Lernziele

Nach der Lektüre dieses Beitrags …

  • kennen Sie die möglichen schädigenden Auswirkungen unterschiedlicher brennbarer Tabakprodukte auf die Lunge,

  • ist es Ihnen möglich, die Schädlichkeit von E‑Zigaretten und Tabakerhitzern laut derzeitigem Erkenntnisstand zu benennen,

  • wissen Sie um die gesundheitlichen Gefahren des Konsums von Shishatabak, -steinen und -pasten in Wasserpfeifen,

  • können Sie die Schädlichkeit von Cannabisrauchen im Vergleich zum Zigarettenrauchen einordnen,

  • sind Ihnen die möglichen Schädigungen der Lunge bei Kokain- und Heroinkonsumenten bekannt,

  • kennen Sie die Ursachen der Lungenschädigungen durch Schnüffelstoffe.

Hintergrund

Die missbräuchliche Inhalation gasförmiger oder verdampfter psychotroper Substanzen als Genussmittel ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Da die Substanzen bei einer Inhalation innerhalb von Sekunden zentralnervös wirksam werden, ist diese Konsumform sehr effizient [1]. Das ist beim Gebrauch als Genussmittel durchaus erwünscht, denn „die erste Forderung an alles, was uns Genuss zu schenken verspricht, ist eine starke Wirkung“ (H. Stendhal [2]). Jedoch resultiert daraus auch ein hoher, häufig unterschätzter Suchtfaktor [3].

Merke

Inhalativer Konsum ist mit einem hohen Suchtfaktor verbunden.

Das weltweit wahrscheinlich am meisten missbrauchte Inhalationsmittel überhaupt ist Tabak. Aber auch viele andere psychotrope Substanzen werden inhalativ über die Atemwege aufgenommen [4].

Legale inhalative Suchtmittel

Brennbare Tabakprodukte

Zigaretten, Feinschnitt für selbstgedrehte Zigaretten, Zigarren, Zigarillos, Pfeifentabak sowie Tabak für Wasserpfeife sind brennbare Tabakprodukte und werden geraucht [5]. In Deutschland nutzen einer Erhebung des „Global Consumer Survey“ 2021 mit 3090 Teilnehmern der Altersgruppe 18–64 Jahre fast die Hälfte der Befragten zumindest gelegentlich irgendein rauchbares Tabakprodukt ([6]; Abb. 1).

Chemisch betrachtet ist Tabakrauch ein Aerosol, das aus bis zu 12.000 verschiedenen Stoffen in allen 3 Aggregatzuständen besteht [7]. Im Hinblick auf ihre physiologische Wirkung können diese in 4 Schadstoffgruppen unterteilt werden:

  • reizende Substanzen (z. B. Ammoniak, Stickstoffoxide),

  • bluttoxische Substanzen (z. B. Kohlenmonoxid),

  • narkotisch wirkende Substanzen (z. B. Nikotin) und

  • eine kaum überschaubare Menge an krebserzeugenden Substanzen (z. B. toxische Schwermetalle, Benzol, 3,4-Benzpyren, Polonium, [7]).

Für die suchterzeugende Wirkung beim Tabakrauchen ist das natürlicherweise im Tabak vorkommende Alkaloid Nikotin verantwortlich, das beim inhalativen Tabakkonsum innerhalb von Sekunden die nikotinergen Azetylcholinrezeptoren im Nervensystem erregt.

Abb. 1
figure 1

Konsum von Tabakprodukten 2021 in Deutschland [6]

Merke

Chemisch betrachtet ist Tabakrauch ein Aerosol aus bis zu 12.000 verschiedenen Stoffen.

Zigaretten

Handelsübliche Zigaretten bestehen aus geschreddertem, homogenisiertem Tabak, dem bis zu 500 Zusatzstoffe beigefügt werden. Gut 10 % des Tabaks können aus Zusatzstoffen wie z. B. Zucker, Lakritz, Kakao oder auch Harnstoff bestehen. Bestimmte Zusatzstoffe machen das Rauchen infolge unterdrückter Schleimhautreizung angenehmer, den Rauch leichter inhalierbar und das Abhängigkeitspotenzial größer [5].

