick auf ihr Tätigkeitsprofil unterscheiden. Zusätzlich erfolgt in der vorliegenden Studie ein Vergleich mit anderen EU-Ländern. Ausgangspunkt sind die seit der Jahrtausendwende umfangreichen Veränderungen der Steuerungsstrukturen in den Bildungssystemen des deutschsprachigen Raums in Zuge deren einzelnen Schulen mehr Handlungsspielräume eingeräumt wurden. Ein wesentliches Merkmal erhöhter Schulautonomie ist eine Aufwertung der Position der Schulleitung, von denen nunmehr erwartet wird, sich zusätzlich zu administrativen und pädagogischen Tätigkeiten um Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung anzunehmen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird auf Daten österreichischer Schulleitungen zurückgegriffen, die 2018 im Rahmen der internationalen Vergleichsstudie „Teaching and Learning International Survey“ (TALIS) erhoben wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass administrative Angelegenheiten und Sitzungen den größten Teil der Arbeitszeit ausmachen. Zugleich sprechen die Befunde für eine Differenzierung in vier beschreibbare Schulleitungstypen (bürokratisch, ausgewogen, administrativ-traditionell und partnerschaftlich-sozial). Somit liefern die Befunde Hinweise dahingehend, dass das neue Aufgabenprofil mehrheitlich noch nicht in den Schulalltag eingezogen ist.
Abstract
This contribution to the journal “Group. Interaction. Organisation.” examines the proportion of time that school principals devote to specific areas of activity and whether there are groups of school principals that differ in terms of their activity profile. In addition, a comparison with other EU countries is made. Since the turn of the millennium, education systems in the German-speaking countries have seen extensive changes in governance structures that have given individual schools more room for manoeuvres. A key feature of increased school autonomy is an upgrade of the position of the school leader, who is now expected to take care of development activities with respect to instruction, personnel and the whole organization in addition to administration and pedagogics. This study examines the proportion of time that school leaders devote to specific areas within their leadership range and whether there are groups of school leaders that differ in terms of their activity profile. In addition, a comparison with other EU-countries is made. To answer the research questions data of Austrian school principals are used, which were collected in 2018 as a part of the “Teaching and Learning International Survey” (TALIS). The results show that administrative tasks and meetings account for the largest share of working time. At the same time, the findings allow a differentiated description of four types of school leaders (bureaucratic, balanced, administrative-traditional, and partnership-social). Thus, the findings provide indications that the new task profile has not yet become part of everyday school life.
Notes
In Österreich wird unter Schulleitung die formal mit der Führungsfunktion beauftragte Person verstanden. Insofern bezieht sich die Bezeichnung Schulleitung auf die jeweilige Schulleiterin bzw. den jeweiligen Schulleiter.
Die Angaben zur Gruppengröße der einzelnen Cluster beziehen sich auf die gewichtete Stichprobe. Die ungewichteten Gruppengrößen sind n = 107 (ausgewogen), n = 50 (partnerschaftlich-sozial), n = 85 (traditionell-administrativ) und n = 22 (bürokratisch). 13 Personen konnten aufgrund fehlender Werte keiner Gruppe zugeordnet werden.
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Kemethofer, D. Der Alltag von Schulleitungen: Empirische Befunde zu Tätigkeitsprofilen und Führungsansätzen. Gr Interakt Org 53, 427–436 (2022). https://doi.org/10.1007/s11612-022-00647-4
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