Die klinische Diagnose des Fibromyalgiesyndroms beruht, so sagt es die Leitlinie, „auf der Anamnese eines typischen Symptomkomplexes, klinischer Untersuchung und dem Ausschluss körperlicher Erkrankungen, welche diesen Symptomkomplex ausreichend erklären können“. Wie ein Fallbericht zeigt, kann das im Einzelfall problematisch werden. Denn was, wenn eine solche erklärende Erkrankung zunächst nicht ausgeschlossen werden kann?

Berichtet haben über einen solchen Fall Rheumatologen der Mayo-Clinic in Scottsdale, Arizona [1]. Betroffen war eine 30-jährige Frau. Sie klagte über diffuse muskuloskeletale Schmerzen — insgesamt ein Beschwerdebild, das durchaus zu einer Fibromyalgiediagnose gepasst hätte, wären da nicht die Laborwerte gewesen: Blutsenkungsgeschwindigkeit (BKS: 100 mm/h) und C-reaktive Protein (CRP, 35 mg/l) waren deutlich erhöht. Das führt die erstbehandelnden Ärzte zur Diagnose einer Polymyalgia rheumatica. Sie verschreiben zunächst Prednison und dann Methotrexat.

In der Fachklinik, an die sich die Frau im Folgenden wendet, ist man skeptisch. Die Symptome der Frau sind untypisch für die schulter- und hüftbetonte Polymyalgia rheumatica, zudem ist sie viel zu jung. Internistische, neurologische und orthopädische Erkrankungen werden ausgeschlossen. Was bleibt, sind erhöhte BKS- und CRP-Werte. Doch dafür haben die Rheumatologen eine andere Erklärung: Die Frau ist mit einem BMI von 41 extrem übergewichtig. Die Ärzte um Dr. Rabia Cheema verweisen auf die sich mehrenden Hinweise, wonach Adipositas mit chronischen, niedriggradigen systemischen Entzündungsprozessen assoziiert ist.

Die Ausschlussdiagnose lautet schließlich auf Fibromyalgie. Die vorherige Medikation wird abgesetzt, und unter einer gegen die Fibromyalgie gerichteten Therapie geht es der Patientin schließlich besser.