Merke

Die Zusatzstoffe im Tabakrauch erhöhen das Abhängigkeitspotenzial.

Die Schadstoffaufnahme beim Tabakrauchen ist enorm. Werden 20 Jahre lang täglich 20 Zigaretten geraucht, nimmt man insgesamt 6 kg Rauchstaub und jährlich 1 Tasse Teer (sog. Kondensat) auf [7]. Raucher erkranken mit einer 20-mal höheren Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs als Nichtraucher, etwa die Hälfte der lebenslangen Raucher entwickelt eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD [„chronic obstructive pulmonary disease“]) und hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an Asthma, Tuberkulose, Lungenentzündung, Bronchitis, Emphysem und interstitieller Lungenerkrankung zu erkranken [8, 9]. Auch eine Schlafapnoe findet sich unter Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern häufiger [8].

Tabakrauch schädigt die Flimmerhärchen, steigert die Produktion des Bronchialschleims und verändert dessen Zusammensetzung. Freie Radikale im Tabakrauch induzieren lokale Entzündungen in den Atemwegen. Die dadurch freigesetzten Enzyme führen zu einer Hypertrophie der Bronchien und Bronchiolen und zu einem exspiratorischen Kollaps der kleinen Atemwege. Zudem werden die Wände der Alveolen zerstört (Abb. 2). Die Vielzahl der krebserzeugenden Substanzen im Tabakrauch kann durch Bindung an die DNA (Desoxyribonukleinsäure) zu bleibenden Mutationen und zur Tumorentstehung führen. Auch fördert das Nikotin möglicherweise die für das Wachstum von Tumoren wichtige Neubildung von Blutgefäßen [8, 10].

Abb. 2
figure 2

Auswirkungen des Rauchens auf die Atemwege. CC-Chemokin-Ligand 2 (CCL2), der auf den CC-Chemokin-Rezeptor 2 (CCR2) wirkt, um Monozyten anzuziehen, CXC-Chemokin-Ligand 1 (CXCL1) und CXCL8, die auf CCR2 wirken, um Neutrophile und Monozyten (die sich in der Lunge zu Makrophagen differenzieren) anzulocken, und CXCL9, CXCL10 und CXCL11, die auf CXCR3 wirken, um T-Helfer-1-Zellen (TH1) und zytotoxische T-Zellen vom Typ 1 (TC1) anzulocken. (Nach [11])

Zigarren, Zigarillos, Pfeife

Der Rauch von Zigarren, Zigarillos und der klassischen Pfeife wird seltener alveolär inhaliert, sondern eher in der Mundhöhle belassen (gepafft). Die gesundheitlichen Risiken und auch das suchterzeugende Potenzial dieser Produkte werden häufig unterschätzt [5]. Da Zigarren ähnliche Mengen der gleichen schädlichen Substanzen aufweisen wie Zigaretten, birgt das Rauchen von Zigarren auch ähnliche und teilweise sogar höhere Gesundheitsrisiken als das Rauchen von Zigaretten [12].

Merke

Rauchen von Zigarren birgt ähnliche und z. T. höhere Gesundheitsrisiken als das Rauchen von Zigaretten.

Das Risiko für die Entstehung von Lungenkrebs, COPD, interstitieller Lungenerkrankungen u. a. hängt ab von der Dauer und Menge sowie der Art des Konsums (paffen, inhalieren, [13]). Das Krebsrisiko wird in ähnlicher Größenordnung wie bei Zigaretten vermutet [14]. Einer Studie von Bofetta et al. [15] zufolge ist z. B. das Lungenkrebsrisiko bei nichtinhalativem Konsum um den Faktor 5 und bei inhalativem Konsum dieser Rauchwaren um den Faktor 28 erhöht. Darüber hinaus erhöht bloßes Paffen das Risiko für Krebserkrankungen im Bereich der Mundhöhle, des Kehlkopfs und der Speiseröhre [12]. Auch das Risiko, an COPD zu sterben, wird für Zigarrenraucher höher als beim Nichtraucher angegeben [5].

