Gesellschaft und Arbeitswelt befinden sich im ständigen Wandel. Mit zunehmendem technologischen Fortschritt verändern sich die Art zu Leben und die Anforderungen an den Menschen im Arbeitskontext kontinuierlich. Die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung lassen völlig neue Branchen und Arbeitsplätze entstehen. Dabei verändern sich nicht nur die Tätigkeiten als solche, sondern auch die Art und Weise wie wir arbeiten. Ein Beispiel für diese Veränderungen stellen Coworking Spaces als neue Form des Arbeitens dar. Die hier vorgestellte Studie legt einen Fokus auf die ergonomischen Arbeitsbedingungen in deutschen Coworking Spaces.

Arbeiten in Coworking Spaces

Coworking Spaces zielen darauf ab, sozialen Austausch und Vernetzung sowie ein hohes Maß an Flexibilität zu gewährleisten. Die Kernwerte in Coworking Spaces sind Offenheit, Gemeinschaftskultur, Flexibilität und Unverbindlichkeit. Erwerbstätige mit unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern teilen sich so eine gemeinsame Arbeitsumgebung. Coworking Spaces unterscheiden sich jedoch je nach Anbieter und Nutzergruppe sehr stark voneinander. Einer der ersten Klassifikationsansätze wurde von Spinuzzi entwickelt und umfasst verschiedene „Raumformen“, die alle eine geteilte Arbeitsumgebung anbieten, jedoch nicht in demselben Umfang Zusammenarbeit und soziale Interaktion anstreben [26].

Der durchschnittliche Coworking Space erstreckt sich über 800 m2 und umfasst in der Regel einen großen offenen Raum mit einer Vielzahl an Arbeitstischen und Stühlen [13]. Neben Stromversorgung und Internetzugang bieten einige Coworking Spaces zusätzlich Konferenzräume, Teambüros und Cafés an. Zur Verfügung stehen entweder flexible Arbeitsplätze, feste Arbeitsplätze oder private Büros, die Platz für kleinere Teams bieten. Je nach Angebot zahlen die Nutzenden verschiedene Raten für ihren Arbeitsplatz an den Coworking-Space-Betreibenden.

Coworking Spaces in Deutschland haben bezogen auf den getrimmten Mittelwert durchschnittlich 68 Mitglieder und 67 Arbeitstische [5]. Im Hinblick auf die Nutzenden zeigt sich, dass ca. 45 % der Coworker zuvor im Homeoffice gearbeitet haben [11]. Darüber hinaus arbeiten 82 % der Coworker weiterhin zumindest teilweise von zuhause aus [4], wobei vor allem die soziale Interaktion von vielen Coworkern im Vergleich zum Homeoffice wertgeschätzt wird [24]. Zudem gilt Netzwerkarbeit als wesentliches Motiv für das Arbeiten in Coworking Spaces [8, 12, 18, 23]. Darüber hinaus trägt die Vorgabe von Öffnungszeiten dazu bei, den Rahmen für eine individuelle Tagesstruktur zu schaffen [23]. Die flexible Nutzung der Arbeitsplätze stellt einen zusätzlichen Beweggrund für die Einmietung in einem Coworking Space dar [16]. Bisher ist jedoch wenig über die Arbeitsbedingungen unter gesundheitsrelevanten Aspekten bekannt [25]. Aus diesem Grund legt die vorliegende Studie einen Schwerpunkt auf die Frage nach der ergonomischen Gestaltung der Arbeitsplätze in Coworking Spaces und liefert so einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Coworking-Forschung.

Anforderungen an Bildschirmarbeitsplätze im Büro

Coworking Spaces können ähnliche Merkmale wie Großraumbüros und offene Büros aufweisen. Sie werden derzeit überwiegend von gut ausgebildeten Erwerbstätigen genutzt, die häufig in der IT-Branche tätig sind [11]. Dies lässt auf einen hohen Anteil an Bildschirmarbeit schließen. Damit sind mögliche Gefährdungen verbunden wie körperliche Belastungen im Schulter-Arm-Bereich, der Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule. Neben starren Körperhaltungen spielt Bewegungsmangel eine weitere Rolle bei der Entstehung von Beschwerden des Halteapparats/Muskel-Skelett-Systems. Darüber hinaus sind bei Bildschirmtätigkeiten die Augen und das Sehvermögen erhöhten Belastungen ausgesetzt [7].

