Zusammenfassung
Feedbackarbeit in der Schule unterliegt häufig dem (Miss-)verständnis, dass dies eine Form der Lehrerbeurteilung durch die Schüler sei. Der Beitrag grenzt Feedback deshalb zunächst von Erwartungs- und Handlungsmustern ab, die Feedback mit Bewertung gleich setzen.
Entfaltet wird ein Feedbackkonzept, dass auf methodisch strukturierten Gesprächen, geteilter Verantwortung, dialogischer Praxis und gestalteten Arbeitsbündnissen basiert. Rekonstruiert wird eine Praxis, die Bewertungen vermeidet und nach Möglichkeiten der Unterstützung von Lernprozessen und Unterrichtsentwicklung sucht.
Dieses Konzept von Feedbackarbeit als Motor einer systematischen und gemeinsamen Entwicklung von Unterricht ist nicht am grünen Tisch entstanden. Basis sind Erfahrungen von Lehrenden an vier Schulen, die ein Jahr lang kontinuierlich mit Feedbackmethoden im Unterricht gearbeitet haben, – nicht allein, sondern vernetzt mit anderen Schulen und im Rahmen eines Projekts, das wissenschaftlich begleitet wurde.
Abstract
Working with feedback in schools is often based on the (mis-)understanding that it is a form of teacher assessment carried out by the students. Therefore, this paper starts with demarcating feedback from patterns of expectation and of actions that equate feedback with assessment. It unfolds a concept of feedback which is based on methodically structured discussions, shared responsibility, a dialogue practice and designed working alliances. It reconstructs a practice that avoids assessment and seeks possibilities to support learning processes and lesson development.
This concept of working with feedback as a motor for a systematic and collaborative lesson development hasn't been a result of an armchair decision. It is grounded on experiences of teachers in four schools who, for one year, continuously worked with feedback methods in their lessons—not by themselves but collaboratively in a network with other schools and in the context of a scientifically accompanied project.
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Das dem Beitrag zugrunde liegende Projekt wurde von der GEW Hamburg gemeinsam mit der SchülerInnenkammer Hamburg initiiert, von der GEW und der Max Traeger Stiftung finanziert und vom Autor gemeinsam mit Prof. Dr. Arno Combe und Dr. Roman Langer begleitet und evaluiert.
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Bastian, J. Feedbackarbeit in Lehr-Lern-Prozessen. Gruppendyn Organisationsberat 41, 21–37 (2010). https://doi.org/10.1007/s11612-010-0097-4
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11612-010-0097-4
Schlüsselwörter
- Feedback
- Lernprozessreflexion
- Unterrichtsentwicklung
- Selbstreguliertes Lernen
- Selbstbeurteilungskompetenz
- Partizipation
- Professionalisierung im Lehrerberuf
- Diagnostische Kompetenz