Infobox 1 Im Rauch einer Wasserpfeife enthaltene Substanzen [16]

  • Nikotin

  • Teer

  • Kohlenmonoxid

  • Benzol

  • Azetaldehyd

  • Formaldehyd

  • Brenzkatechin

  • Hydrochinon

  • 2‑Furanaldehyd

  • 5-(Hydroxymethyl)-2-Furanaldehyd

  • Glyzerin

  • 1,2-Propandiol

  • Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe

  • Tabakspezifische Nitrosamine

  • Metalle (u. a. Arsen, Chrom, Nickel und Kadmium)

Wasserpfeife

Beim Rauchen einer Wasserpfeife wird spezieller Wasserpfeifentabak mittels glühender Kohlen erhitzt und der entstehende Rauch über ein Mundstück inhaliert. Wasserpfeifentabak besteht aus Rohtabak, Feuchthaltemittel (Glyzerin, 1,2-Propylenglykol) und Aromastoffen. In Deutschland darf der Gehalt an Feuchthaltemittel entsprechend der Tabakverordnung maximal 5 % bezogen auf die Trockenmasse betragen [17]. Die große Vielfalt zugesetzter Aromen macht dieses Produkt v. a. für junge Menschen attraktiv und suggeriert unschädliches Rauchen [18, 19]. Neben Tabak werden beim Shisharauchen immer häufiger „steam stones“ (Dampfsteine) aus mit Glyzerin oder Propylenglykol sowie Aromen getränktem porösem anorganischem Trägermaterial oder Shishapasten aus Glyzerin, Diatomeenerde, Aroma- und Farbstoffen eingesetzt [20].

Nach einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2016 resultieren die gesundheitlichen Risiken beim Konsum einer Wasserpfeife v. a. aus der Freisetzung kanzerogener und anderer gesundheitsschädlicher Stoffe während des Verbrennungsprozesses unabhängig vom Tabakgehalt des Produktes ([16]; s. Infobox 1).

Auch bei der Nutzung von Shishasteinen und -pasten sind – abgesehen von Nikotin und den tabakspezifischen Nitrosaminen – insgesamt ähnliche Schadstoffprofile wie bei Tabakmischungen zu erwarten [16].

Die Abschätzung der gesundheitlichen Risiken durch den Konsum von Wasserpfeifen ist schwierig, da sie v. a. vom Rauchverhalten der Konsumenten abhängen. Das BfR schätzt die gesundheitlichen Risiken beim täglichen Wasserpfeifenkonsum ähnlich ein wie bei moderatem Zigarettenkonsum (ca. 10 Zigaretten/Tag; [16]). So konnte bei Wasserpfeifenkonsumenten eine ähnliche Reduktion der Lungenfunktion wie bei Zigarettenrauchern gemessen werden, woraus sich Hinweise auf eine mögliche Entwicklung einer chronischen Bronchitis und COPD ergeben. Auch das Risiko für die Entstehung von Lungenkrebs scheint erhöht [13].

Merke

Die gesundheitlichen Risiken beim Rauchen von Wasserpfeifen entsprechen in etwa dem des Konsums von 10 Zigaretten/Tag.

Allerdings birgt das Rauchen von Wasserpfeifen zusätzliche Risiken wie Vergiftungen durch Kohlenmonoxid – hauptsächlich bedingt durch die Verbrennung der Kohle – sowie Ansteckungen mit Infektionskrankheiten (u. a. Tuberkulose, Influenza, Herpes-simplex‑, SARS-CoV-2-Infektion [SARS-CoV-2: „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“]), da in geselliger Runde gewohnheitsmäßig mehrere Nutzer gleichzeitig ein Mundstück nutzen [21].

