Hinführung zum Thema

Das Ziel 16.2 der von den Vereinten Nationen formulierten Nachhaltigkeitsziele thematisiert die Beendigung von Missbrauch und Ausbeutung von Kindern, Kinderhandel, Folter und alle Formen von Gewalt gegen Kinder bis zum Jahr 2030 [14]. In Europa sind Kinder und Jugendliche im zweistelligen Millionenbereich von verschiedenen Formen von Kindesmisshandlung betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht zudem davon aus, dass 90 % dieser Fälle von Fachkräften in Institutionen übersehen werden [10].

Hintergrund

Auch in Deutschland zeigt sich eine anhaltend hohe Prävalenz von Kindesmisshandlung (Vernachlässigung, körperliche und emotionale Misshandlung und sexueller Missbrauch). Kinderschutz sollte also auch hierzulande ein wichtiges Thema sein, ist aber oftmals noch nicht von durchgehender Bedeutung für Gesellschaft und Politik [10, 17]. Zudem ist eine Misshandlungserfahrung in Kindheit und Jugend ein Risikofaktor für psychische und physische Folgeerkrankungen und soziale Folgeerscheinungen [1, 4, 9, 12, 13, 16]. Kindesmisshandlung ist somit eine der Hauptursachen für gesundheitliche Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit [11]. Hierdurch entstehen hohe gesellschaftliche Folgekosten, u. a. auch hohe Belastungen für das Gesundheitssystem [5].

Daher ist es wichtig, Wege zu finden, um Kindern ein gewaltfreies Aufwachsen bzw. ein frühzeitiges Erkennen von Misshandlungen und eine adäquate Unterstützung ermöglichen zu können. Nur so kann schwerwiegenden Langzeitfolgen vorgebeugt und die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen gefördert werden. Wichtig beim Erkennen von Kindesmisshandlung und der Prävention von Folgeerkrankungen ist Aufklärung und Sensibilisierung für die Thematik durch Verbreitung von Wissen unter Gesundheitsfachkräften, da diese durch ihren regelmäßigen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen wichtige Akteure im Kinderschutz sind. Andererseits sind Kinderschutzfälle aber auch belastend für die Gesundheitsfachkräfte, deren Gesundheit ebenfalls geschützt werden sollte. Bisher befindet sich das Thema gar nicht oder nur in zu geringen Anteilen in der Aus‑, Fort- und Weiterbildung von Gesundheitsfachkräften wieder [2, 3]. Zudem besteht gerade im medizinischen Bereich ein großer Mangel an zeitlichen Ressourcen, welcher die Fortbildung erschwert [7].

Online-Kurs zu Kinderschutz

Seit 2015 wird unter Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit der Online-Kurs „Kinderschutz in der Medizin – ein Grundkurs für alle Gesundheitsbereiche“ (www.grundkurs.elearning-kinderschutz.de) entwickelt. Der Online-Kurs vermittelt Wissen zu Kinderschutz und sensibilisiert für die Thematik. Die begleitende Evaluation zum Online-Kurs zeigt eine hohe Nutzerzufriedenheit mit den Inhalten und deren Relevanz für die medizinische und therapeutische Praxis. Aus den Anmeldezahlen wird deutlich, dass großes Interesse am Kurs besteht. Es zeigt sich jedoch auch, dass 35 % der Teilnehmenden, überwiegend aus zeitlichen Gründen, es nicht schaffen den Kurs abzuschließen [7].

Um trotzdem möglichst vielen Gesundheitsfachkräften Wissen über Kinderschutz zu vermitteln, wurde beim Aufbau des Kurses auch überlegt, die Stellung von Kursabsolvent*innen in deren Einrichtungen zu nutzen. Denn diese haben als Multiplikator*innen einen privilegierten Zugang zu ihren Kolleg*innen und können somit das im Online-Kurs gewonnene Wissen weitergeben.

Die Dissemination von Wissen

Eine Möglichkeit, wie die Weitergabe von Wissen möglichst nachhaltig und effektiv stattfinden kann, ist die Dissemination als aktive, zielgruppenorientierte Verbreitung von Wissen [15]. 25 ärztliche Absolvent*innen des Online-Kurses wurden zu Chancen und Hürden der Dissemination interviewt. Es wurde speziell die Berufsgruppe der Ärzt*innen ausgewählt, weil dies die größte Gruppe der Absolvent*innen am Online-Kurs ist. Als Motivationsgründe für die Durchführung einer Disseminationsmaßnahme gaben diese u. a. speziell für die Dissemination geeignete Materialien an. Zudem hielten die Befragten v. a. einen Mix aus theorie- und praxisbasierten Methoden für die Durchführung für sinnvoll [8].

