Zusammenfassung
Wagner/Sill untersuchen modelltheoretisch und empirisch, ob Ertragsteuern in der Kostenrechnung (KR) berücksichtigt werden und ob die Gewerbesteuer (GewSt) eine Sonderrolle innerhalb der Ertragsteuern spielt. Anhand eines Deckungsbeitragsmodells zeigen sie, dass die GewSt in der KR kaum Entscheidungsrelevanz aufweist. In der empirischen Untersuchung ergeben sich deutliche Unterschiede der GewSt-Relevanz zwischen den befragten Unternehmen und Verbänden. Die geringe modelltheoretische Entscheidungsrelevanz von Ertragsteuern folgt aus dem stark vereinfachten einperiodigen Deckungsbeitragsmodell. Bei Verwendung eines investitionstheoretischen Kostenbegriffs würden Zeiteffekte der Besteuerung und damit eine weitreichende Entscheidungsrelevanz eintreten. In der empirischen Untersuchung ist unklar, was unter „Einbeziehung“ der GewSt in die KR gemeint ist. Weiters sollte präzisiert werden, welche Art der KR gemeint ist. Da die Interessen regulierter und unregulierter Branchen voneinander abweichen können, wäre eine Differenzierung der Befragung auch nach diesem Kriterium hilfreich.
Abstract
Wagner/Sill investigate analytically and empirically whether income taxes are integrated in cost accounting (CA) and whether the German local business tax (LBT) is different from other income taxes from a CA perspective. Using a contribution margin model, they show that neither the LBT nor other income taxes are crucial. By contrast, the empirical study reveals that businesses and industry associations perceive the LBT quite differently. The theoretical irrelevance of income taxes is a consequence of the simplified contribution margin model. Using a multi-period cost definition would induce time effects of taxation and hence the relevance of income taxes. In the empirical analysis, it is not clear what the authors mean by “integration” of taxes and which type of CA they have in mind. Since regulation is an important issue for CA, it would be helpful to distinguish between regulated and non-regulated industries in the questionnaire.
Notes
Vgl. z. B. Endres und Freiling (2007, S. 17–26).
Vgl. z. B. Scheffler (2009, S. 289).
Vgl. Ewert und Wagenhofer (2008, S. 43–54) und die dort genannten Quellen.
Ausnahmen sind vor allem Verlustsituationen und hohe GewSt-Hebesätze.
Wagner und Sill (2012, Abschn. 3.4).
Zum Modell vgl. auch Wagner (1999).
Diese Rechtfertigung wurde bereits von Wagner (1999) vorgelegt, ist aber von der KR-Literatur bislang nicht aufgegriffen worden.
Vgl. z. B. Wagner und Sill (2012, Abschn. 4.2) im Fall der betriebsausgabengleichen Grundkosten.
Vgl. Art. 2 (4) OECD-Musterabkommen.
Vgl. Burgstaller (2004, S. 18 f.).
Die Untersuchung von Wagner und Sill (2012) wurde 2010 durchgeführt.
Vgl. Wagner und Sill (2012, Abschn. 3.2).
Vgl. Wagner (2008, S. 110 f.).
Im VHB-Jourqual 2.1-Ranking ist das National Tax Journal auf Platz 122 von 838 die bestgerankte Steuerzeitschrift. Vgl. Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V. (2011).
Vgl. Wagner und Sill (2012, Fußn. 20).
Vgl. z. B. Niemann (2007).
Zur empirischen Ermittlung von Wirkungen des Bilanzsteuerrechts auf Investitionsentscheidungen vgl. Schwenk (2003).
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Niemann, R. Wird die Relevanz von Ertragsteuern für die Unternehmensrechnung nach rechtlichen oder ökonomischen Kriterien beurteilt? Kommentar zum Beitrag von Franz W. Wagner und Reinhard Sill. Z Betriebswirtsch 82 (Suppl 5), 217–226 (2012). https://doi.org/10.1007/s11573-012-0607-7
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