Ein zentrales Kriterium der ergonomischen Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen ist die Anpassbarkeit an individuelle Körpermaße, die u. a. durch Einstellmöglichkeiten des Bürostuhls (Höhenverstellbarkeit, Neigung der Rückenlehne) und des Tisches (Höhe) erreicht werden kann. Auch die Anpassbarkeit und Anordnung der Ein- und Ausgabegeräte (Maus, Tastatur, Bildschirm) spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen, was besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden Nutzung mobiler Geräte, die wenig anpassbar sind, bedeutsam ist [27]. Neben dem Vorhandensein von Einstellmöglichkeiten sei auf die Bedeutung von Trainings verwiesen, die Einfluss auf die Reduktion des Erlebens von Diskomfort nehmen können [2].

Ein weiterer Aspekt, der bei der Arbeit mit mehreren Personen in einem Büroraum zum Tragen kommt, ist Lärm, auch wenn der Geräuschpegel unter der Schwelle zur Hörschädigung liegt. In Großraumbüros oder offenen Büros lassen sich die Lärmquellen weniger gut kontrollieren als in kleineren, geschlossenen Büros [27]. Lärm und insbesondere eine hohe Sprachverständlichkeit ist bei (simulierten) Bürotätigkeiten mit wahrgenommener Lästigkeit, Ermüdung und sinkender Konzentration verbunden [21]. Die Leistung wird von der Sprachverständlichkeit in verschiedenen Büroformen zunächst weniger stark beeinflusst als der subjektive Komfort [19]. Bei Bürolärm unterhalb der hörschädigenden Grenze werden jedoch deutlich weniger ergonomische Einstellungen am Büroarbeitsplatz vorgenommen [9].

Es stellt sich somit die Frage, ob das Vorhandensein verschiedener Merkmale ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung sowie der erlebte Geräuschpegel im Zusammenhang mit der subjektiv erlebten Gesundheit sowie der Zufriedenheit mit dem Arbeiten im Coworking Space stehen.

Hypothese 1:

Coworker, deren Arbeitsplatz eine höhere Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkmale aufweist, erleben:

  1. a)

    eine höhere subjektive Zufriedenheit mit der Arbeit im Coworking Space und

  2. b)

    einen höheren subjektiv erlebten Gesundheitszustand als Coworker, die eine niedrigere Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkmale berichten.

Hypothese 2:

Coworker, die einen höheren subjektiv empfundenen Geräuschpegel beschreiben, geben:

  1. a)

    eine niedrigere subjektive Zufriedenheit mit der Arbeit im Coworking Space und

  2. b)

    einen niedrigeren subjektiv erlebten Gesundheitszustand an als Coworker, die einen geringeren subjektiv erlebten Geräuschpegel beschreiben.

Studiendesign

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine quantitative Querschnittsstudie. Mittels eines Online-Fragebogens wurden die Daten zwischen Juni und Oktober 2017 erhoben. Die Coworker wurden über die jeweiligen Coworking-Space-Betreibenden für die Studie rekrutiert. Dafür wurden zunächst 262 Betreibende, die über eine Online-Suche identifiziert wurden, kontaktiert. Per E‑Mail wurden sie über den Zweck der Studie informiert und darum gebeten den Weblink und Informationen zur Studie an ihre Nutzerinnen und Nutzer weiter zu leiten. Aufgrund dieses Vorgehens können keine Aussagen über die tatsächliche Beteiligungsquote getroffen werden. Die Teilnahme an der Umfrage war freiwillig und die Teilnehmenden wurden vor Beginn über die Datenschutzbestimmungen informiert. Ein Abbruch war jederzeit möglich.