Merke

Der Konsum einer Wasserpfeife birgt zusätzlich das Risiko für CO-Vergiftungen und eine Ansteckung mit Infektionskrankheiten.

Nichtbrennbare Tabakprodukte

Nichtbrennbare, inhalierbare Tabakprodukte – die Tabakerhitzer   – werden von der Tabakindustrie als gesündere Alternative zum Zigarettenrauchen proklamiert. Der derzeit am häufigsten genutzte Tabakerhitzer ist IQOS („I quit ordinary smoking“) von Philip Morris International (PMI), der seit 2017 auch in Deutschland erhältlich ist. Spezielle Tabakstifte („heets“) aus stark verarbeiteten und mit viel Glyzerin versetztem Tabak werden hier elektronisch auf ca. 350 °C erhitzt. Das entstehende Aerosol wird in einem Polymerfilmfilter abgekühlt und anschließend durch einen weiteren Filter, wie er für Zigaretten typisch ist, inhaliert [22].

Über die Schadstoffe in den Emissionen von Tabakerhitzern liegen nur wenige von der Tabakindustrie unabhängige Untersuchungen vor. Das BfR in Deutschland und eine Forschungsgruppe am „National Institut für Public Health“ (NIPH) in Japan wiesen nach, dass der Gehalt an bestimmten Karbonylverbindungen in den Emissionen des Tabakerhitzers IQOS gegenüber herkömmlichen Tabakzigaretten um 80–96 % und die Gehalte an flüchtigen und semiflüchtigen Verbindungen sogar um 97–99 % niedriger liegen als in den Emissionen konventioneller Zigaretten [23, 24]. Allerdings enthalten Aerosole von Tabakerhitzern auch Substanzen, die im Rauch herkömmlicher Tabakzigaretten nicht vorkommen [25]. So fanden Davis et al. [26] in einer Studie mit IQOS hochgiftiges Formaldehydzyanohydrin . Auch die „European Respiratory Society“ (ERS) beschreibt für Tabakerhitzer die Freisetzung einer erheblichen Menge krebserregender tabakspezifischer Nitrosamine, toxischer und reizender Substanzen sowie potenzieller Karzinogene [27].

Merke

Die Emissionen von Tabakerhitzern enthalten weniger der im Zigarettenrauch bekannten Schadstoffen, aber auch Substanzen, die im Zigarettenrauch nicht vorkommen.

Ob der Konsum von Tabakerhitzern weniger gesundheitsschädlich ist als der herkömmlicher Tabakzigaretten, ist nach wie vor unklar [23]. In einer Reihe aktueller, von der Tabakindustrie unabhängiger Studien verdichten sich mittlerweile die Hinweise auf die negativen Auswirkungen u. a. auf die Alveolarepithelzellen, die systolische und diastolische Funktion des Herzmuskels, die Aortensteifigkeit und die zentrale Hämodynamik sowie die Entstehung von für das Zigarettenrauchen typischen Biomarkern [28, 29, 30, 31, 32, 33, 34]. In anderen Studien wurde für Tabakerhitzer eine geringere Schädlichkeit als für herkömmliche Zigaretten festgestellt. Beim Umstieg von Tabakzigaretten auf Tabakerhitzer verbessere sich die Endothelfunktion, sinke die Belastung durch oxidativen Stress und verringere sich die Thrombozytenaktivität und die CO-Belastung [35]. Zwar würden auch Tabakerhitzer oxidativen Stress und entzündliche Reaktionen verursachen, aber erst nach viel intensiverer Exposition [32]. Außerdem würden Tabakerhitzer die ausgeatmete Menge CO, die O2-Sättigung und die Funktion der Atemwege in nur sehr geringem Umfang beeinflussen [36].