Disseminationsmaterialien zum Online-Kurs

Daher wurden verschiedene Disseminationsmaterialien zu den von den Absolvent*innen als besonders relevant erachteten Themen des Online-Kurses entwickelt [8].

Wie in den Interviews angeregt, liegen als Disseminationsmaterialien nun Präsentationen, Gruppenarbeiten und Anleitungen für praktische Übungen für alle teilnehmenden Berufsgruppen vor. Im Zuge der Qualitätssicherung stehen die Materialien erst dann zur Verfügung, wenn die Teilnehmenden durch die Absolvierung des Kurses nachprüfbar Wissen erworben haben. Die Materialien enthalten ausgewählte Inhalte des Online-Kurses in aufbereiteter Form und Quellen für weiterführende Informationen. Zu allen Materialien gibt es außerdem eine methodische Anleitung zur Vorbereitung und Durchführung der Disseminationsmaßnahme. Die Disseminationsmaterialien können von allen Absolvent*innen aller Berufsgruppen des Online-Kurses genutzt werden, um die Lerninhalte an Kolleg*innen weiterzugeben. Das Ziel der Disseminationsmaterialien ist, möglichst viele Absolvent*innen zu motivieren, ihr Wissen weiterzugeben, um möglichst vielen Gesundheitsfachkräften Grundkenntnisse im Kinderschutz zu vermitteln. Somit kann deren Handlungssicherheit erhöht werden, Kindesmisshandlungen früher zu erkennen und adäquat damit umzugehen. Auf diese Weise kann sowohl schweren Folgeerkrankungen bei den Betroffenen als auch belastungsbedingten Erkrankungen bei den behandelten Gesundheitsfachkräften präventiv entgegengewirkt werden.

Im Folgenden soll dargestellt werden, wie die Nutzenden die Disseminationsmaterialien, deren Inhalte und Anwendung evaluiert haben und welche Optimierungen noch durchgeführt werden sollten, um möglichst viele Gesundheitsfachkräfte zu erreichen (Abb. 1).

Abb. 1
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Disseminationsmaterialien zur Thematik Gesprächsführung im Kinderschutz

Evaluationsmethodik

Alle Absolvent*innen des Online-Kurses nahmen nach Abschluss des Kurses an einer Abschlussevaluation teil. Im Rahmen dieser Befragung wurden erste Fragen bezüglich bisheriger Disseminationstätigkeiten erfasst.

Die Evaluation der Disseminationsmaterialien war freiwillig und wurde ebenfalls mittels eines Online-Fragebogens durchgeführt. Die Evaluation erfolgte überwiegend über Aussagen, denen die Multiplikator*innen mit Hilfe einer sechsstufigen Likert-Skala zustimmen mussten (1 = „stimme gar nicht zu“ bis 6 = „stimme voll und ganz zu“). Je höher der Wert, desto höher war die Zufriedenheit mit den Disseminationsmaterialien. Es konnten alle Materialien oder nur einzelne genutzt werden. Die Multiplikator*innen wurden konkret nur zu den Materialien befragt, die sie auch genutzt haben. Zudem wurde der Nutzen der Disseminationsmaßnahme an sich erhoben. Die Daten der Evaluationsbefragung wurden mit Stand zum 30. Juni 2019 ausgewertet.

Die Auswertung der Daten erfolgte über die Datenanalysesoftware SPSSTM (IBM Corp., Armonk, NY: Version 25.0, [6]). Ein positives Ethikvotum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät vom 16.06.2016 liegt vor. Die Regelungen der Deklaration von Helsinki wurden eingehalten.

Bereitschaft zur Dissemination

Von Juni 2016 bis Ende Juni 2019 haben 1305 Gesundheitsfachkräfte den Kurs erfolgreich abgeschlossen (Tab. 1).

Tab. 1 Demographische Darstellung der Absolvent*innen des Online-Kurses

Die Befragung zur Dissemination von Kursinhalten ohne die speziell vorbereitenden Disseminationsmaterialien ergab, dass 60,2 % (n = 786) der Absolvent*innen bereits Lerninhalte des Online-Kurses (z. B. Texte, Fallverläufe, Handouts) an Kolleg*innen weitergegeben hatten (Abb. 2).