Variablen und Instrumente

Der deutschsprachige Fragebogen beinhaltete insgesamt 57 Items aus validierten Instrumenten und neu entwickelten, explorativen Fragen. Neben Angaben zur Soziodemographie (z. B. Alter, Geschlecht, Beziehungsstatus, Kinder) wurden die Teilnehmenden gebeten, Fragen basierend auf der ersten Global Coworking Survey (2010) zum Beschäftigungsverhältnis, Bildungs- und Berufsabschluss sowie zur Branche zu beantworten [10]. Merkmale der Coworking Spaces (z. B. Anzahl der Tische, Art des Arbeitsplatzes, Bürotyp, Dauer der Nutzung sowie vorangegangene Arbeitsumgebung) wurden ebenfalls erfragt. Das Antwortformat wurde in Abhängigkeit von der Frage gewählt.

Der subjektiv empfundene, allgemeine Gesundheitszustand wurde durch ein Item aus der deutschen Version des Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) mittels 10 stufiger Likert-Skala von 0 (denkbar schlechtester Gesundheitszustand) bis 10 (denkbar bester Gesundheitszustand) gemessen [22]. Äquivalent dazu wurde mit einem Item erfragt: „Wie zufrieden sind sie mit dem Arbeiten im Coworking Space?“ (0 – sehr unzufrieden bis 10 – sehr zufrieden). Ein weiteres kategoriales Item diente der Erfassung der Zufriedenheit mit den Büromöbeln (ja, nein, weiß ich nicht).

Die Ergonomie des Arbeitsplatzes wurde mittels 6 Items basierend auf dem Screening-Instrument zur Bewertung und Gestaltung von Menschengerechten Arbeitstätigkeiten (SIGMA) gemessen [28]. Dabei wurden die Höhenverstellbarkeit des Arbeitsstuhls und die Neigbarkeit der Rücklehne ebenso wie die Höhenverstellbarkeit des Arbeitstisches erfragt. Weiterhin wurde die Verstellbarkeit des Monitors sowie die Trennbarkeit der Eingabegeräte (Maus, Tastatur) vom Bildschirm erfasst (ja, nein, weiß ich nicht).

Es wurde zudem mit einem Item ermittelt, ob die Lautstärke im Coworking Space als zu hoch wahrgenommen wurde („Ist der Geräuschpegel in ihrem Coworking Space hoch?“). Die Probanden konnten mit „ja“, „teils, teils“, „nein“ und „weiß ich nicht“ antworten.

Statistische Datenauswertung

Fehlende Daten wurden aus der Analyse ausgeschlossen, daher wird bei jedem Item die eingeschlossene Anzahl an Fällen berichtet. Die Items zur Ergonomie wurden durch die Zusammenfassung der Antwortmöglichkeiten „nein“ und „weiß nicht“ in dichotome Variablen transformiert. Basierend auf der Summe der mit „ja“ beantworteten ergonomischen Arbeitsplatzmerkmale wurde eine Gruppenvariable gebildet. Alle Probanden, die das Vorhandensein von mindestens fünf von sechs Merkmalen eines ergonomischen Arbeitsplatzes bestätigten, wurden der Gruppe „hohe Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkmale“ zugeordnet. Die Gruppe „niedrige Ausprägung ergonomischer Arbeitslatzmerkale“ wies demnach nur vier oder weniger Merkmale auf.

Das Item zur subjektiv wahrgenommenen Lautstärke diente ebenfalls der Gruppenbildung: Probanden, die angaben, dass der Geräuschpegel hoch sei, bzw. „teils, teils“ hoch sei, wurden in der Gruppe „hohe Belastung durch Lärm“ zusammengefasst. Die Gruppe „niedrige Belastung durch Lärm“ wurde basierend auf den „nein“ Antworten der Teilnehmenden gebildet. Fälle mit „weiß ich nicht“ Antworten wurden aus der Datenanalyse ausgeschlossen.

Alle quantitativen Datenanalysen wurden mit IBM Statistics SPSS 25 durchgeführt.

Ergebnisse

Stichprobe

An der vorliegenden Studie haben insgesamt 112 Coworker teilgenommen. Wie in Tab. 1 dargestellt, bestand die Stichprobe zu 61,6 % aus Männern. Das Durchschnittsalter lag bei M = 38,1 (SD = 9,6) Jahren. Die meisten Coworker waren selbstständig tätig (69,6 %). Im Hinblick auf die Branchen waren besonders die IT- und Beratungsbranche (je 17,9 %) vertreten.