Im Hinblick auf die Suchtentwicklung muss von einem ähnlich süchtig machenden Potenzial der Tabakerhitzer wie für Tabakzigaretten ausgegangen werden, da der Nikotingehalt im Aerosol von Tabakerhitzern gleich hoch oder nur unwesentlich geringer als im Rauch von herkömmlichen Zigaretten ist [25].

Merke

Tabakerhitzer haben wahrscheinlich ein ähnlich suchterzeugendes Potenzial wie herkömmliche Zigaretten.

Tabakfreie Rauchprodukte

Kräuterzigaretten

Tabakfreie Rauchprodukte enthalten anstelle von Tabak Mischungen aus Pflanzenteilen, Kräutern oder Früchten [5]. In diesen Zigaretten ist zwar kein Nikotin vorhanden, jedoch viele gesundheitsschädliche und v. a. krebserzeugende Substanzen wie auch in klassischen Tabakzigaretten [37, 38]. In Deutschland ist diese Art von Zigaretten bisher wenig verbreitet. In anderen Ländern erfreuen sich Kräuterzigaretten aber zunehmender Beliebtheit, weshalb Agnihotri et al. [39] in ihrer aktuellen Studie Kräuterzigaretten bereits als „next hurricane on horizon“ bezeichneten.

Dampfprodukte

E-Shisha/E-Zigarette

Beide, E‑Shisha und E‑Zigarette, weisen das gleiche Wirkprinzip auf. Eine aromatisierte Flüssigkeit wird elektronisch durch eine Batterie oder einen Akku erhitzt und in Dampf umgewandelt, der inhaliert werden kann. Die dampfbaren Liquids bestehen sowohl für E‑Zigaretten als auch E‑Shishas überwiegend aus Propylenglykol und/oder Glyzerin und zugesetzten Aromen [40]. Während die Liquids in E‑Shishas in der Regel nikotinfrei sind, werden die für E‑Zigaretten mit unterschiedlichem Nikotingehalt (0–20 mg/ml) angeboten [41].

Merke

Die Liquids in E‑Zigaretten enthalten Propylenglykol/Glyzerin, Aromastoffe und meistens Nikotin.

Die gesundheitlichen Gefahren durch die E‑Zigaretten/E-Shishas werden kontrovers diskutiert. In einer umfangreichen Literaturübersicht, die vom „Health Research Board Dublin“ 2020 publiziert wurde [42], wurden 361 Studien (2005–2019) analysiert: Einerseits wurde über akute Schäden durch Vergiftungen mit Bestandteile in den Liquids (v. a. Nikotin), Verbrennungen und Knochenbrüche durch explodierende Akkus sowie Verletzungen der Lunge und Verschlimmerung von Asthma berichtet. Außerdem wurden durch den Konsum von E‑Zigaretten chronische Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Atemwege festgestellt, die hauptsächlich auf Metalle und flüchtige organische Verbindungen zurückzuführen sind. Ebenso wurden Karzinogene für Lungen‑, Mund- und Speiseröhrenkrebs sowie Biomarker für Blasenkrebs ermittelt [42]. Einem Bericht der WHO (Weltgesundheitsorganisation) zufolge ist der Gebrauch von E‑Zigaretten sehr wahrscheinlich mit der Entstehung von Asthma und COPD assoziiert. Zudem erhöhen einige der zugesetzten Aromastoffe, wie z. B. Vanille- und Zimtaromen die Toxizität des Aerosols. Der für die Erzeugung von Butteraroma verwendete Aromastoff ist bekannt dafür, eine Bronchiolitis obliterans zu verursachen [43].

Merke

Bestimmte Aromen in E‑Zigaretten können eine Bronchiolitis obliterans verursachen.

Andererseits schienen einige Atemwegs‑, Herz-Kreislauf- und orale Erkrankungen bei E‑Zigaretten-Nutzern seltener zu sein als bei Konsumenten herkömmlicher Zigaretten [42]. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) stuft E‑Zigaretten zwar als sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich als Tabakzigaretten ein, jedoch sind die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit bisher nicht bekannt [41].

