Zusammenfassung
Für die Gestaltung von Veränderungsprozessen in Gruppen und Organisationen gewinnt die Fähigkeit zur mentalen Selbstregulation zunehmend an Bedeutung. Insbesondere in potentiell konfliktreichen Situationen geraten Mitgestaltende an die Grenzen ihrer Selbststeuerung durch Willenskraft. Selbstimperierungen in Form von Selbstvorschriften im Duktus der Unbedingtheit wirken blockierend auf die Selbstregulation. Durch Introvision wird die mentale Selbstregulation im Modus des Konstatierens gefördert und damit auf das Ausmaß der Gelassenheit im Sinne eines mühelos willentlichen Handelns Einfluss genommen. In einer Haltung der Gelassenheit ist es möglich, auch angesichts schwieriger Situationen nicht in innere Konflikte zu geraten, sondern auf das Repertoire an Handlungsmöglichkeiten zurückzugreifen und zugleich den Kontext von Veränderungsprozessen ausreichend zu berücksichtigen. Gelassenheit hat zudem positive Auswirkungen auf das Gruppengeschehen. Die Atmosphäre wird entspannter, Dialogfähigkeit und Problemlösefähigkeiten werden gefördert.
Abstract
The ability of mental self regulation is becoming more and more important to shape change processes. Change agents often experience, especially in potentially difficult situations, limits of self regulation by volition. Imperating oneself as an effort of self control by unconditional commandments has a blocking impact on mental self regulation. Introvision supports mental self regulation in a mode of calmness, which can be described as operating effortless and deliberately. In an attitude of calmness it is possible not to slide into inner conflicts, even when facing difficult situations. Instead it is possible to make use of one‘s whole action repertoire and include the context of change processes. calmness also has a positive impact on group dynamics. The atmosphere becomes more relaxed, dialog ability and the capability of problem solving is supported.
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Kosuch, R. Die Bedeutung von Introvision für die Gestaltung von Veränderungsprozessen in Gruppen und Organisationen. Gruppendynamik 39, 150–167 (2008). https://doi.org/10.1007/s11612-008-0015-1
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