Abb. 2
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Art und Rahmen der durchgeführten Disseminationsmaßnahmen (n = 786)

Zudem wurde deutlich, dass der häufigste Grund, warum keine Dissemination stattgefunden habe, Zeitmangel seitens der Absolvent*innen (n = 336; 64,7 % von 519) und seitens der Kolleg*innen (n = 317; 61,1 % von 519) war. Die häufigsten Gründe für die Weitergabe von Inhalten des Kurses an Kolleg*innen waren die gute Beurteilung der Eignung der Inhalte zur Weitergabe (n = 772; 98,2 % von 786), Weiterbildungsbedarf im Arbeitsumfeld (n = 735; 93,5 % von 786) und fehlende zeitliche Ressourcen bei den entsprechenden Kolleg*innen, den Online-Kurs selbst zu absolvieren (n = 430; 54,7 % von 786).

Ab August 2018 wurden dann die speziell vorbereitete Disseminationsmaterialien zum Online-Kurs für die Absolvent*innen zur Verfügung gestellt (Abb. 3).

Abb. 3
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Zeitlicher Verlauf der Entwicklung der Disseminationsmaterialien

Evaluation der Disseminationsmaterialien

Den Evaluationsfragebogen zu den Disseminationsmaterialien haben 55 Absolvent*innen des Kurses ausgefüllt, überwiegend Ärzt*innen (n = 21), Psychotherapeut*innen (n = 13) und Pflegekräfte (n = 10). Wie viele Absolvent*innen die Materialien aber tatsächlich genutzt haben, kann nicht überprüft werden. Der Anteil derjenigen, die die Materialien genutzt und evaluiert haben, entsprechen lediglich 4,2 % aller Absolvent*innen des Online-Kurses. Bei der Betrachtung der Gesamtgruppe aller Absolvent*innen zeigt sich allerdings, dass diese durch die Gruppe der Evaluierenden der Disseminationsmaterialien gut wiedergespiegelt wird.

Die Absolvent*innen, die die Disseminationsmaterialien genutzt und evaluiert haben, waren im Mittel 43 Jahre alt (Standardabweichung [Stdabw]: 10,2) und hatten eine Berufserfahrung von 13 Jahren (Stdabw: 9,8). 87,3 % waren weiblich und 12,7 % männlich.

In Tab. 2 wird die Beurteilung der unterschiedlichen Materialien getrennt nach Berufsgruppen dargestellt.

Tab. 2 Evaluation der Disseminationsmaterialien nach Berufsgruppen

Es zeigt sich eine hohe Zufriedenheit der Evaluierenden mit den angebotenen Disseminationsmaterialien über alle Berufsgruppen hinweg.

Durch die vorgefertigten Präsentationen wird es sehr erleichtert, die Inhalte weiterzugeben, insbesondere an uns medizinisches Fachpersonal […]. So können die wichtigsten Inhalte mit nur kurzem Vorbereitungsaufwand adäquat übermittelt werden. (Nutzerin der Disseminationsmaterialien)

Einige der Multiplikator*innen hätten sich allerdings noch mehr bzw. detaillierte und anschauliche Informationen zu Themen des Kinderschutzes gewünscht sowie weitere Praxis- und Fallbeispiele.

Evaluation der Disseminationsmaßnahme

Darüber hinaus wurden auch die gesamten Disseminationsmaßnahmen evaluiert. Dabei gaben 87,3 % (n = 48) der Evaluierenden an, dass sie dem Thema Kinderschutz durch die Disseminationsmaßnahme an ihrem Arbeitsplatz mehr Aufmerksamkeit verschaffen konnten. 81,8 % (n = 45) konnten bei ihren Kolleg*innen mehr Interesse für das Thema wecken und 69,1 % (n = 38) diese sogar zu weiteren Fortbildungen zu Kinderschutz motivieren.

Ich finde die Materialien in Inhalt und Umfang gut, um Kollegen einen Eindruck zu vermitteln ohne zu viel Input zu geben. (Nutzerin der Disseminationsmaterialien)

Zudem gaben 87,3 % (n = 48) an, dass sie theoretisches und 80 % (n = 44), dass sie praktisches Wissen im Bereich Kinderschutz vermitteln konnten. 89,1 % (n = 49) wurden durch die bereitgestellten, vorgefertigten Disseminationsmaterialien stark motiviert, eine Disseminationsmaßnahme an ihrem Arbeitsplatz anzubieten, 61,8 % (n = 34) gaben sogar an, dass sie ohne die Disseminationsmaterialien keine Disseminationsmaßnahme angeboten hätten.

