Chronische Nierenerkrankungen spielen sowohl weltweit als auch regional eine zunehmende Rolle als Ursache für Morbidität und Mortalität [14]. Vor allem eine CKD („chronic kidney disease“) in stark fortgeschrittenem Stadium stellt für die Patienten und das Behandlungsteam besonders durch die zahlreichen Organkomplikationen mit ihrer hohen Morbidität eine Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere für Patienten mit einer Dialysebehandlung. In dieser Ausgabe von Der Nephrologe werden die unterschiedlichen Aspekte chronischer Nierenerkrankungen dargestellt, um den aktuellen Stand von Behandlung und Diagnostik sowie deren zukünftige Möglichkeiten aufzuzeigen.

Dabei kommt gerade der Progressionsverzögerung chronischer Nierenerkrankungen eine wesentliche Bedeutung zu. Hier spielen vor allem die optimale Einstellung des Blutdrucks, die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen, die Einstellung des Blutzuckers und weiterer begleitender Faktoren der CKD eine besondere Rolle.

Zunehmend kommen genetische Aspekte chronischer Nierenerkrankungen hinzu, die in der Zukunft auch dabei helfen können, besondere Risikogruppen zu erkennen und frühzeitig zu behandeln, um Komplikationen vorzubeugen.

Ähnlich verhält es sich mit den Biomarkern im Zusammenhang mit einer CKD. Durch gezielten Einsatz dieser Marker in Diagnostik und Therapie könnte es in Zukunft möglich sein, neben der eigentlichen Funktionseinschränkung auch den Ort bzw. Grad der Gewebeschädigung und die Funktionsreserve der Nieren festzustellen.

Im Zusammenhang mit der ADPKD („autosomal dominant polycystic kidney disease“) hat es in den letzten Jahren neue Erkenntnisse zur Pathophysiologie und zur Behandlung gegeben. Gerade Fragen zur Behandlung sind in diesem Zusammenhang noch in der Diskussion, sodass hier ein aktueller Überblick über Möglichkeiten gegeben wird, wie eine Behandlung individuellen Risiken und Ansprüchen der Patienten gerecht wird.

Wesentliche Bedeutung kommt der Progressionsverzögerung chronischer Nierenerkrankungen zu

In den letzten Jahren hat auch die Interaktion zwischen Darm und Niere gerade im Hinblick auf die Progression chronischer Nierenerkrankungen wieder an Interesse gewonnen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielte die Ernährung eine wichtige Rolle in der Behandlung von Nierenkrankheiten. Diese Aspekte traten dann in der Folge von Fortschritten der medikamentösen Therapie (z. B. Immunsuppression, Renin-Angiotensin-Aldosteron-Blockade) in den Hintergrund. In der letzten Zeit hat es neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Darmmikrobiota und CKD gegeben. Klarer wurde, dass Metaboliten der Darmmikrobiota nephrotoxische Wirkungen entfalten können und zudem Bakterienbestandteile in die Blutbahn übertreten können und so eine chronische Entzündung mit der Folge einer Progression sowohl kardiovaskulärer als auch chronischer renaler Erkrankungen unterhalten können.

Insgesamt sollen die 5 Beiträge aktuelle und zukünftige Wege in der Diagnostik und Behandlung chronischer Nierenkrankheiten aufzeigen, um dem Problem der mit einer CKD verbundenen erhöhten Morbidität und Mortalität besser zu begegnen.

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Jens Lutz