Wird ein Nystagmus durch eine horizontale Kopfbewegung induziert, lässt er sich in der Regel unterdrücken, wenn die Patienten anschließend den Kopf nach unten neigen. Dazu müssen jedoch entsprechende Schaltkreise und die Nuclei vestibulares im Kleinhirn intakt sein. Gibt es hier Läsionen, lässt sich der induzierte Nystagmus nicht mehr unterdrücken. Ein Team von Ärzten um Dr. Francisco Carlos Zuma e Maia aus Brasilien und den USA hat nun geschaut, ob sich diese Neigungssuppression des Nystagmus tatsächlich zur Unterstützung der Diagnose eignet [1]. Dazu haben sie 39 Patienten mit bekanntem zentralem und peripherem Vestibularsyndrom einem Kopfschüttel- und -neigungstest unterzogen.

Zwei- bis dreimal drehen

28 der Patienten hatten eine periphere vestibuläre Hypofunktion — überwiegend eine Neuritis vestibularis. Bei allen fehlten Zeichen für eine zentralnervöse Störung und alle zeigten eine reduzierte vestibuläre Antwort bei der Videonystagmografie oder beim videobasierten Kopfimpulstest. Patienten mit benignem paroxysmalem Lagerungsschwindel waren ausgeschlossen worden.

Bei elf Patienten hatten die Ärzte eine zentralnervöse Ursache — meist Infarkte und Tumoren — per MRT bestätigt.

Für den Kopfschütteltest dreht der Arzt den Kopf des Patienten in der horizontalen Ebene etwa zwei- bis dreimal pro Sekunde hin und her. Nach zehn Sekunden lässt er vom Patienten ab, dieser muss dann eine Minute ruhig sitzen und darf den Kopf nicht weiter bewegen. Anschließend wird der Patient aufgefordert, den Kopf bis auf die Brust zu neigen und in dieser Position eine weitere Minute zu verharren. Die Ärzte um Zuma e Maia prüften die Methode bei allen 39 Patienten und zeichneten dabei die Augenbewegungen sowohl nach dem Kopfschütteln als auch nach dem Kopfneigen per Videookulografie mittels einer Hochgeschwindigkeitsinfrarotkamera auf.

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Bei Schwindel kann der Kopfschütteltest helfen, die Ursache zu finden.

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Drei der Patienten mit zentraler Schwindelursache entwickelten nach dem Kopfschütteln einen Downbeat-Nystagmus. Dieser wurde in der Neigungsphase jedoch nicht merklich unterdrückt. Die übrigen acht Patienten mit zentraler Ursache zeigten nach dem Schütteln entweder einen links- oder rechtsschlagenden Nystagmus. Auch hier konnte die Kopfneigung den Nystagmus nicht unterdrücken, bei einigen Patienten wurde das Augenzittern sogar noch verstärkt.

Schneller Test am Krankenbett

Ganz anders bei den Patienten mit peripher bedingtem Schwindel: Hier halbierte sich die Geschwindigkeit der Augenbewegung im Mittel von 8,4 Grad/s vor auf 4,2 Grad/s nach dem Kopfneigen.

Die Ärzte um Zuma e Maia halten den Kopfschüttel- und -neigungstest durchaus für geeignet, um am Krankenbett ohne apparativen Aufwand relativ schnell eine zentrale Ursache für den Schwindel zu erkennen: Wenn die Nystagmusunterdrückung ausbleibt, ist eine Schädigung entsprechender zerebellärer Regionen oder Schaltkreise sehr wahrscheinlich. Umgekehrt sollten Ärzte jedoch aufpassen: Auch wenn die Unterdrückung des Augenzitterns gelingt, ist damit eine zentralnervöse Ursache nicht vollständig ausgeschlossen. So könne bei einigen Patienten trotz schwindelverursachender Hirnläsionen eine gewisse Nystagmusunterdrückung erhalten bleiben.

So funktioniert der Test:

  • Für den Kopfschütteltest dreht der Arzt den Kopf des Patienten in der horizontalen Ebene etwa zwei- bis dreimal pro Sekunde hin und her.

  • Nach zehn Sekunden lässt er vom Patienten ab, dieser muss dann eine Minute ruhig sitzen und darf den Kopf nicht weiter bewegen.

  • Anschließend wird der Patient aufgefordert, den Kopf bis auf die Brust zu neigen und in dieser Position eine weitere Minute zu verharren.