Tab. 1 Soziodemografische Merkmale der befragten Coworker

Die meisten Coworker arbeiteten zwischen 3 Monaten und einem Jahr (33 %) im Coworking Space (Tab. 2). Der Großteil der Befragten verbrachte 3 bis 4 Tage/Woche im Coworking Space (43,1 %), doch auch die 5‑tägige Anwesenheit wurde häufig (32,6 %) bestätigt. Die im Coworking Space verbrachte Arbeitszeit betrug für 52,9 % der Teilnehmenden 5 bis 8 h/Tag. Im Durchschnitt schätzen die Coworker ihre Zufriedenheit mit der Arbeit im Coworking Space hoch ein (M = 7,5, SD = 1,2). Der subjektiv empfundene, allgemeine Gesundheitszustand lag bei M = 8,5 (SD = 1,4).

Tab. 2 Kennzahlen zur Arbeit im Coworking Space

Merkmale der Coworking Spaces

Die von den Studienteilnehmenden berichteten Merkmale der Coworking Spaces sind in Tab. 3 dargestellt. Mit je 26 % hatten die Coworking Spaces entweder 10–20 oder > 40 Arbeitsplätze. Die Mehrheit der Befragten arbeitete in offenen Arbeitsumgebungen (78,4 %) und festen Arbeitsplätzen (57,7 %).

Tab. 3 Merkmale der Coworking Spaces

Im Hinblick auf das Vorliegen ergonomischer Einstellmöglichkeiten am Arbeitsplatz wurde die Höhenverstellbarkeit des Arbeitsstuhls von den meisten Teilnehmenden (84,3 %) bestätigt. Wie in Tab. 4 dargestellt, wurden die Verstellbarkeit des Monitors, sowie die Möglichkeit der freien Anordnung von Maus und Tastatur durch Abtrennung vom Monitor ebenfalls von mehr als der Hälfte der Probanden bejaht. Die Mehrzahl der Coworker (77,5 %) gab an, dass ihr Arbeitstisch nicht höhenverstellbar sei.

Tab. 4 Verteilung der ergonomischen und akustischen Arbeitsplatzmerkmale

Bei der Lärmbelastung am Arbeitsplatz zeigte sich, dass 7,8 % der Coworker den Geräuschpegel als hoch empfanden. Weitere 47,8 % erlebten diese Belastung zumindest „teils, teils“.

Die Arbeitsplätze in den Coworking Spaces erfüllten in sehr unterschiedlichem Maß die Anforderungen an einen ergonomisch gestalteten Arbeitsplatz (Tab. 5). So wiesen 4,4 % der von den Coworkern beschriebenen Arbeitsplätze gar kein Merkmal eines ergonomischen Arbeitsplatzes auf und 10 % sechs von sechs möglichen Anforderungen. In der vorliegenden Stichprobe bestätigten die meisten Coworker (27,8 %) das Vorhandensein von fünf von sechs Merkmalen eines ergonomischen Arbeitsplatzes. Eine hohe Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkale (≥ 5) lag bei 37,8 % der Arbeitsplätze vor.

Tab. 5 Anzahl der vorhandenen ergonomischen Arbeitsplatzmerkmale

Analyse der Gruppenunterschiede

Im Hinblick auf Ausprägung die Zufriedenheit mit dem Arbeiten im Coworking Space unterschieden sich die beiden Ergonomiegruppen nicht (höhere Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkmale M = 8,90, niedrige Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkmale M = 8,30; U = 757,5, p = 0,108). Daher wird Hypothese 1a abgelehnt. Zudem zeigten sich – entgegen der Annahme von Hypothese 1b – keine signifikanten Mittelwertunterschiede hinsichtlich der Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkmale mit dem subjektiv eingeschätzten Gesundheitszustand (Tab. 6).