Im Sommer 2019 traten in den USA gehäuft Fälle schwerer Pneumonitiden bei jungen Menschen nach dem Konsum von E‑Zigaretten auf. Ursächlich für die als EVALI („e-cigarette or vaping associated lung injury“) bezeichnete Erkrankung wird das Vitamin-E-Azetat in THC-haltigen (THC: Tetrahydrocannabinol) E‑Liquids angesehen, das diesen wahrscheinlich als Streckmittel zugesetzt wurde. Noch aber ist unklar, ob das Vitamin-E-Azetat allein für diese sog. Lipoidpneumonie oder chemisch-toxische Pneumonitis verantwortlich ist [44].

Schnüffelstoffe

Als Schnüffelstoffe (Tab. 1) werden industrielle Lösungsmittel unterschiedlicher chemischer Struktur missbräuchlich konsumiert. Meist handelt es sich um Benzin, Azeton und andere Fluorkohlenwasserstoffe. Ihre Dämpfe und Gase gelangen durch das Einatmen in die Blutbahn und verursachen bereits nach Sekunden einen kurzen Rausch. Wiederholtes Einatmen (Schnüffeln) führt zu stundenlangen Rauschzuständen [45]. Schnüffelstoffe sind besonders bei Kindern und Heranwachsenden beliebt, um einen bewusstseinsveränderten, euphorischen Zustand zu erreichen [46].

Tab. 1 Häufig genutzte Schnüffelstoffe. (Mod. nach [46])

Missbrauch von Schnüffelstoffen kann zu Asphyxie infolge zentralnervöser Depression des Atemzentrums, Verdrängung des Sauerstoffs im Blut durch inhalierte Substanzen sowie einen zusätzlich induzierten Laryngospasmus führen. Bei langfristiger Inhalation von Schnüffelstoffen kommt es zu Schädigungen des Lungengewebes [46]. So wurden Fälle von pulmonaler Hypertonie, akuter Atemnot, erhöhtem Atemwegswiderstand, vermehrtem Residualvolumen und eingeschränkter Ventilation berichtet. Einige Kohlenwasserstoffe, wie Trichlorethylen, können eine direkte chemische Pneumonitis verursachen. Toluolmissbrauch wird mit einem panlobulären Emphysem und dem Goodpasture-Syndrom in Verbindung gebracht [47]. Häufigere Befunde sind entzündliche Infiltrate durch Mikroaspirationen nach Erbrechen.

Bei sprayförmigen Haft- und Klebstoffen stehen neben den toxischen die adhäsiven Eigenschaften im Vordergrund. Denn hierdurch werden der Flimmerepitheltransport behindert und durch partielle Obliteration der Luftwege und mechanische Auskleidung alveolärer Diffusionsflächen der Luftstrom reduziert [46].

Merke

Bei Inhalation von Schnüffelstoffen wirken sowohl toxische als auch adhäsive Eigenschaften schädigend auf die Lunge.

Illegale inhalative Suchtmittel

Cannabis

Cannabis ist nach Tabak das weltweit am weitesten verbreitete inhalative Suchtmittel [48] und in Deutschland die am häufigsten konsumierte illegale Droge [49]. Der inhalative Konsum von Cannabis (sog. Kiffen) erfolgt meist gemischt mit Tabak als Joint. Zudem können Cannabisprodukte auch in Wasserpfeifen (Shisha, Bong), Haschpfeifen oder Vaporizern konsumiert werden [49]. Die Cannabispflanze enthält die psychoaktive Substanz THC, der der Hauptteil der berauschenden Wirkung von Cannabis zugesprochen wird.

Merke

Cannabis ist nach Tabak das weltweit am weitesten verbreitete inhalative Suchtmittel und die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland.