Diskussion

Kindesmisshandlungen haben deutschlandweit immer noch eine anhaltend hohe Prävalenz [17]. Gesundheitsfachkräfte sind wichtige Akteure im Kinderschutz, diese verfügen aber oftmals über zu wenig Wissen und somit eine unzureichende Sensibilisierung für die Thematik Kinderschutz. Dies kann ein Übersehen von Misshandlungsfällen zur Folge haben. Dabei wurden mittlerweile zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung von Betroffenen von Misshandlungen installiert. Damit diese auch genutzt werden, mit (Verdachts-)fällen und den Betroffenen adäquat umgegangen und die Belastung vermindert werden kann, ist es wichtig, dass Fachkräfte, die regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen, hinreichend Wissen zu der Thematik Kindesmisshandlung und Kinderschutz besitzen.

Um mehr Grundkenntnisse zu Kinderschutz unter Gesundheitsfachkräften zu verbreiten, bietet der Online-Kurs „Kinderschutz in der Medizin – ein Grundkurs für alle Gesundheitsberufe“ Disseminationsmaterialien an, die von den Absolvent*innen des Kurses als Multiplikator*innen genutzt werden können.

55 Absolvent*innen evaluierten in ihrer Tätigkeit als Multiplikator*innen die Disseminationsmaterialien und waren sehr zufrieden mit diesen. Dies zeigt sich über alle Berufsgruppen hinweg. Es zeigt sich zudem, dass viele Disseminationsmaßnahmen ohne die vorbereiteten Materialien nicht stattgefunden hätten. Man kann also davon ausgehen, dass die Materialien eine wichtige Unterstützung der Multiplikator*innen aus allen Gesundheitsberufe sind, aber auch, dass Eigenmotivation notwendig ist, um eine Disseminationsmaßnahme anzubieten. Die Disseminationsmaterialien können diese Eigenmotivation und somit die effektive und umfassende Verbreitung des Wissens maßgeblich unterstützen. Der geringe Anteil derjenigen Absolvent*innen, welche die Disseminationsmaterialien letztendlich genutzt und auch evaluiert haben darf bei der Interpretation der Ergebnisse aber nicht vernachlässigt werden. Die deutlich positiven Ergebnisse können aber eine Tendenz der Bewertung und des Effekts der Disseminationsmaterialien aufzeigen.

Ziel für die Zukunft sollte nun sein, noch mehr Absolvent*innen des Online-Kurses zu motivieren, die Materialien zu verwenden, Disseminationsmaßnahmen für Kolleg*innen anzubieten und die Materialien zu evaluieren. Der Online-Kurs kann als Multiplikator*innenschulung dienen und helfen, Inhouse-Fortbildungen in zahlreichen medizinischen Einrichtungen, aus denen die Absolvent*innen des Online-Kurses kommen, zu realisieren. Somit kann eine weite Verbreitung von Wissen zur Thematik Kinderschutz unter Gesundheitsfachkräften erreicht werden.

Zudem sollte überlegt werden weitere Inhalte des Online-Kurses als Disseminationsmaterialien aufzubereiten. Bisher wird deutlich, dass die Evaluierenden der Disseminationsmaterialien sich u. a. noch mehr Inhaltliches zu den Themen Gesprächsführung und Vernetzung mit anderen Akteuren wünschen. Es ist geplant, dass diese Materialien in einem weiteren Schritt entwickelt werden.

Grundsätzlich zeigen die Evaluationsergebnisse, dass Dissemination unter Gesundheitsfachkräften gut funktionieren kann [15]. Daher wäre ein solches Vorgehen auch für andere medizinische Bereiche überlegenswert. Das Wichtige bei der Dissemination ist die Orientierung an der entsprechenden Zielgruppe. Da Zeitmangel im medizinischen Bereich ein fachbereichsübergreifendes Thema darstellt, ist es empfehlenswert zu versuchen, dabei den zusätzlichen Aufwand für die Multiplikator*innen möglichst gering zu halten. Disseminationsmaterialien sollten daher so erstellt werden, dass sie ohne weitere Anpassung durch die Multiplikator*innen verwendet werden können. Zu allen Materialien sollte es außerdem eine methodische Anleitung geben, um die Vorbereitung und Durchführung der Disseminationsmaßnahme für die Multiplikator*innen zu vereinfachen. Da die Erstellung von Disseminationsmaterialien zeitliche und finanzielle Ressourcen benötigt, sollte die Möglichkeit der Dissemination von Anfang an beim Aufbau einer Fortbildung mitgedacht werden. Bei der Evaluation von Fortbildungsangeboten ist zudem zu empfehlen, Themen von den Teilnehmenden benennen zu lassen, die diese als besonders wichtig und geeignet für eine Disseminationsmaßnahme erachten.