Tab. 6 Hypothesenprüfung der angenommenen Gruppenunterschiede

In der Analyse der Gruppenunterschiede zeigten sich Coworker mit niedriger Lärmbelastung am Arbeitsplatz signifikant zufriedener mit dem Arbeiten im Coworking Space (M = 8,97) als Coworker, die eine höhere Lärmbelastung erlebten (M = 8,16) (U = 904,5, p = 0,002; η2 = 0,12). Somit kann Hypothese 2a angenommen werden.

Übereinstimmend mit Hypothese 2b schätzten die Befragten bei höherer Lärmbelastung ihre Gesundheit schlechter ein (M = 7,16) als Coworker, die eine niedrigere Lärmbelastung (M = 7,97) angaben (U = 795, p = 0,047, η2 = 0,05).

Diskussion

Die Ergebnisse der Studie geben einen ersten Einblick in die Arbeitsbedingungen in deutschen Coworking Spaces unter ergonomischen Gesichtspunkten – eine Frage die trotz steigender Nutzerzahlen bisher nur unzureichend betrachtet wurde.

Im Hinblick auf die Ausprägung ergonomischer Arbeitsplatzmerkmale ließ sich erkennen, dass nur 37,8 % der Befragten an einem Arbeitsplatz tätig waren, der mindestens fünf von sechs Kriterien ergonomischer Bildschirmarbeitsplatzgestaltung erfüllte. Die in der Studie festgestellten Nutzungshäufigkeiten und Anwesenheitsdauern im Coworking Space, die für viele Coworker „klassischen“ Anwesenheitsstrukturen im Büro entsprechen, verdeutlichen den Bedarf an ergonomischen Büromöbeln sowie verstellbaren Ein- und Ausgabegeräten (z. B. Laptop mit Dockingstation). Gleichzeitig stellen die Gestaltung und die Atmosphäre eines Coworking Spaces wichtige Merkmale der Nutzergewinnung und -bindung dar, sodass Betreibende versuchen, den Bedürfnissen ihrer Mitglieder zu entsprechen und optimale Unterstützung zu bieten [17]. Auch können die Nutzerinnen und Nutzer von Coworking Spaces selbst für die Gestaltung ihres dortigen Arbeitsplatzes verantwortlich sein. Die Ausstattung des Arbeitsplatzes mit Büromöbeln wurde von den Coworkern jedoch mehrheitlich als zufriedenstellend eingeschätzt, wobei die Einschätzung ergonomischer Bedingungen auch von anderen Tätigkeits- und Umgebungsmerkmalen beeinflusst werden kann [15].

Es ließen sich in der Analyse keine Zusammenhänge zwischen dem Vorhandensein von mehr oder weniger Merkmalen ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung und der subjektiv eingeschätzten Gesundheit finden. Einstellmöglichkeiten von Tisch und Stuhl wiesen auch in einer früheren Studie keinen deutlichen Zusammenhang zu physiologischen Beschwerden auf [20]. In der vorliegenden Studie nutzte etwa ein Drittel der befragten Coworker den Coworking Space erst seit Kurzem sodass langfristige Gesundheitseffekte noch nicht abschätzbar sind.

Die vorliegenden Ergebnisse können nur als Annäherung an die Frage nach der akustischen Gestaltung von Coworking Spaces verstanden werden. Obwohl der Geräuschpegel von fast der Hälfte der teilnehmenden Coworker als niedrig beschrieben wurde, zeigten sich für die andere Hälfte der Coworker Unterschiede im Hinblick auf den subjektiven Gesundheitszustand und die Zufriedenheit mit dem Arbeiten im Coworking Space. Ähnliche Ergebnisse zur Zufriedenheit konnten auch in Studien zu Großraumbüros gewonnen werden [3]. Hier sind verhältnispräventive Maßnahmen anzuregen wie beispielsweise schallabgeschirmte Bereiche für konzentriertes Arbeiten [6]. Eine andere Perspektive auf die Lärmbelastung in offenen Büros vermittelt die Studie von Bernstein und Turban, die eine geringere Lärmbelastung in offenen Büros findet und diese mit einer Verschiebung von Kommunikation und Interaktion auf andere Kanäle erklärt [1]. In diesem Sinne scheint es empfehlenswert, subjektive und objektive Messungen von Lärm gegenüberzustellen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass beide Formen der Messung insbesondere bei belästigenden Wirkungen unterhalb schädigender Schallpegel divergieren können. Weitere Forschung könnte in diesem Sinne insbesondere bei subjektiven Messungen davon profitieren, qualitative Merkmale wie Lästigkeitserleben zu erfassen [14].

