Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir freuen uns, Ihnen hiermit die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Pneumologie, welche begleitend zum 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin erscheint, präsentieren zu dürfen (Abb. 1).

Wir leben in komplexen Zeiten und stehen vor vielen Herausforderungen, auch in der Medizin, auch in unserem schönen und geliebten Fach der Pneumologie. Einerseits nehmen die Bedeutung und Häufigkeit von Lungenerkrankungen durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung, Klimawandel und andere Faktoren wie neue Infektionen, Therapieresistenzen u. a. deutlich zu. Demgegenüber stehen große Umwälzungen in der zukünftigen Versorgung unserer PatientInnen durch die Notwendigkeit der Ambulantisierung und veränderte Krankenhausstrukturen, zudem verschlechterte Erlösmöglichkeiten bei gleichzeitig steigenden Kosten, große Probleme in der Gewinnung von Nachwuchs und medizinischem Hilfs- und Pflegepersonal sowie die weiterhin mangelnde Präsenz der Pneumologie an den medizinischen Hochschulen. Als dritte Komponente sind das rasch voranschreitende Wissen, mit dem kaum noch Schritt zu halten ist, sowie der Einzug der künstlichen Intelligenz (KI) zu nennen. Höchste Zeit, „out of the box“ zu denken und neue Wege zu finden, um diesen Herausforderungen zu begegnen und sie als Chance zu begreifen, wie z. B. beim klugen und gezielten Einsatz der KI. Und das geht am besten gemeinsam – über alle Versorgungssektoren hinweg, in allen Bereichen der Pneumologie, alle einbindend, die sich hier engagieren, und gemeinsam Ideen zu sammeln und damit der Idee der Schwarmintelligenz folgend, auch gute Lösungen zu finden. Das macht für uns ein modernes und lebendiges Fach aus. Da die intersektorale, d. h. gemeinsame Versorgung unserer gemeinsamen PatientInnen aus unserer Sicht, der eines Klinikarztes und der eines in der Praxis tätigen Arztes, eine der Lösungen sein kann, war es uns wichtig, für Sie Beiträge, die gemeinsam von niedergelassenen und in einer Klinik tätigen KollegInnen geschrieben wurden, zu gewinnen, die uns einen Abriss über die gemeinsame, intersektorale Versorgung geben können.

Gemeinsam Ideen sammeln und Lösungen finden, das macht ein modernes und lebendiges Fach aus

Im ersten Beitrag diskutieren die Kollegen Christoph Schöbel und Holger Woehrle die intersektorale Schlafmedizin. Sie weisen darauf hin, dass bei steigenden Prävalenzen schlafbezogener Atmungsstörungen sich bereits heute in der Versorgung intersektorale Schnittstellenprobleme finden lassen, die zu Fehlversorgungen und langen Wartezeiten führen. Ausführlich gehen die beiden Autoren auf moderne Methoden aus dem Bereich E‑ und M‑Health ein, die schon heute kluge Lösungen für aktuell noch unzureichend adressierte Probleme in der Schlafmedizin anbieten und vielleicht auch eine Lösung für viele andere Bereiche der Pneumologie sein könnten.

Im zweiten Artikel widmen sich Melanie Berger et al. den interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD). Nach einem umfassenden Überblick über die ILD gehen die AutorInnen auf die aktuelle Diagnostik und Therapie dieser Erkrankungen ein. Ein hochaktueller Abschnitt bespricht schließlich die intersektorale Betreuung der Patientinnen in ihren 3 verschiedenen Aspekten: der interdisziplinären Diagnostik und Therapie, der ambulanten und stationären Versorgung der Betroffenen und schließlich des multizentrischen Managements der ILD.

Eine der häufigsten und tödlichsten Erkrankung in unserem Fachgebiet besprechen Matthias Raspe et al. – das Lungenkarzinom. Ein Gebiet, das alle vor zunehmende Herausforderungen stellt, Patienten und Angehörige, Mediziner in Praxis und Klinik und bei dem eine gut funktionierende intersektorale Zusammenarbeit einen immer wichtigeren Stellenwert einnimmt. Die Kollegen gehen in ihrem Artikel v. a. auf die ambulant spezialärztliche Versorgung, die ASV ein. Neben den offensichtlichen Vorteilen diskutieren sie auch ausführlich die Hürden in deren praktischer Umsetzung.

Die Pandemie lehrte uns, wie wichtig die pneumologische Infektiologie ist, ein Thema das uns allen ein großes Anliegen sein muss. Hortense Slevogt et al. geben in ihrem Beitrag eine umfassende Übersicht über die strukturierte, intersektorale Versorgung von Infektionen der Lunge – Kriterien, Therapiemaßnahmen und Prävention. Darüber hinaus betonen sie die Bedeutung effektiver, intersektoraler Kommunikationsstrukturen, um eine nahtlose und optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.

Abb. 1
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Dr. Hubert Schädler und Prof. Dr. Michael Kreuter, Kongresspräsidenten DGP-Kongress 2024. © Mike Auerbach

Im letzten Kapitel widmen sich Timm Greulich und Roland Buhl dem Asthma bronchiale, einer Erkrankung, die schon immer eine Domäne der ambulanten Versorgung ist. Zudem ist das Asthma bronchiale ein Paradebeispiel dafür, wie gut eine moderne und optimale Therapie eine stationäre Betreuungsindikation verhindern kann – ein Paradebeispiel für die Zukunft auch anderer Lungenerkrankungen.

Abschließend möchten wir allen Autoren herzlich für Ihre informativen und interessanten Beiträge danken und hoffen, dass Sie als Lesende einen guten Überblick über eine gute intersektorale Versorgung verschiedenster pneumologischer Krankheitsgebiete gewinnen können.

Unser Fachkongress liegt im Frühling – einer Zeit des Blühens, des neuen (Er)lebens, des Aufbruchs und der Vielfalt – etwas, was auch für die Pneumologie gelten sollte. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine spannende und fröhliche Kongresszeit mit vielen neuen Begegnungen und neuem Wissenszugewinn und v. a. viel Freude beim Lesen dieses Schwerpunkthefts,

Ihre

Michael Kreuter und Hubert Schädler

Kongresspräsidenten DGP-Kongress 2024