Folgt man den Leitlinien, scheint man zwischen US-amerikanischer und europäischer Hypertonie unterscheiden zu müssen. Denn während die US-Experten auf einer Grenze von 130/80 mmHg bestehen, erlauben ihre europäischen Kollegen noch Werte bis 140/90 mmHg. Der Expertendissens mutet ein wenig akademisch an, denn eine medikamentöse Therapie im hochnormalen Bereich wird unter bestimmten Umständen auch in der europäischen Leitlinie zur Hypertonie empfohlen. Und umgekehrt erlaubt die US-amerikanische Leitlinie ein nicht-medikamentöses Vorgehen bei Hypertonie im Stadium I (130–139/80–89 mmHg).

Mit anderen Worten ist die Grenze zur definitiven pharmakologischen Hypertonietherapie in den USA die gleiche wie in Europa: 140/90 mmHg.

Diastolisches Ziel von unter 80 mmHg für alle Patienten

Die aktuelle ESC-Leitlinie, publiziert im vergangenen Jahr, definiert nun aber auch eine Untergrenze der systolischen Zielwerte, die in der Therapie bei Hypertonie nicht unterschritten werden sollte [1]. Sie liegt bei 120 mmHg, der Zielkorridor umfasst 120–129 mmHg. Für Patienten, die 65 Jahre oder älter sind, wird sogar ein Zielkorridor von systolisch 130–139 mmHg empfohlen. Hingegen kann ein diastolisches Ziel von unter 80 mmHg für alle Patienten erwogen werden.