Die Befragung zu Dissemination von Wissen der ärztlichen Absolvent*innen des Online-Kurses und auch der Bericht der WHO zum Stand der Prävention von Kindesmisshandlungen in Europa zeigen, dass v. a. die Sensibilisierung für Kindesmisshandlung und deren Prävalenz, Risikofaktoren, Hinweiszeichen, Symptome und Folgen sehr bedeutend für die Ausbildung und den Aufbau von Kompetenzen zur angemessenen Unterstützung von Betroffenen von Misshandlungen sind [8, 11]. All diese Themen werden sowohl durch den Online-Kurs als auch mit den Disseminationsmaterialien vermittelt. Der Online-Kurs wird bezüglich der Ausbildung und dem Aufbau von Kompetenzen im Kinderschutz zusammen mit der medizinischen Kinderschutzhotline (https://www.kinderschutzhotline.de/) im genannten WHO-Bericht als Leuchtturmprojekt hervorgehoben und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung bei Kindern. Die Kinderschutzhotline berät Gesundheitsfachkräfte bei Verdachtsfällen auf Kindesmisshandlung und holt somit Rückmeldungen zu relevanten Themen aus der Praxis ein, auf denen basierend der Online-Kurs inhaltlich weiterentwickelt und ergänzt wird [11]. Die Dissemination von Wissen zu Kinderschutz in der Medizin über den Online-Kurs hinaus kann zum einen dazu führen, dass mehr Fälle von Kindesmisshandlung erkannt werden und den adäquaten Umgang mit solchen verbessern, aber auch die Handlungssicherheit bei Gesundheitsfachkräften erhöhen und somit die Belastungen von Gesundheitsfachkräften durch Misshandlungsfälle vermindern. Dies ist eine bedeutende Chance, Missbrauch und Gewalt gegen Kinder frühzeitig zu erkennen und langfristig zu helfen, das Risiko für schwere und lebenslange Folgeerkrankungen zu verringern.

Infobox für mehr Informationen

Der Online-Kurs „Kinderschutz in der Medizin – ein Grundkurs für alle Gesundheitskräfte“: Eine kostenlose Anmeldung ist noch bis zum 30.09.2020 unter https://grundkurs.elearning-kinderschutz.de/ möglich.

Die Medizinische Kinderschutzhotline: Bundesweites, kostenfreies und 24 h erreichbares telefonisches Beratungsangebot bei Verdachtsfällen von Kindesmisshandlungen für Gesundheitsfachkräfte. 0800/19 210 00; www.kinderschutzhotline.de

Fazit für die Praxis

  • Die Prävalenzen von Kindesmisshandlungen sind anhaltend hoch.

  • Es kann davon ausgegangen werden, dass zahlreiche Misshandlungsfälle in Einrichtungen übersehen werden.

  • Misshandlungserfahrungen erhöhen das Risiko für spätere, teilweise lebenslange Folgeerkrankungen.

  • Gesundheitsfachkräfte sind wichtige Akteure beim Erkennen von und dem Umgang mit Misshandlungsfällen.

  • Ein Online-Kurs zu Kinderschutz für Gesundheitsfachkräfte wurde von den Absolvent*innen durchweg positiv evaluiert.

  • Um die Inhalte des Online-Kurses noch weiter zu verbreiten wurden Materialien zur Dissemination der Inhalte entwickelt.

  • Die Absolvent*innen des Online-Kurses konnten diese Materialien als Multiplikator*innen nutzen.

  • Sowohl Inhalt als auch Methoden der Disseminationsmaterialien wurden sehr positiv beurteilt.

  • Künftig sollten noch mehr Gesundheitsfachkräfte motiviert werden die Materialien zu nutzen und noch weitere Themengebieten durch die Disseminationsmaterialien abgedeckt werden.