Eindeutige Schlussfolgerungen für langfristige Folgen von Cannabiskonsum auf Lunge und Atemwege sind derzeit noch nicht möglich, da in den meisten Studien nicht zwischen den überlappenden Effekten des Tabak- und des Cannabiskonsums differenziert wurde. Die Karzinogene und respiratorischen Toxine in Cannabis- und Tabakrauch sind zwar ähnlich, dennoch scheinen sich die Folgen des Cannabisrauchens von denen des Tabakrauchens zu unterscheiden [50, 51]. So gilt die Entwicklung einer chronischen Bronchitis durch anhaltenden Cannabiskonsum mittlerweile zwar als fast gesichert [52], hinreichende Beweise, dass Cannabis COPD verursacht, fehlen aber [50].

Merke

Eindeutige Schlussfolgerungen für langfristige Folgen von Cannabiskonsum auf Lunge und Atemwege sind derzeit noch nicht möglich.

Auch allergische Reaktionen einschließlich Asthma sowie Assoziationen mit Lungenemphysem, Lungenkrebs und Pneumonien sind möglich, aber nicht eindeutig belegt [50, 52]. Zudem wurde in einigen Kasuistiken über Pneumothoraces, Pneumomediastinum sowie grobbullöse Lungenerkrankungen im Zusammenhang mit inhalativem Cannabiskonsum berichtet, jedoch auch hier ist der Zusammenhang nicht eindeutig bewiesen ([52]; Tab. 2).

Tab. 2 Bronchopulmonale Auswirkungen von inhalativem Cannabiskonsum [52]

Kokain (Crack, Freebase)

Crack und Freebase sind chemisch verarbeitetes Kokain in rauchbarer Form. Beide Formen gelangen beim Rauchen innerhalb von Sekunden in die Blutbahn, lösen einen sehr starken, aber kurzen Rausch aus und können zu einer schweren psychischen Abhängigkeit führen [53]. Das Rauchen von Kokain verursacht sowohl akute als auch chronische Schädigungen der Lunge. Die am häufigsten und innerhalb von 48 h nach Crackinhalation auftretenden Atemwegssymptome sind Husten mit dunklem Sputum (kohlenstoffhaltiges Material), Brustschmerzen, Dyspnoe, Hämoptysen und Keuchen. Dieses als Cracksyndrom oder Cracklunge bezeichnete Krankheitsbild ist mit einer diffusen Alveolarblutung assoziiert und kann gelegentlich mit einer Eosinophilie einhergehen [54].

Merke

Eine Cracklunge geht mit Husten mit dunklem Sputum, Brustschmerzen, Dyspnoe, Hämoptysen und Keuchen einher.

Infolge der speziellen Rauchtechnik von Crack – tiefe Inhalation gefolgt von einem Valsalva-Manöver (forcierte Exspiration gegen die verschlossene Mund- und Nasenöffnung bei gleichzeitigem Einsatz der Bauchpresse) – kann ein Barotrauma mit der Entwicklung eines Pneumomediastinums und eines Pneumothorax entstehen. Diese Komplikation heilt in der Regel folgenlos ab [55, 56]. Weiterhin kommt es durch Inhalation des heißen Rauchs bzw. durch Verunreinigung mit brennbaren Lösungsmitteln (z. B. Äther) zu gravierenden Verbrennungen im Bereich der Atemwege [55]. Andauernder Crackkonsum führt zu einer Reihe histopathologischer Lungenveränderungen einschließlich Fremdkörpergranulomatose, Bronchiektasien und rezidivierenden Alveolarblutungen, sodass fortdauernder Crackkonsum mit der Entwicklung einer schweren Lungenfibrose, einer Adenopathie des Hilus, einer chronisch interstitiellen Lungenerkrankung, von Gewebsinfarkten sowie eines bullösen Emphysems in Verbindung gebracht wird. Weiterhin werden bei den Konsumenten organisierende Pneumonien, pulmonale Hypertonie und Tumoren beobachtet ([54, 57]; Tab. 3) Biopsie- oder Autopsieproben zeigen eine diffuse Alveolarschädigung und hyaline Membranbildung [54, 55, 57].

