Kriminelle Leichenzerstückelungen kommen selten vor, Hochrechnungen zufolge ist bundesweit mit jährlich zehn Fällen zu rechnen. Mehr als die Hälfte der Täter sind Ehepartner oder Lebensgefährten der Opfer.
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Je nach Intention unterscheidet die Rechtsmedizin defensive und offensive Leichenzerstückelungen. Bei Ersteren geht es vor allem darum, den Leichnam zu beseitigen, dessen Identifikation zu erschweren oder die wahre Todesursache zu verschleiern. Der Vorgang erstreckt sich oft über mehrere Tage. Der selteneren offensiven Leichenzerstückelung liegen psychische Störungen, große Wut oder sexuelle und sadistische Perversionen zugrunde. Die Leiche wird wesentlich schneller zerkleinert, die Teile wahllos verstreut oder als Trophäen aufbewahrt.
Axthieb, Kehlschnitt und in über 100 Teile zerlegt
Carolin Edler und Kollegen haben zwei der 45 Fälle, die von 1959 bis 2008 am Hamburger Institut für Rechtsmedizin untersucht wurden, in der Zeitschrift „Rechtsmedizin“ vorgestellt. Im ersten Fall eines russischen Ehepaares tötete die 65-jährige Frau ihren 71-jährigen Mann nach einer Auseinandersetzung und einem Messerangriff vonseiten des Mannes durch Axtschläge auf den Kopf und einen Schnitt durch die Kehle (Abb.1). Die beiden waren seit 30 Jahren verheiratet. Axt und Säge hatte die Frau eine Woche vor der Tat in einem Baumarkt erworben. Im Verlauf der Nacht zerlegte sie den Körper in über 100 Einzelteile (Abb.2), entfernte Haut und Muskelgewebe, entnahm Organe und trennte Penis und Hoden ab. Dann verpackte sie die Einzelteile in acht Plastiksäcke, verstaute diese im Keller und reinigte die Wohnung gründlich. Dem gerichtsmedizinischen Befund zufolge war letztlich der Halsschnitt mit nachfolgender Blutaspiration die Todesursache.
Die Frau, die wegen Schlafstörungen und Depressionen in ärztlicher Behandlung war, konnte für die Tat nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Denn noch vor der forensisch-psychiatrischen Begutachtung beging sie am Todestag ihres Sohnes aus erster Ehe Suizid in der Justizvollzugsanstalt. Rückwirkend betrachtet, so Edler und Kollegen, habe die Ehefrau vielfache Kränkungen, Demütigungen und physische Gewalt durch den Ehemann erlebt. Dennoch zog sie sich nicht aus der Verbindung zurück. Der Umgang mit der Leiche und die Abtrennung von Penis und Hoden wiesen Aspekte einer postmortalen Depotenzierung, auf, so die Autoren.
Zerteilt, verstreut und angezündet
In einem zweiten Fall wurden einzelne Leichenteile einer 79-jährigen Frau an insgesamt fünf Stellen in einem Waldstück und im Straßengraben gefunden. Sie waren in Plastikbeutel verpackt und angezündet worden. Täter war der 79-jährige Ehemann.
Bei 27 der in Hamburg untersuchten Fälle lag ein psychiatrisches Gutachten vor. Bei 14 Tätern (zehn defensive und vier offensive Leichenzerstückelungen) waren keine psychischen Erkrankungen diagnostiziert worden. Fünf waren zum Zeitpunkt der Tat akut psychotisch, bei sieben Tätern lag eine andere schwere seelische Abartigkeit und bei einem eine gestörte Persönlichkeit vor.
Literatur
Edler, C. et al. Rechtsmedizin 2016; 6:520–525
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Starostzik, C. Ehepartner getötet, zerstückelt und versteckt. CME 14, 38 (2017). https://doi.org/10.1007/s11298-017-6366-6
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