Zusammenfassung
„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste was es gibt auf der Welt.” Diese Liedzeile lässt keinen Zweifel am besonderen Gut der Männerfreundschaft. Doch was zeichnet Männerfreundschaft jenseits der persönlichen Erfahrungen tatsächlich aus?
Hauptanliegen dieses Beitrags ist es, entgegen den üblichen Klischees, die Komplexität und den inhaltlichen Gestaltungsreichtum von informeller Hilfe in Freundschaftsbeziehungen zwischen Männern aufzuzeigen. Als Forschungsgrundlage dient eine qualitative Untersuchung (mittels Leitfaden-Interview/thematischer Netzwerkkarte) der Freundschaftsbeziehungen von Männern im Alter von 30 bis 45 Jahren, die im Rahmen einer laufenden Dissertation erfolgt. In einer weitestgehend substantiell-eigenständigen Beschreibung männlicher Freundschaftsinhalte und -funktionen wird deutlich, welch wichtige Unterstützungsquelle der Freund im Leben von Männern darstellt und wie sich die informelle Hilfe zwischen Freunden (aus)gestaltet. Dabei erweisen sich u.a., wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, die Thematiken von Lebensbewältigung und Selbstoffenbarung als zentral.
Abstract
„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste was es gibt auf der Welt.” This song text shows that there is no doubt about the specific characteristic of men’s friendship. But what does men’s friendship really mark?
The main concern of this report is — against all the usual clichés — to show the complexity of informal help in men’s friendships. The basis of this research — which takes place within the scope of a thesis on „Freundschaft im männlichen Lebenszusammenhang — Strukturmerkmale von Männerfreundschaft” — is a qualitative study (qualitative interviews and thematic network map) of friendship between men at the age of 30 to 45. The results show that friends play an important role as supporter in the life of men. The descriptions contain what a friend qualifies as an informal helper. Central subjects are male coping strategies and self-disclosure.
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Zum Autor Steve Stiehler ist Diplompädagoge und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften an der Fakultät Erziehungswissenschaften der TU Dresden.
Sein Forschungsschwerpunkt sind die persönlichen Beziehungen im Kontext von Geschlecht und Jugendhilfe.
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Stiehler, S. Der Freund als Helfer — eine vernachlässigte Ressource. Gruppendynamik 36, 385–408 (2005). https://doi.org/10.1007/s11612-005-0141-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11612-005-0141-y