Stärken und Schwächen

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine Querschnittstudie. Langfristige Effekte ebenso wie kausale Zusammenhänge können mit der hier vorgestellten Datenlage nicht nachgewiesen werden. Anhand des explorativen Fragebogens konnte die Einteilung in Arbeitsplätze mit hohen und niedrig ausgeprägten ergonomischen Merkmalen nur durch eine Annäherung anhand der Anzahl der genannten Merkmale vorgenommen werden. Dieses Vorgehen ermöglicht jedoch keine Aussagen darüber, welche Merkmalskombinationen vermehrt oder vermindert auftreten. Der hohe Anteil an „weiß ich nicht“ Antworten insbesondere bei den Fragen zur Trennbarkeit der Eingabegeräte deutet darauf hin, dass diese Frage aus Sicht der Befragten nicht eindeutig formuliert wurde. Weiterhin wurde nicht abgefragt, mit welcher Art von Bildschirmgerät gearbeitet wird (Laptop, Laptop mit Dockingstation und externen Ein- und Ausgabegeräten, Desktop-PC). Diese Information spielt jedoch für die Einschätzung darüber, ob ergonomische Anforderungen erfüllt werden, eine wichtige Rolle. Unklar bleibt auch, ob die ergonomischen Einstellmöglichkeiten der Möbel und Arbeitsgeräte (korrekt) genutzt wurden. Die Stichprobe kann zudem Selektionseffekten unterliegen, da eine Verteilung der Fragebögen über die Coworking-Space-Betreibenden erfolgte. Dies ist auch der Grund dafür, dass keine Beteiligungsquote abschätzbar ist.

Dennoch liefert die Studie erste Einblicke in die Arbeitsbedingungen von Coworkern und kann als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen betrachtet werden.

Zusammenfassung und Ausblick

Die explorative Studie zu Arbeitsbedingungen in Coworking Spaces zeigt, dass nur wenige Arbeitsplätze in Coworking Spaces umfänglich den Anforderungen an ergonomische Bildschirmarbeitsplätze gerecht werden. Während die Ausprägung der ergonomischen Arbeitsplatzmerkmale keine signifikanten Ergebnisse im Hinblick auf den subjektiven Gesundheitszustand oder die Zufriedenheit mit der Arbeit im Coworking Space aufwies, wurde ein signifikanter Gruppenunterschied für das Lärmerleben festgestellt. Im Sinne einer ergonomischen und gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung werden daher verhältnispräventive (z. B. Ausstattung mit ergonomischen Büromöbeln) und verhaltenspräventive (z. B. Schulung) Maßnahmen empfohlen. Es wird angenommen, dass diese beiden Bereiche langfristig auch für Betreibende von Coworking Spaces relevant sind, um Kundinnen und Kunden zu binden und sich auf einem wachsenden Markt zu behaupten.

Fazit für die Praxis

  • Für Angestellte, die regelmäßig mehrere Stunden in Coworking Spaces arbeiten, gelten die Vorschriften der Arbeitsstättenverordnung; eine Gefährdungsbeurteilung für die Tätigkeit sowie den Arbeitsplatz ist durchzuführen.

  • Arbeitstische und -stühle sollten anpassbar sein, um individuellen Körpermaßen Rechnung zu tragen.

  • Es wird empfohlen, mobile Geräte wie Laptops mit variablen Ein- und Ausgabegeräten sowie einem externen Bildschirm zu ergänzen.

  • Maßnahmen zur Vermeidung von Lärmbelastungen sollten beispielsweise durch separate Besprechungsräume oder eine tätigkeitsorientierte Gestaltung der Arbeitsräume (vgl. „activity based working“) getroffen werden.

  • Die Einweisung neuer Coworker sollte auch Informationen zur Arbeitsplatzergonomie umfassen.