Tab. 3 Häufig auftretende Lungenschädigungen und Symptome bei Crackkonsumenten. (Mod. nach [57])

Heroin

Heroin kann auf 2 unterschiedliche Arten inhaliert werden. Einerseits wird es auf einem Stück Alufolie erhitzt, hierdurch verflüssigt und verdampft und so mittels eines Aluröhrchens inhaliert („chasing the dragon“). Andererseits kann Heroin nach Mischen mit Tabak als Zigarette geraucht werden („snow cone“). Die inhalative Aufnahme von Heroin ist nach der i.v. Aufnahme die suchterzeugendste, da die Wirkung sehr schnell einsetzt und ein leichter „flash“ entsteht. Aufgrund des raschen Wirkungseintritts bei dieser Konsumform ist die Gefahr einer Überdosierung aber geringer [58, 59]. Respiratorische Komplikationen treten jedoch nicht nur bei inhalativem Konsum aufgrund der Lungentoxizität, sondern auch bei i.v. Konsum infolge der systemischen Wirkung ein.

Merke

Beim Konsum von Heroin treten respiratorische Komplikationen nicht nur bei inhalativem, sondern auch bei i.v. Konsum auf.

Bei inhalativem Heroinkonsum werden interstitielle Pneumonien, Bronchiektasien, Aspirationspneumonien, eosinophile Pneumonien, nichtkardiale Lungenödeme, COPD, insbesondere vom emphysematösen Phänotyp, sowie schwere und sogar tödlich verlaufende Fälle von Asthma beobachtet. Auch die Entstehung von Lungenkrebs wird diskutiert, wobei hier die Rolle des Heroins noch unklar ist, da häufig gleichzeitig Tabak geraucht wird [60, 61].

Indirekte pulmonale Effekte von Heroin umfassen akutes Atemnotsyndrom infolge verringerter Sensitivität der pCO2-Rezeptoren (pCO2: Kohlendioxidpartialdruck) und einer Steifigkeit der Atemmuskulatur, der Kehlkopfstrukturen und der Brustwand, zudem nichtkardiales Lungenödem, Lungenentzündung und Lungenabszess infolge von Aspiration, Hypoxie und immunsuppressiven Effekten sowie septische Lungenembolie aufgrund septischer Thrombophlebitis. Auch Fälle von Pneumothoraces bei dem Versuch der Injektion von Heroin in die V. jugularis interna wurden berichtet [60].

Trotz der erheblichen Belastungen von Lunge und Atemwegen durch die inhalative Applikation von Heroin wird diese Konsumform im Hinblick auf das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko als gesundheitlich deutlich weniger riskant im Vergleich zum i.v. Konsum angesehen [61].

Fazit für die Praxis

  • Beim inhalative Konsum der unterschiedlichen brennbaren Tabakprodukte treten die gleichen Schädigungen von Lunge und Atemwegen auf.

  • Das Aerosol von E‑Zigaretten und Tabakerhitzern enthält weniger Schadstoffe als das herkömmlicher Zigaretten. Welche Auswirkungen dies hat, ist noch nicht hinreichend bekannt.

  • Die gesundheitlichen Risiken beim täglichen Wasserpfeifenkonsum sind denen des moderaten Zigarettenkonsums mit 10 Zigaretten/Tag vergleichbar.

  • Die langfristigen Folgen von Cannabiskonsum auf Lunge und Atemwege sind infolge des meist gleichzeitigen Konsums von Tabak schwer abzugrenzen.

  • Inhalativer Konsum von Kokain hat akute sowie chronische Schädigungen der Lunge zur Folge.

  • Heroin verursacht nicht nur bei inhalativem, sondern auch bei i.v. Konsum respiratorische Erkrankungen.

  • Die Inhalation von Schnüffelstoffen schädigt die Lunge aufgrund toxischer und adhäsiver Eigenschaften.