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Schützt effektiv vor HIV: die Präexpositionsprophylaxe.

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Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zum Schutz vor HIV-Infektionen wird Kassenleistung. Bislang Modellprojekt einzelner Krankenkassen, soll sie noch dieses Jahr bundesweit für Hochrisikogruppen auf Kassenkosten angeboten werden. So sieht es das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) vor, das im Mai in Kraft getreten ist.

Nach dem bisherigen Plan sollen ab September gesetzlich Versicherte, die ein „substanzielles HIV-Infektionsrisiko“ haben, Anspruch darauf haben. In zwei Studien wurde bereits nachgewiesen, dass sich mit PrEP die Inzidenz von HIV in Risikogruppen effektiv senken lässt.

Kostenlose Abgabe führte zu rapidem Rückgang

Die erste Studie fand im australischen Bundesstaat New South Wales statt. Dort hat die kostenlose Abgabe von PrEP innerhalb einer Hochrisikogruppe zu einem „rapiden“ Rückgang der HIV-Neuinfektionen geführt, berichteten Forscher von der University of New South Wales [1].

Für die Studie hatte das Team um Prof. Andrew Grulich Daten von 3.069 HIV-negativen Teilnehmern mit hohem Infektionsrisiko erhoben. Sie erhielten eine tägliche Dosis Tenofovirdisoproxilfumarat plus Emtricitabin und wurden zwölf oder mehr Monate nach Studienbeginn auf ihren Infektionsstatus hin untersucht.

Im Ergebnis hatten nach 4.100 Personenjahren zwei Männer einen positiven Infektionsstatus, das entspricht einer Inzidenz von 0,048 pro 100 Personenjahren. Die Wissenschaftler geben an, dass beide Männer „deutlich“ nicht-adhärent bei der Einnahme ihrer PrEP gewesen seien.

Die Diagnosen von neuen HIV-Infektionen gingen in New South Wales in den zwölf Monaten nach Studienbeginn um 25,1% zurück verglichen mit den zwölf Monaten vor Studienbeginn (295 Neuinfektionen vor und 221 nach Beginn). Die Forscher schlussfolgern daraus, dass sich PrEP als Teil einer kombinierten HIV-Präventions-Strategie eignen würde, effektiv die Inzidenz auf der Bevölkerungsebene zu reduzieren.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Gruppe von niederländischen und deutschen Wissenschaftlern um Prof. David van de Vijver von der Universität Rotterdam. Die Gruppe hat mit einem mathematischen Transmissionsmodell untersucht, welchen Einfluss eine umfassende Einführung von PrEP als Krankenkassenleistung auf die Inzidenz von HIV-Infektionen in Deutschland in den Jahren 2018 bis 2058 hätte. Initiiert wurde die Untersuchung durch die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) [2].

21.000 Neuinfektionen ließen sich verhindern

Im Bezug auf die Inzidenz kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich 21.000 Neuinfektionen verhindern ließen, gäbe man PrEP an 30% der Hochrisiko-MSM über einen Zeitraum von zwölf Jahren ab (zwei Jahre Einführung und zehn Jahre volle Implementierung).

Betrachtet man den Zugewinn an qualitätskorrigierten Lebensjahren (QALY), gewönnen die Menschen in Deutschland 200.000 bis 290.000 QALYs über einen Zeitraum von 40 Jahren. PrEP ist der Studie zufolge also geeignet, um die Zahl der Neuinfektionen sowie die Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit zu reduzieren.

25% weniger HIV-Neuinfektionen traten in den zwölf Monaten nach Studierende in New South Wales auf, nachdem dort PrEP kostenlos an Risikogruppen abgegeben worden war.